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Wen die Erinnerung trügt - Crombie, D: Wen die Erinnerung trügt - Where Memories Lie

Wen die Erinnerung trügt - Crombie, D: Wen die Erinnerung trügt - Where Memories Lie

Titel: Wen die Erinnerung trügt - Crombie, D: Wen die Erinnerung trügt - Where Memories Lie
Autoren: Deborah Crombie
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Childs wiederzusehen – Denis , mahnte sie sich -, und seine Frau Diane hatte sich als
ganz reizend entpuppt, ebenso gesprächig, wie ihr Mann reserviert war. Ihr eigener Chef, Mark Lamb, war ein alter Bekannter von Duncan seit der Polizeiakademie, und Gemma hatte seine Frau Christine schon öfter bei dienstlichen Feiern getroffen.
    Alle waren voll des Lobes für das Haus gewesen, der geschmorte Lachs mit Fenchel war hervorragend angekommen, und das Einzige, was Gemmas Freude über das gelungene Essen ein wenig trübte, war die Tatsache, dass es zwischen Doug Cullen und Melody Talbot offenbar nicht so recht funken wollte.
    Sie war gerade aufgestanden, um Kaffee nachzuschenken, als das Telefon in der Küche klingelte. Kincaid, der am anderen Ende des Tisches saß, fing ihren Blick auf und zog fragend eine Braue hoch.
    Sie schüttelte den Kopf und formte mit den Lippen: »Ich gehe hin.« Es war ihr Privatanschluss, nicht Gemmas Handy, also war es wahrscheinlich nicht dienstlich. Ihr Herz krampfte sich vor Sorge ein wenig zusammen, wie immer, wenn die Jungs aus dem Haus waren – auch wenn sie wusste, dass sie bei Wesley Howard waren, der oft auf sie aufpasste und sehr verantwortungsbewusst war.
    Sie entschuldigte sich, ging mit der Kaffeekanne in der Hand in die Küche und nahm das Telefon von der Basisstation auf der Anrichte.
    »Gemma?« Es war eine Frauenstimme, und sie zitterte so, dass Gemma sie zuerst gar nicht erkannte. »Gemma, hier spricht Erika. Ich störe Sie wirklich sehr ungern, und dann auch noch am Samstagabend.Wie ich höre, haben Sie Gäste. Ich kann morgen noch einmal anrufen, wenn...«
    »Nein, nein, Erika, es ist schon in Ordnung«, versicherte Gemma ihr, wenngleich sie ein wenig überrascht war. Sie hatte Erika kennengelernt, kurz nachdem sie nach Notting Hill versetzt worden war, und obwohl sich zwischen ihnen eine Freundschaft entwickelt hatte, die Gemma viel bedeutete, hatte sie es
noch nie erlebt, dass Erika einfach so angerufen hätte – es sei denn, um sie zum Tee oder zum Lunch einzuladen oder um auf eine Einladung von Gemma zu antworten. Dr. Erika Rosenthal war eine pensionierte Hochschullehrerin, eine deutsche Jüdin, die zu Beginn des Krieges nach England emigriert war und sich als Historikerin einen Namen gemacht hatte; und sosehr Gemma sich durch die Aufmerksamkeit und die Unterstützung der alten Dame geschmeichelt gefühlt hatte, war Erika doch stets eifrig auf ihre Unabhängigkeit bedacht gewesen.
    »Ist etwas nicht in Ordnung?«, fragte Gemma nun. Sie stellte die Kaffeekanne ab und lauschte aufmerksam.
    »Ich weiß nicht recht«, antwortete Erika, und ihre Stimme gewann etwas von ihrem gewohnten Ton zurück, auch wenn ihr Akzent nach wie vor ausgeprägter war als sonst. »Aber es ist etwas sehr Sonderbares passiert, und ich glaube – ich fürchte sehr, dass ich Ihre Hilfe brauche.«

2
    Als sie die Juden holten, habe ich geschwiegen, denn ich war ja kein Jude.
     
    Zugeschrieben Pastor Martin Niemöller, Widerstandskämpfer gegen den Nationalsozialismus und ehemaliger U-Boot-Kapitän.
    Mai 1952, Chelsea
     
    Er kannte die Eigenheiten des Türschlosses so gut, dass es ihm trotz seiner leicht beeinträchtigten Koordination gelang, den Schlüssel umzudrehen und die Tür zu öffnen, ohne dass auch nur das leiseste Geräusch entstand. Allerdings nützte ihm diese Meisterleistung der Diskretion wenig, denn das Klicken, mit dem das Schnappschloss hinter ihm einrastete, konnte er unmöglich verhindern.
    »Gavin? Bist du das?«, rief Linda aus der Küche. Seine Frau hatte Ohren wie ein Luchs.
    Na, wer denn sonst?, dachte er.Vielleicht ein Einbrecher, der zufällig einen Schlüssel hat? Doch er seufzte nur und sagte: »Tut mir leid, dass es so spät geworden ist. Ich musste noch etwas erledigen.«
    »Und das ganze Revier hat dir dabei geholfen, wie?« Linda kam in die Diele und wischte sich die Hände an ihrer rosa Blümchenschürze ab. Sie rümpfte die Nase, womit sie ihm zu verstehen gab, dass sie den Geruch von Bier und Tabak auf fünf Meter Entfernung wahrnehmen konnte.Vielleicht eher ein Spürhund als ein Luchs, dachte er, und seine Mundwinkel mussten unwillkürlich gezuckt haben, denn sie
sagte: »Was ist daran so komisch? Du warst mit deinen Kumpels im Pub, und dein Abendessen ist wieder mal angebrannt.«
    Der unangenehm süßliche Geruch von angekokeltem Kartoffelauflauf mit Hackfleisch stieg ihm in die Nase, und sein Magen rumorte bedenklich. »Ich habe auf dem Revier etwas
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