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Wen liebst du wirklich?

Wen liebst du wirklich?

Titel: Wen liebst du wirklich?
Autoren: Sara Wood
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Freundin dabei. Diese Sache ging nur ihn und Laura etwas an. Und ob es Laura gefiel oder nicht, sie würde gehen müssen. Am besten, er sagte es ihr geradeheraus. Schöne Worte würden nichts ändern.
    Cassian sah Laura an. Ihre Apathie machte ihn seltsam wütend. Warum schrie sie ihn nicht an und forderte von ihm eine Erklärung? Warum versuchte sie nicht wenigstens, ihn zum Teufel zu schicken? Stattdessen wartete sie mit einer Schafsgeduld darauf, dass die Welt über ihr zusammenstürzen würde.
    Am liebsten hätte er sie geschüttelt … irgendwie dazu gebracht, die Beherrschung zu verlieren und etwas Leidenschaft zu zeigen. Und gleichzeitig verspürte er den übermächtigen Wunsch, sie zu beschützen. Verdammt, was sollte er jetzt machen?
    Ärgerlich packte er sie beim Arm und spürte, wie sie zitterte. "Setz dich." Er drückte sie auf einen Küchenstuhl, ließ aber aus unerfindlichen Gründen eine Hand auf ihrer Schulter liegen, so dass er ihre Zartheit spüren musste. Angstvoll blickte sie zu ihm auf, und er befürchtete, sich in den Tiefen ihrer großen blauen Augen zu verlieren.
     
    Einigermaßen aus dem Gleichgewicht gebracht, zog Cassian sich einen Stuhl heran und setzte sich dicht neben Laura. Sie zuckte unwillkürlich zurück und umfasste verkrampft ihre Knie. Cassian hasste es, sie so zu sehen … als Sklavin ihrer Vergangenheit unter der gnadenlosen Knute von Tante Enid, die ihr jegliches Selbstbewusstsein ausgetrieben hatte. Ja, sie musste unbedingt fort von Thrushton Hall und ihr eigenes Leben … ihr wahres Ich finden.
    "Als ich sagte, dass ich nicht hier mit dir zusammen bleiben würde, Laura", begann er energisch, "meinte ich, dass du überhaupt nicht mehr hier wohnen würdest. Ich habe Thrushton Hall von Tony gekauft. Und ich ziehe hier ein."
    "Du ziehst … hier ein?" Sie blinzelte verwirrt.
    "Ganz recht. Du musst ausziehen. Und zwar schnell."
    Laura schüttelte entsetzt den Kopf. "Nein!" flüsterte sie verzweifelt. "Das ist mein Zuhause! Tony würde mir das nicht antun!"
    "O doch", widersprach Sue finster. "Er ist ein widerlicher Mistkerl."
    "Stimmt", pflichtete Cassian ihr aus ganzem Herzen bei.
    Laura sah Cassian beschwörend an. "Aber das ist doch … lächerlich! Ich lebe hier!"
    "Ab sofort nicht mehr."
    "Ich habe die Rechnungen bezahlt und das Haus unterhalten, seit Tony verschwunden ist! Du kannst uns nicht einfach vor die Tür setzen!" protestierte sie matt.
    "Uns?" Cassian erinnerte sich an die Fotos und blickte sich fragend um.
    "Mein Sohn", antwortete Laura leise und kämpfte mit den Tränen. "Adam. Er ist neun." Sie sah, dass Cassian im Geiste nachrechnete, und fügte trotzig hinzu: "Ja, ich war achtzehn, als er geboren wurde!"
    Doch Cassian zuckte nicht mit der Wimper. "Du und dein Sohn", sagte er ruhig. "Wohnt sonst noch jemand hier?"
    Laura verspürte plötzlich den Wunsch, ihn aus der Fassung zu bringen, so wie er sie aus der Fassung gebracht hatte. Eine Mischung aus Panik, Angst und Zorn veranlasste sie, ungewohnt ungestüm zu antworten: "Nein, ich bin allein. Ich hatte nie einen Ehemann … oder auch nur einen Lebensgefährten!"
    Jeder in der Gegend wusste, dass ein Handelsvertreter ihr mit schönen Worten geschmeichelt und sie verführt hatte. Inzwischen war auch ihr selbst längst klar, dass ihre augenscheinliche Unschuld und Naivität gepaart mit ihrer verzweifelten Sehnsucht nach Liebe damals ihr Verderben gewesen waren. Eine verhängnisvolle Nacht …, und neun Monate später wurde Adam geboren. Doch bei aller Reue und Scham hatte sie nun ihren Sohn, der von da an so viel Freude in ihren grauen Alltag gebracht hatte.
    Cassian schien von ihrem Geständnis allerdings wenig beeindruckt. "Ich verstehe", sagte er nur.
    "Nein, das tust du nicht!" widersprach Laura heftig. "Du tauchst hier einfach auf, behauptest, du hättest Thrushton Hall gekauft …"
    "Möchtest du den Kaufvertrag sehen?" Er langte in die Gesäßtasche seiner Jeans.
    Kreidebleich riss Laura ihm das Dokument aus der Hand, las die ersten Zeilen und musste endgültig der Wahrheit ins Auge blicken. Dies war Cassians Haus. Sie würde ausziehen müssen. "Nein! Ich glaube es nicht!" flüsterte sie entsetzt. Trotz ihrer lieblosen Kindheit verband sie mit diesem Haus ganz besondere Erinnerungen. Hier hatte einmal ihre Mutter gelebt. Und da sie ansonsten keinerlei greifbare Erinnerungen an ihre Mutter besaß, war es für sie immer ein Trost gewesen, dass sie tagtäglich sozusagen in den Fußstapfen ihrer Mutter
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