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Wen das Feuer verbrennt (German Edition)

Wen das Feuer verbrennt (German Edition)

Titel: Wen das Feuer verbrennt (German Edition)
Autoren: Barbara Winter
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grunzte sie wie ihr Vater es immer getan hatte, wenn ihm
etwas missfallen hatte.
    „ Kann
ich irgendetwas für Euch tun Sir, um Euch die misslichen Umstände
Eurer Ankunft vergessen zu machen? Vielleicht möchtet Ihr den Staub
der langen und beschwerlichen Reise in einem heißen Bad abspülen?“
Ravenna grinste innerlich über den dezenten Hinweis des Butlers. Sie
roch, nein sie stank vermutlich fürchterlich. In der Tat hatte sie
das letzte Mal vor fünf Monaten gebadet. Auf hoher See war Süßwasser
äußerst knapp und rationiert gewesen. Mehr als zu einer täglichen
Katzenwäsche hatte es nie gereicht und selbst das war Kapitän
Shannigan noch ein Dorn im Auge gewesen. Der alte Seebär hatte
keinen Hehl daraus gemacht, das er den jungen Edelmann samt seiner
schweigsamen Haushälterin für überflüssigen Ballast hielt.
    Ravennas Blick
wanderte zurück zu dem jungen Burschen mit den braunen Haaren,
dessen dümmliches Gesicht beim Angebot des Butlers zu Eis erstarrt
war. Sie wußte nur zu gut was im Kopf des Burschen vor sich ging und
war sich sicher, dass er die späten Besucher innerlich verfluchte.
Es war kurz vor Mitternacht und alle schliefen bereits. Jetzt noch
mal Wasser kochen - das konnte dauern! Dennoch war das Angebot eines
heißen Bades einfach zu verlockend, als dass Ravenna es abschlagen
konnte: „Vielen Dank, Johann, wir nehmen dieses überaus großzügige
Angebot dankend an!“
    Der junge Bursche
namens William schlurfte mürrisch davon, während Ravenna und Eliza
staunend, die für sie vorgesehenen Gemächer betraten.
Irgendjemand
hatte bereits Feuer im Kamin gemacht. Beim Anblick des großen,
weichen Bettes konnte Ravenna verstehen, warum ihr der Butler noch
ein warmes Bad zu dieser späten Stunde empfohlen hatte. Das Bettzeug
und die Laken waren aus feinster Baumwolle, wenn nicht sogar aus
Seide. Zu teuer, um sie mit Lagen von Staub und Körpergeruch zu
verschmutzen. Ravennas Blick wanderte von dem großen Bett zu den
glänzenden Samtvorhängen, die vor den deckenhohen Fenstern hingen
und bereits zugezogen waren. Der Raum war nicht allzu groß, aber
genauso erlesen eingerichtet wie die Empfangshalle. Allerdings
strahlte er weit mehr Wärme und Behaglichkeit aus. Ravenna wusste
sofort, hier würde sie sich wohl fühlen.
    „ Ich
hoffe, es gefällt Euch!“ Der Butler musterte aufmerksam Ravennas
Gesicht.
    „ Die
Räumlichkeiten sind angemessen“ Ravenna bemühte sich ganz Mann,
um eine kühle, nüchterne Stimme. Ein Baronet geriet schließlich
wegen eines weichen, sauberen Bettes nicht in Verzückung.
    „ William,
der Bursche von eben, wird Ihnen das Bad nebenan zubereiten“ sagte
der Butler und war schon auf dem Weg zu einer tapezierten Wandtür.
Ravenna und Eliza folgten ihm neugierig und verstummten angesichts
des Luxus' im Nebenraum.
    Der Butler lächelte
stumm und stolz in sich hinein. Der junge Sir war doch nicht ganz so
weltgewandt, wie sein forsches Auftreten vermuten ließ.
    Ravenna und Eliza
waren von der Pracht des Raumes fasziniert. Teile der Wände und des
Bodens waren mit orientalischen, glasierten Kacheln versehen. Ein
Treppe führte in ein ebenfalls gekacheltes, in den Boden
eingelassenes Bassin, in dem man schwimmen konnte, sofern es mit
Wasser gefüllt war! Fackeln an den Wänden und ein behagliches Feuer
in einem großen steinernen Kamin tauchten das Bad in ein
schummriges, aber behagliches Licht.
    Im hinteren Teil des
Raumes gab es Ruhebänke aus Holz und..... Ravenna stockte der Atem:
große Ottomanen, Sofas und riesige Liegekissen, auf denen mehrere
Leute bequem nebeneinanderliegen konnten. Hinter seidenbespannten
Paravents standen große, bequeme Kupferwannen, in denen man
entspannt ein Bad nehmen konnte und zugleich genügend Privatsphäre
für eine gründliche Körperreinigung hatte. Aus einer der Wannen
stieg bereits heißer Wasserdampf auf.
    So etwas kannte
Ravenna nur von Abbildungen aus dem Orient. Sie schaute den Butler
ungläubig an.
    „ Das
ist ja wie im Orient!“ entfuhr es ihr unwillkürlich. Der Butler
nickte zustimmend.
    „Mylord hat
auf seinen zahlreichen Reisen viele, gute Ideen mitgebracht!“ sagte
Johann nicht ohne Stolz in der Stimme.
    „ Der
Duke geht noch auf Reisen?“
    Der Butler
schüttelte verneinend den Kopf: „Nicht mehr. Die Idee für das
orientalische Bad brachte er bereits vor vielen Jahren mit, als er
noch als junger Mann zur See fuhr“ gab Johann bereitwillig
Auskunft. In diesem Moment öffnete sich eine Tür und William,
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