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Weltraumschwimmer

Weltraumschwimmer

Titel: Weltraumschwimmer
Autoren: Gordon R. Dickson
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–das ist doch das neue Spiel, nicht wahr?“
    Johnny öffnete die Lippen, doch Maytig kam ihm zuvor.
    „Nein“, antwortete sie und blickte fest in Poiras dunkle Augen. „Wir wollten nie etwas anderes als die See. Wir kehren nun in sie zurück. Und wenn Sie hier an Land uns in Frieden lassen, wird es Ihnen nicht einmal auffallen, daß wir die Welt mit Ihnen teilen. Unsere Evolution führt uns von Ihnen fort – und unser Weg ist nicht der Ihre …“
    „Nein“, unterbrach Johnny sie. „Nein, Maytig, nein.“
    Sie drehte sich zu ihm und starrte ihn an.
    „Wir gehen keinen anderen Weg als das Land“, erklärte Johnny. „Deshalb hatten wir auch kein Recht, den Feuerring gegen die Menschen an Land auszulösen. Pat hatte recht. Land und See befinden sich nun an einem Bruchpunkt in der Evolution. Und sie haben diesen Punkt gemeinsam erreicht, nur daß vier Generationen eines Lebens in der See notwendige, uralte Sinne in uns wiedererweckt haben, die auf dem Land verkümmerten und in Vergessenheit gerieten.“
    „Johnny!“ rief Pat mit strahlendem Gesicht. „Du weißt es …? Du hast den Beweis gefunden, daß das Seevolk noch eins mit dem Land ist?“
    Johnny nickte bedächtig.
    „Beweis“, erwiderte er, „in Form diverser Antworten von einem der älteren Raumschwimmer. Er hat es durchgemacht – so wie alle Lebensformen es durchmachen, wenn sie lange genug existieren und sich weiterentwickeln.“
    „Antworten?“ Poira starrte Johnny ungläubig an. „Von einer Raumfledermaus?“
    „Schwimmer!“ korrigierte Johnny. „Nennen Sie sie Schwimmer. Sie sind so zivilisiert wie wir Menschen in vergleichbaren Zeitaltern, trotz der Tatsache, daß sie so verschieden von uns sind, wie eine Lebensform es nur sein kann, und der weiteren Tatsache, daß sie unsere Lebensweise genausowenig begreifen können wie wir ihre. Aber ich hatte Tomi als Dolmetscher bei mir, und so konnte ich die Antworten bekommen. Sie werden als Wolken lebenden Gases geboren. Und sie entwickeln sich zu denkenden Wesen über eine für uns unvorstellbare Zeitspanne hinweg. Aber jene, die sich so weit entwickelt haben, wissen über diesen ‚Bruchpunkt’ Bescheid, an dem wir hier auf der Erde jetzt angelangt sind, denn sie erlebten ihn selbst.“
    „Welchen Bruchpunkt?“ fragte Maytig. Johnny blickte sie an. Der Schock schwand aus ihrem Gesicht. Ihre Augen wurden lebhaft.
    „Der Übergangspunkt zwischen den Stadien bewußter und unbewußter Evolution“, erwiderte er. „Es ist ein Übergang, den die Entwicklung einer evolutionistischen Ethik kennzeichnet.“ Sein Lächeln wirkte ein wenig schief, als er fortfuhr: „Deshalb wollten die älteren Raumschwimmer sich nicht mit den jungen oder mit Tomi unterhalten. Die jüngeren können beim besten Willen nicht verstehen, was die älteren beschäftigt, bis sie diese Ethik selbst entwickeln. Weil sie das von sich heraus und allein schaffen müssen, kann es nicht gelehrt werden. Aber wenn ein Geschöpf diese Ethik erst hat, beginnt es den Weg von seiner unbewußten zur bewußten evolutionären Entwicklung zu sehen.“
    „Ethik?“ fragte Poira. Und Wally Kutch hob den Kopf und blickte zum erstenmal seit Ebberlys Tod überhaupt auf. „Was ist diese Ethik?“ knurrte Poira. „Was soll dieses Gerede über die Eigenkontrolle unserer Evolution? Ich habe nie davon gehört.“
    „Dann haben Sie nie an den richtigen Orten die Ohren offengehalten, und auch nicht gelesen“, erwiderte Johnny. „Schon 1964 wiesen Männer wie Hudson Hoagland im Science Magazine auf die Möglichkeit hin, daß der Mensch seine Evolution selbst lenken und kontrollieren könne.“
    Er hielt inne und blickte die Gesichter zu beiden Seiten des langen Tisches an. Die der Seehauptleute und Maytigs verrieten, daß sie zu verstehen begannen. Die Barone jedoch tappten offenbar noch völlig im dunkeln. Pat schien der einzige, der bereits genau begriff, was Johnny sich zu erklären bemühte.
    „Ich verstehe nicht … Ich verstehe nicht“, wimmerte Wally Kutch in der Stille, die so plötzlich eingesetzt hat te. „Ihr Junge fliegt also zwischen den Sternen herum? Wo zu soll das gut sein? Und was geschieht in der Zwischenzeit mit uns hier? Was sollen wir tun? Kai ist tot … Alle sind durcheinander. Ich weiß nicht …“ Seine Stimme verlor sich in unverständlichem Gemurmel. Er verschränkte hilflos die Hände.
    „Tomi wird noch eine längere Zeit nicht zwischen den Sternen umherstreifen“, erklärte Johnny. Er blickte auf den
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