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Wen liebst du, wenn ich tot bin?

Wen liebst du, wenn ich tot bin?

Titel: Wen liebst du, wenn ich tot bin?
Autoren: Arena
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Ich versuchte zu lachen.
    »Was denkst du nur für widerliches Zeug, Iris.«
    Ich schüttete Frosties in eine Schale und begann, sie zu essen, ohne darauf zu achten, ob ich mich mit Milch bekleckerte. Vielleicht dachte ich wirklich manchmal widerliches Zeug, aber wieso musste er ständig darauf herumreiten? In seinem Zimmer roch es immer nach gammligen Käsebroten, aber ich habe noch nie ein Wort darüber verloren.
    Am Nachmittag kam Dad von irgendwoher zurück und war ziemlich angespannt. Er hatte herausgefunden, dass er die Wohnwagenleute auf eigene Faust vertreiben durfte, solange er nicht »unverhältnismäßige Gewalt« anwendete; er sprach das aus wie den Namen eines exotischen Gerichts, das ihm suspekt vorkam.
    »Und was ist mit den vermaledeiten Kindern?«, fragte er. »Was soll ich mit denen machen? Ich wette, die haben diese Scheißer überhaupt nur aus diesem Grund in die Welt gesetzt.« Sam lachte.
    Die Polizei und die Gemeindeverwaltung könnten in dieser Sache tätig werden, aber sie hatten keine Eile damit, denn sie wussten, dass die Fremden sich dann einfach irgendwo anders breitmachten.
    »Und, was passiert jetzt?«, fragte ich.
    Er schüttelte den Kopf und wirkte plötzlich sehr müde. »Genau«, sagte er und kratzte sich am Bart. »Was passiert jetzt?«
    Den Bart ließ er sich erst seit Kurzem stehen. Ich konnte mich einfach nicht daran gewöhnen. Er hatte nämlich ein Grübchen am Kinn, es sah aus wie ein winziger Kinderpo. Ich fand es schade, dass man es nicht mehr sah.
    Sein Plan war, bei den Leuten aufzukreuzen und so zu tun, als wäre dies ihre letzte Gelegenheit zu gehen, ehe die Lage brenzlig wurde.
    Sam schnaubte spöttisch.
    »Was ist?«, herrschte ihn Dad an.
    »Meinst du wirklich, das bringt was?«
    »Ich meine wirklich, du solltest die Klappe halten.«
    Sam starrte Dad einige Sekunden lang an, dann schlurfte er aus der Küche.
    Dad blickte ihm nach. »Verdammter Bursche.«
    Oben hörte man Sams Zimmertür knallen.
    Vor ein paar Wochen war ein Brief von Sams Klassleiter gekommen. Beigelegt war eine Rechnung für ein Paar Fußballschuhe, die Sam angeblich auf das Dach des Schwimmbads geworfen hatte, was dieser jedoch bestritt. An dem Tag sei er lediglich in der Schule gewesen, um seine Prüfung in Kunst zu schreiben.
    Ich hatte einen kurzen Blick auf den Brief erhascht, als Dad Tee kochte. Ich mache mir Sorgen, weil Sams Betragen seit einiger Zeit zu wünschen übrig lässt, hatte Mr Starkey geschrieben. Gab es Veränderungen in seiner familiären Situation? Ha.
    Es war nicht das erste Mal, dass Sam Ärger hatte. Und es hatte auch schon schlimmere Scherereien gegeben. Vor ein paar Monaten, kurz vor Beginn der Prüfungsvorbereitungszeit, wurde Dad in die Schule zur damaligen Direktorin, Mrs Ryan, zitiert, weil Sam anscheinend eine Schlägerei mit Benjy angefangen hatte. Mit seinem besten Freund. Man hatte die beiden nach Hause geschickt und Sam gewarnt, dass seine Versetzung gefährdet sei. Ich konnte es nicht fassen. Bisher war er immer ein so guter Schüler gewesen.
    Schon von klein auf waren Benjy und Sam die besten Freunde. Benjys Mutter und Mum hatten in der Entbindungsstation nebeneinandergelegen und machten sich gegenseitig zu Patentanten. Und jetzt hatte Sam Benjy die Lippe blutig geschlagen.
    Dad hatte ihm das noch immer nicht verziehen. Leise vor sich hin fluchend verließ er nun die Küche. Bestimmt hatte er vor, die Wohnwagenleute zur Rede zu stellen.
    Ich lief nach oben, um zuzusehen. Sam kam aus seinem Zimmer, weil er mitkriegen wollte, was los war. Auch wenn er es nicht zugab, er war genau so aufgeregt wie ich. Ich lächelte ihn an. Seine Stimmungsschwankungen waren manchmal wirklich albern.
    »Bester Zuschauerplatz im ganzen Haus«, sagte er und grinste übers ganze Gesicht, dass man das Grübchen auf seiner linken Wange sah. Er schubste mich von Dads Sessel. Ich überließ ihm den Platz und setzte mich stattdessen auf die Armlehne.
    Wir sahen zu, wie Dad über den Hof ging. Neben ihm trottete Fiasco und wedelte mit dem Schwanz. Die Sonne stand hoch. Die Mutter, der Vater und der Typ mit dem breiten Kinn saßen um das Feuer und redeten. Die Männer hatten vom Wetter gegerbte rote Gesichter, bestimmt arbeiteten sie ebenfalls im Freien.
    Die vier kleinen Kinder saßen nicht weit entfernt im hohen Gras und spielten Handklatschen. Sie waren schmutzig und wild und ich wäre gerne draußen bei ihnen gewesen. Von den Hunden und dem Jungen war keine Spur zu sehen.
    Besonders an den
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