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Wendland & Adrian 02 - Die Krypta

Wendland & Adrian 02 - Die Krypta

Titel: Wendland & Adrian 02 - Die Krypta
Autoren: Thomas Görden
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verbogen werden. In der Kommune träumte man auch von einer eigenen Schule, einer Grundschule wenigstens, aber das würde wohl noch für längere Zeit ein Traum bleiben.
    Die Kinder hockten dicht zusammengekauert auf ihren Apfelsinenkisten. Die fünfjährige Tinka tröstete die schluchzende Tamara, ihre dreijährige Schwester. »He«, sagte Maggie, »ihr seht ja aus, als hättet ihr ein Gespenst gesehen!«
    Lukas sprang auf, rannte zu Maggie und umklammerte ihre Beine. Sie nahm ihn auf den Arm und spürte, dass er zitterte. »Der Boden hat so komisch gewackelt«, sagte Tinka.
    »Das habe ich auch gemerkt«, erwiderte Maggie tröstend. »Aber das war bestimmt nichts Schlimmes.« »Aber da war dieses komische Licht!« Lukas schniefte.
    »Was denn für ein Licht?«, fragte Maggie und streichelte ihm über den Kopf.
    »Es ist aus dem Boden gekommen«, sagte Tinka. »So ein blaues Leuchten. Ganz gruselig.«
    Maggie schüttelte den Kopf. »Habt ihr euch wieder gegenseitig Angst eingejagt? In unserem Keller gibt's keine blauen Lichter! Kommt, wir gehen hoch in den Hof, Fangen spielen. Und wenn ihr wollt, könnt ihr Frank ein bisschen beim Fahrradreparieren zugucken.«
    Die Kinder schienen tatsächlich froh zu sein, aus dem Keller ins Freie zu kommen, obwohl sie doch sonst so gerne dort unten zusammenhockten. Wenn sie sich Gruselgeschichten erzählten, wussten sie, dass sie sich selbst Angst einjagten, doch Maggie spürte deutlich, dass Lukas' Furcht echt war. Er hatte am ganzen Körper gezittert. Irgendetwas, das nicht bloß in ihrer Phantasie existierte, hatte den Kindern einen Schrecken eingejagt. Aber was?, fragte sich Maggie. Ein aus dem Boden dringendes blaues Licht - was um alles in der Welt sollte das gewesen sein?
    Ein paar Minuten später tobten die Kinder schon wieder ausgelassen im Hof herum und hatten ihre Angst vergessen.
    Vermutlich wäre niemand auf die Idee gekommen den weißlichgrauen Kasten aus Stahlbeton und Glas, in dem am Waidmarkt die Köhler Polizei residierte, schön zu nennen. Aber ein Polizeipräsidium sollte schließlich nicht einladend wirken wie ein Hotel.
    Susanne genoss es, endlich ein Büro für sich alleine zu haben - und eine Sekretärin, die sie sich allerdings mit drei Kollegen teilen musste, sodass es streng genommen nur eine Viertel-Sekretärin war. Den Schreibtisch von Hauptkommissar Moeller, ihrem alten Guru, der inzwischen pensioniert war, hatte sie mitgenommen, obwohl das klobige Möbelstück mit seinem verwitterten Holz eigentlich gar nicht zu der übrigen Büroeinrichtung passte. Aber über diesen, nun aschenbecherfreien Tisch waren so viele faszinierende und erstaunliche Verbrechen gewandert - mehr als ein Vierteljahrhundert Kölner Kriminalgeschichte -, dass sie sich einfach nicht von ihm trennen konnte. Von ihrem alten Fenster aus hatte Susanne St. Georg im Blick gehabt, die alte Basilika, was bei besonders grausigen Mordfällen vielleicht ein Trost hätte sein können, wenn Susanne religiös gewesen wäre. Vom neuen Fenster aus schaute sie wenigstens genau auf den einzigen Baum, der einsam den Parkplatz beschattete. Seit sie mit einer Schamanin befreundet war, sah sie Bäume in einem anderen Licht. Immerhin hatte sie sich von Chris sogar dazu überreden lassen, einen Baum zu umarmen, auch wenn sie sich dabei schrecklich albern vorgekommen war.
    Beim Gedanken an Chris Adrian musste Susanne unwillkürlich lächeln. Wie es ihr wohl ging? Es ist Zeit, dass wir uns wieder sehen, dachte Susanne. Das letzte Mal war noch im Dezember gewesen, vor Weihnachten. Immerhin telefonierten sie gern und ausgedehnt. Sie fragte sich, wie Chris die neue Kurzhaarfrisur stand, und ob Chris wirklich so dramatisch dicker wurde, wie sie am Telefon behauptete.
    Es klopfte. »Ja«, sagte Susanne.
    Tönsdorfs Bierbauch schob sich ein Stück ins Büro hinein. Seine Zigarette hielt er demonstrativ nach draußen auf den Flur. »Wir haben sie.«
    Susanne schaute ihn fragend an. »Dom-Karla und Hannes, den Seebär.«
    »Ah, die beiden Penner!« Susanne sprang auf und zog ihre Jacke über. »Dann los!« Tönsdorf winkte ab. »Keine Hektik, die entwischen uns nicht. Der Hannes schläft offenbar einen mächtigen Rausch aus und ohne ihn bewegt sich Karla keinen Meter vom Fleck.«
    Susanne schaute aus dem Fenster. Der dunstige Himmel sah nach Schnee aus. »Schon der dreiundzwanzigste März und immer noch Nachtfrost.« Sie schüttelte den Kopf. »Draußen schlafen - bei der Kälte!«
    »Ach, der Hannes ist ein
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