Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wen das Feuer verbrennt (German Edition)

Wen das Feuer verbrennt (German Edition)

Titel: Wen das Feuer verbrennt (German Edition)
Autoren: Barbara Winter
Vom Netzwerk:
verbringen! Sie fröstelte von den kalten
Schauern, die ihr über den Rücken liefen.
    „ Vater!
Willst du wirklich, dass ich ein Jahr lang mit einem......,“ das
Wort wollte ihr kaum über die Lippen gehen „... einem Mörder
unter einem Dach lebe?“ Ravenna sprang entsetzt auf und ging
unruhig auf und ab. Nie im Leben würde sie jetzt noch diesem ohnehin
schon wahnsinnigen Plan zustimmen.
    Ihr
Vater versuchte sie zu beschwichtigen: „ Ravenna,
bitte! Ravenna, hör mir zu!“ Vor lauter Anstrengung bekam er einen
Hustenanfall, was Ravenna etwas ernüchterte. Sie folgte seiner
stummen Bitte und setzte sich widerwillig hin.
    „ Wenn
ich überzeugt wäre, dass Nicolas Eden ein Mörder ist, würde ich
dich niemals zu ihm schicken!“ Sein Atem ging rasselnd.
    „ Für
mich zählen Fakten. Nicolas Eden hat einen absolut tadellosen Ruf
als Geschäftsmann. Sein Handschlag ist Gold wert. Er hat den besten
Leumund, den man sich vorstellen kann und das will heutzutage etwas
heißen!“ James Sinclair pausierte erneut.
    „ Aber
Vater – Geschäfte und Mord sind zweierlei Dinge!“ Ravenna war
nicht so leicht zu überzeugen.
    „ Der
Mann lebt seit Jahren sehr zurückgezogen auf seinem Landsitz. Es
gibt keine Skandale mehr um ihn!“
    „Nicht mehr .....?!“
fragte Ravenna gedehnt. Das kam ja immer dicker!
    James Sinclair
ärgerte sich über seine ungeschickte Wortwahl und die Feinhörigkeit
seiner Tochter. Unwillig gestand er ein:
    „ Als
junger Mann war er sehr…. dem Genuss zugetan. Du weißt schon....
hier ein paar Gläser, dort ein paar Liebschaften...,“ brummelte
ihr Vater unwirsch. Es war ihm sichtlich unangenehm mit seiner
Tochter über solche Dinge zu
reden.
    „ Aber
das alles ist schon sehr lange her. Nicolas Eden ist mittlerweile ein
Mann in gesetztem Alter und hat mit der Londoner Gesellschaft nichts
mehr zu tun!“
    Ravenna versuchte
sich den alten Duke vorzustellen: Ein älterer, ergrauter Herr mit
Wohlstandsbäuchlein, der blind und einsam auf einem abgelegenen
Herrensitz lebte. Kein allzu verlockendes Schicksal.
    „ Hat
er Familie?“
    „ Ich
weiß nur von einer Schwester, die mit dem Viscount of Leicester
verheiratet ist. Er selbst hat keine Kinder. Zumindest keine
legitimen!“ Ihr Vater wirkte sehr mitgenommen und erschöpft.
    Je
länger Ravenna über das Gehörte nachdachte, umso mehr verdüsterte
sich ihr Blick. Ihr Vater bemerkte dies. Mit Tränen in den Augen
beschwor er seine Tochter: „ Ravenna,
du gehst als Mann und nicht als Frau nach Manor Garden. Du musst nur
ein einziges Jahr als Mann bei Nicolas Eden ausharren. Danach bist du
für immer frei und reich genug, um das zu tun, was du willst.
Verkaufe Timbergrove und fange mit dem Geld irgendwo ein neues Leben
an. Vielleicht in der neuen Welt in Amerika. Frauen haben dort mehr
Rechte. Dieses eine Jahr wird bestimmt nicht einfach werden und es
birgt auch einige Gefahren. Aber wir bereiten dich so gut wie möglich
darauf vor. Halte dich nur um Himmels willen von allem fern, was dich
entlarven könnte. Beschränke Kontakte auf ein Minimum. Vertraue
niemandem. Denke daran: Reden ist Silber, Schweigen ist Gold!“
Ravenna schüttelte ihre dicken, blonden Locken und wollte erneut
protestieren. Ihr Vater gebot ihr jedoch mit müder Hand Einhalt.
    „ Verschwende
nicht unnötig meine Kräfte, Ravenna. Bitte, tu was ich sage. Ich
kann sonst nicht in Frieden gehen. Es ist deine einzige Chance auf
ein gutes und sorgenfreies Leben. Ich habe alles bis ins Kleinste
geplant. Solange ich noch kann, werde ich alles tun, um aus dir einen
Mann zu machen!“

    James Sinclair hielt
was er versprochen hatte. Noch am selben Tag fielen Ravennas
Prachtlocken der Schere zum Opfer. Sie vergoss viele Tränen, als sie
die dicke Masse aus leuchtendem Gold am Boden liegen sah. Ihr Haar
reichte ihr nur mehr bis ans Kinn. Aber dieses Opfer musste sein,
denn ab sofort würde sie eine dieser unsinnigen weißen, gepuderten
Herrenperücken tragen, die bei den Männern des englischen Adels
derzeit en vogue waren. Ihr Vater und auch ihr Kindermädchen
Eliza riefen sie von Stunde an nur noch „Sir Raven“. Anfangs
klang das seltsam in Ravennas Ohren, doch schon nach einigen Tagen
reagierte sie bereits auf ihren neuen Namen.
    James Sinclairs
langjähriger indischer Schneider kam, um für Ravenna eine komplette
Jahreskollektion anzufertigen. Er wunderte sich wohl darüber, dass
er Männerkleidung für die junge Frau anfertigen sollte, aber für
ein paar Rupien mehr
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher