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Weltraumschwimmer

Weltraumschwimmer

Titel: Weltraumschwimmer
Autoren: Gordon R. Dickson
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gestattet. Man darf dabei die unbedingt erforderliche Selbstbeherrschung und Selbstdisziplin nicht außer acht lassen, will man sich nicht selbst der Möglichkeit berauben, die eine solche Selbstkontrolle der Evolution zu bieten hat. Kurz gesagt, man kann die Vorteile dieser Ethik nicht genießen, wenn man sie nicht anerkennt. Nur indem man sich in jeder Beziehung an sie hält, kommt man vorwärts, höher und immer höher, bis …“ Er hielt inne, mahnte sich zur Vorsicht.
    „Bis …“, fragte Pat nach einer Sekunde. „Bis was?“
    „Ich weiß es selbst nicht genau“, erwiderte Johnny ruhig. „Noch nicht. Ich weiß nur, daß über der obersten Sprosse der Evolutionsleiter etwas auf uns wartet – ein noch größerer Schritt, als der, der uns jetzt bevorsteht. Der Raumschwimmer, mit dem ich sprach, wußte es – er erwähnte es von sich aus …“ Leise, mehr zu sich als den anderen, zitierte er. „… und danach kein Fallen mehr. Aber ein langes Klettern zu dem neuen Licht, hinter das man nicht sehen kann, bis man hindurchtaucht – und fort ist!“
    Jetzt schwieg er. Niemand sprach. Selbst die Barone waren stumm, und das bleiche Licht des neuen Tages, das sie nun alle einhüllte, schien die Wahrheit seiner Worte in ihr Innerstes zu tragen, und ihre Gesichter kündeten davon.
    „Aber was jetzt?“ fragte Pat schließlich.
    „Jetzt kommt ein wirklicher Anfang“, erwiderte Johnny. „See und Land werden wieder zu einer menschlichen Gemeinschaft. Die Kinder der Zukunft sollen alle in der See geboren werden und ihre ersten Jahre in der Wiege des Ozeans verbringen. In den Meeren werden sie sich der Instinkte und Sinne bewußt, die die See in uns erweckt – und das auf der primitivsten Ebene, die für die Raumstraßen erforderlich ist. Im Wasser werden sie stark werden, ein wahres Glied dieser Welt, die sie die Kraft und Freiheit und Unabhängigkeit lehren wird und ihnen zu dem forschenden Geist verhilft – und das alles als selbstverständliches Geburtsrecht.“
    Er unterbrach sich, denn das Bild formte sich vor seinem inneren Auge und rollte sich auf, während er sprach. So klar wie die Erinnerung an seine eigene Kindheit sah er den Ozean der Zukunft und die seichten Riffe und die Küstengewässer voll drängender, freier junger Schwimmer.
    „Seht ihr es?“ fragte er die Seegeborenen.
    „Ich glaube schon …“, murmelte Maytig nachdenklich.
    „Ich sehe es!“ sagte Pat fest. Seine Augen strahlten. Schon jetzt klang die Musik der kommenden Jahre in seinem Kopf. Ein Blashorn schallte über die bewegte Meeresoberfläche, und Trompeten antworteten von den Berggipfeln an Land, während weit über dem Himmel das erste Wispern von Violinsaiten die Kinder der menschlichen Rasse zu sich rief, weiter, viel weiter, als selbst die Vorstellungskraft es vermochte.
    „… wenn sie im Meer aufgewachsen sind, kommen sie an Land“, fuhr Johnny fort. „Das Land mit all seiner Geschichte und allem, was es sie lehren kann, ist so notwendig für sie wie die See. Dann schließlich, wenn See und Land gemeinsam sie zu dem Punkt ihrer Entwicklung geführt haben, wo sie sich selbst weiterentwickeln und von allein die evolutionäre Ethik erringen können, dann werden sie – einer nach dem anderen, die Sternenstraßen beschreiten, wo ihre Arbeit wirklich beginnt.“ Die Bilder all der fernen Welten glühten in Johnny wie auch in Pat.
    „Dort draußen“, sprach Johnny weiter, „werden sie nach den Geheimnissen des Universums suchen. Sie werden Wege von den Sternenstraßen zu den Oberflächen anderer Welten finden. Sie werden Mittel erlangen, selbst die Herzen der Sterne zu passieren. Sie werden die Galaxis erforschen und werden weiterziehen zu den anderen Inseln des Universums. Sie werden ihren Weg machen. Denn das hier ist nur der Anfang. Diese Welt ist wie ein Ei, aus dem wir gerade erst geschlüpft sind – und alles andere wartet dort draußen auf uns.“
    „Ich verstehe nicht, weshalb …“, stammelte Wally Kutch. Er rang nicht mehr hilflos seine Hände, nun lagen sie zitternd vor ihm auf dem Tisch. Er starrte sie an, als wären sie selbständige, rebellische Kreaturen, die er nicht länger beherrschen konnte. „Warum sollten wir das tun? Weshalb die Erde verlassen? Was ist dort draußen, daß wir unser Zuhause aufgeben sollten?“
    Wieder herrschte Stille im Zimmer. Nicht einmal Johnny antwortete sofort. Die Stimme des alten, dicken Mannes hatte einen fast pathetischen, weinerlichen Klang, der sie alle
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