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Wen liebst du wirklich?

Wen liebst du wirklich?

Titel: Wen liebst du wirklich?
Autoren: Sara Wood
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davon ist, entfernt." Ihr versagte die Stimme, und sie räusperte sich. "Ich wüsste gar nichts von ihr, wenn Mr. Walker nicht wäre …"
    "Wer?" warf Cassian aufhorchend ein.
    "Ein einsamer alter Mann, der immer übellaunig ist. Aber er kann nicht mehr gut laufen, deshalb gehe ich einmal in der Woche für ihn einkaufen. Er gibt mir eine Liste, und wenn ich ihm die Einkäufe dann bringe, beschwert er sich über die Hälfte, und dann geht es uns beiden besser." Sie verstummte und hing einen Moment ihren Gedanken nach. Aus heiterem Himmel hatte Mr. Walker einmal gesagt, ihre Mutter sei hinreißend gewesen. Und seiner Meinung nach sei Diana für den langweiligen George Morris viel zu schade gewesen.
    "Was hat er über sie gesagt?" erkundigte sich Cassian.
    Sein Interesse überraschte Laura. Aber sie antwortete lächelnd: "Dass sie das Leben leidenschaftlich geliebt habe."
    "Und noch etwas?"
    "Ja, sie sei liebenswert und sehr schön gewesen." Laura seufzte. "Da ich nichts dergleichen bin, hat er mich vermutlich nur aufgezogen. Und als ich ihn um weitere Informationen gebeten habe, hat er sich geweigert, mir noch mehr zu verraten."
    "Ich verstehe", sagte Cassian nachdenklich.
    "Der Punkt ist, dass mir dieses Haus viel mehr bedeutet als bloß eine Unterkunft aus Stein und Mörtel." Laura streckte beschwörend die Hände aus. "Thrushton Hall ist alles, was mir von meiner Mutter geblieben ist! Ich weiß nicht einmal, wie sie aussah oder wie oder warum sie mich verlassen hat. Außer dem Haus habe ich nichts, was mich an sie erinnert, Cassian, keinen einzigen Gegenstand, der einmal ihr gehört hat. Alles ist verschwunden. Die einzige greifbare Spur von ihr bin ich!"
    "Das glaube ich nicht", meinte Cassian kopfschüttelnd.
    "Aber es ist wahr!" rief sie verzweifelt. "Und deshalb stelle ich sie mir immer in diesem Haus vor. Dort am Herd hat sie gekocht, dort am Tisch hat sie gesessen und Tee getrunken. Wahrscheinlich hat sie oft am Fenster gestanden und auf das Moor geschaut, wie ich es tue. Ich kann sie mir vorstellen, wie sie ihre tägliche Hausarbeit erledigt. Wenn ich … Thrushton Hall verlassen müsste, bliebe mir nichts mehr von meiner Mutter … und das Wenige, was ich von ihr habe, bedeutet mir sehr viel." Sie verstummte und wartete gespannt auf Cassians Antwort.
    "Du musst Nachforschungen nach ihr anstellen", schlug er vor.
    "Unmöglich!" rief Laura aus. "Wahrscheinlich hat sie irgendwo ein ganz neues Leben angefangen, das ich durch mein Auftauchen zerstören könnte. Das möchte ich ihr niemals antun. Wenn sie mich hätte treffen wollen, hätte sie ja jederzeit kommen können. Ich kann nicht die Initiative ergreifen, verstehst du?"
    Cassian schwieg nachdenklich. "Du solltest aber die Wahrheit erfahren", sagte er schließlich.
    "Nein!" Verstand er denn nicht, welche Angst sie hatte, ihrer Mutter zu begegnen? Vielleicht wollte die ja gar nicht an ihren "Fehltritt" erinnert werden. Vielleicht war sie wirklich ein leichtlebiges Flittchen. Vielleicht … "Cassian", flüsterte Laura heiser, "ich möchte nicht nachforschen, weil … ich es nicht ertragen könnte, von ihr zurückgewiesen zu werden."
    "Ich glaube nicht …"
    "Woher willst du das denn wissen?" fuhr sie ihn an. "Sie hat mich im Stich gelassen, oder nicht? Sie ist auf und davon. Schön, vermutlich hat sie gewusst, dass sie gegen George sowieso keine Chance gehabt hätte. Als Anwalt hätte er so oder so das Sorgerecht für mich erstritten. Ehrlich gesagt, weiß ich nicht einmal, ob es deswegen eine gerichtliche Anhörung gegeben hat oder nicht. Vielleicht hat sie ja doch versucht, mich mitzunehmen. Ich werde es wohl nie erfahren." Sie sah Cassian an. "Mr. Walker hat gesagt, sie sei so lebenslustig gewesen. Wenn ich an deine Mutter denke, dann verstehe ich, warum ein temperamentvoller, lebenslustiger Mensch es hier nur schwer aushalten konnte."
    Cassian räusperte sich befangen. "Laura, das alles hat nichts mit mir zu tun. Ich sehe keinen Grund, warum du bleiben solltest. Entschuldige mich bitte."
    Er verschwand in der Eingangshalle. Laura hörte die Schritte mehrerer Männer. Vermutlich trugen die Umzugsleute jetzt seine Sachen herein. Sie barg das Gesicht in den Händen.
    Als Cassian sie einige Zeit später mit verweinten Augen aus der Küche kommen sah, wandte er sich bewusst ab und konzentrierte sich auf seine Anweisungen, wie die Umzugsmänner seine wenigen Habseligkeiten in der großen Eingangshalle stapeln sollten. Das war rasch erledigt. Er bedankte sich bei
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