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Wen liebst du wirklich?

Wen liebst du wirklich?

Titel: Wen liebst du wirklich?
Autoren: Sara Wood
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Menschen vielleicht ihr Leben lang vergeblich strebten: unerschütterliches Selbstbewusstsein. Er war im Einklang mit sich selber, wohingegen sie immer im Schatten der Regeln anderer Menschen gelebt und ihr Verhalten dem Willen anderer Menschen angepasst hatte.
    Und sie sehnte sich danach, so zu sein wie er.
    Plötzlich lachte er da draußen herzlich. Seine dunklen Augen funkelten, er strahlte eine unbändige Vitalität aus, und Laura durchzuckte es heiß.
    "Das nenne ich Sex-Appeal!" flüsterte Sue beeindruckt. "Ist er nicht wie seine Mutter? Bathsheba, nicht wahr? Ein ungewöhnlicher Name. Er passte zu ihr."
    "Exotisch." Laura nickte. Cassians Mutter war die schönste und temperamentvollste Frau gewesen, die sie je gesehen hatte. Schwarze Locken und dunkle Augen, die wie Juwelen funkelten, wenn sie glücklich war. In den fünf Jahren, in denen Bathsheba Lauras Stiefmutter gewesen war, hatten sie und Cassian kaum Notiz von Laura genommen. Allerdings hatte Tante Enid sie auch so weit wie möglich voneinander fern gehalten. Und das Verhältnis zwischen Bathsheba und George Morris war ein tragisches Beispiel dafür gewesen, wie zwei Menschen sich lieben und dennoch auf Dauer nicht miteinander leben konnten. Ihre zutiefst unterschiedlichen Auffassungen vom Leben und vor allem auch von Cassians Erziehung schufen einen unüberwindlichen Graben zwischen ihnen.
    "Soweit ich mich erinnere, sind Bathsheba und Cassian damals über Nacht verschwunden", sagte Sue.
    "Ja", bestätigte Laura. "Eines Nachts sind sie einfach auf und davon. Ich war entsetzt und habe mich gefragt, wie sie zurechtkommen würden. Wie du weißt, hat George sich nie davon erholt." Sie erinnerte sich voller Mitgefühl. Ihr strenger, unbeugsamer Adoptivvater war tatsächlich an gebrochenem Herzen gestorben. Ein weiterer Beweis für die zerstörerische Kraft von Leidenschaft.
    "Nun, Cassian scheint jedenfalls seine Vorbehalte gegenüber Thrushton überwunden zu haben. Er kommt zum Haus!" rief Sue aufgeregt aus. "Warum muss das ausgerechnet dann passieren, wenn ich morgen in Urlaub fliege?"
    "Er wird sowieso nicht lange bleiben", wehrte Laura ab. "Du weißt doch, wie er dieses Haus gehasst hat. Ich wüsste auch nicht, warum er mich besuchen sollte. Er hat doch nie Notiz von mir genommen, und Tony hat er geradezu verabscheut …"
    Sie verstummte erschrocken. Ein Schlüssel drehte sich im Schloss der Haustür. Die Tür knarrte. Dann herrschte für einen Moment absolute Stille. Im nächsten Moment wurde die Küchentür kraftvoll aufgestoßen. Cassian erschien auf der Schwelle, groß und stattlich. Sichtlich irritiert ließ er den Blick durch die Küche schweifen und richtete ihn schließlich finster und ungläubig auf Laura.

2. Kapitel
     
    Beim Öffnen der Haustür war Cassian der Duft von frisch gebackenem Brot in die Nase gestiegen. Ein köstlicher Duft, der ihn dennoch ärgerlich innehalten ließ. Denn er konnte nur eines bedeuten: ein Mieter und damit langwierige Rechtsstreitigkeiten.
    Cassian verharrte einen Moment, um sich zu sammeln. Er hatte sich vorgestellt, bei seiner Ankunft auf Thrushton Hall allein zu sein, um die Dämonen der Vergangenheit ungestört zu vertreiben. Deshalb hatte er Jai in Marrakesch zurückgelassen und ihn mit einem ihrer Berberfreunde auf eine Bergtour ins Atlasgebirge geschickt.
    Allem Anschein nach musste er, Cassian, nun erst einmal einen unerwünschten Mieter vertreiben. Er verwünschte Tony, der ihm das verschwiegen hatte, und stieß ungeduldig die Küchentür auf. Und dann fiel sein Blick auf Laura.
    Er blieb wie vom Donner gerührt stehen. "Du?" fragte er ungläubig. Ausgerechnet sie! Sie hätte dieses Haus schon vor Jahren verlassen und ein neues Leben beginnen müssen! Als sie bei seiner schroffen Ansprache sichtbar zusammenzuckte, verspürte Cassian noch größere Lust, Tony bei ihrem nächsten Zusammentreffen den fetten Hals umzudrehen. Ihre großen blauen Augen blickten ihn argwöhnisch und vorwurfsvoll an. Ganz ohne Zweifel würde sie sich die Seele aus dem Leib weinen, wenn er sie vor die Tür setzte, und er würde sich wie ein Schuft fühlen.
    "Hallo, Cassian."
    Die fröhliche Begrüßung kam von einer Blondine an Lauras Seite.
    "Sue." Offenbar freute es sie, dass er sich noch an sie erinnerte. Cassian begutachtete Lauras beste Freundin mit einem Blick: Ehering, der etwas eng saß … schon eine Weile verheiratet, Gewichtszunahme nach Schwangerschaften oder weil es ihr zu gut ging oder beides. Ihre Kleidung war
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