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Weltraumschwimmer

Weltraumschwimmer

Titel: Weltraumschwimmer
Autoren: Gordon R. Dickson
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versicherte ihm Johnny ungerührt. „Ich fürchte, Sie haben mich nicht richtig verstanden. Ich sagte, daß früher schon Kontinente versunken sind.“
    Ebberly grinste. „Und wer war dafür verantwortlich?“
    „Die Natur. Haben Sie schon einmal vom Feuerring gehört?“
    „Nein“, brummte Ebberly. Er lehnte sich in seinen Sessel zurück, behielt jedoch die Stifte in seinen Händen. „Nie gehört.“
    „Sie finden diese Bezeichnung in geologischen Werken. Es ist eine Linie vulkanischer Tätigkeit in und neben den Kontinenten, die an das tiefe Becken des Stillen Ozeans grenzen. Sie umringt das Becken und bedeckt ein Drittel des Globus. Ähnliche Ketten vulkanischer Tätigkeit gibt es auch anderswo. Sie stellen die Grenzlinien zwischen den einander entgegenwirkenden Kräften der Erdkruste im gegenwärtigen Stadium des Gleichgewichts dar.“
    „Gleichgewicht?“ fragte Ebberly.
    „Haben Sie schon einmal von der Tethyssee gehört?“
    „Nein, auch davon nicht.“ Er legte die Spitzen der Schreibstifte aneinander auf den Tisch.
    „Sie existierte vor dreißig bis fünfzig Millionen Jahren. Auch das finden Sie in den Geologiebüchern. Es gibt Illustrationen, wie sie ausgesehen haben muß.“
    „Nicht mein Fach.“ Ebberly schob die Stifte in einem anderen Winkel zusammen.
    „Die Tethyssee war im Grund genommen das weit über seine Grenzen gequollene Mittelmeer im Eozän. Sie bedeckte große Teile Südeuropas, Nordafrikas und Kleinasiens. Sie reichte sogar bis Indien und Burma. In dieser gleichen erdgeschichtlichen Epoche gingen hier in Nordamerika Landteile an der Atlantik- und Pazifikküste unter, und der Golf von Mexiko flutete nordwärts bis Südillinois.“ Johnny drehte sich zu Maytig um. „Die Geologen an Land wissen das doch, nicht wahr?“
    Sie nickte. Ihr Gesicht war so bleich wie Milas auf der anderen Tischseite, aber es war beherrscht.
    „Sie wissen es seit etwa zweihundert Jahren. Sand und Mergel der Tethyssee sind immer noch dort zu finden, wo sie das Land bedeckt hat. Die Sedimente, die die Grenzen kennzeichnen, nennt man Flysch. Das Land weiß es. In Colorado und Wyoming gibt es andere Ablagerungen von der See, die diese Gegend während des Eozäns bedeckte.“
    Johnny wandte sich wieder Ebberly zu. „Von den Forschungen John Jolys, eines Geologen des zwanzigsten Jahrhunderts, ausgehend, fanden unsere Leute die Auslösepunkte. Sie nahmen Bohrungen im Meeresboden bis zur Tiefe der Mohorovicic-Diskontinuität vor und legten dort nukleare Ladungen. Wenn wir sie zünden, lösen wir den Untergang großer Teile der gegenwärtigen Kontinente aus.“
    Er hielt inne. Ebberly spielte, ohne auf ihn zu achten, weiter mit seinen Stiften.
    „Verstehen Sie?“ rief Johnny. „Die Flut, die Erdbeben und was sie auslösen, würden Ihre Städte und vermutlich den größten Teil der Landbevölkerung vernichten. In der See brauchen wir uns nur in die Tiefe, fern von jedem Land, zurückzuziehen. Es wird natürlich zu Flutwellen und Seebeben kommen, aber sie würden uns nichts anhaben können. Danach würde sich in der Tiefsee kaum etwas geändert haben, aber fast das ganze noch übriggebliebene Land wäre nach dem Rückgang der Flut längere Zeit unfruchtbar. Es würden gut tausend Jahre vergehen, ehe es so grün wie früher sein könnte. Wenn die Sprengungen erst einmal ausgelöst sind, können die Verschiebungen der Erdrinde nicht mehr aufgehalten werden.“
    Ebberly blickte von seinen Schreibstiften auf und blinzelte zu Johnny hoch. „Kommen Sie doch näher. Ich kann Sie ja kaum sehen.“
    Tatsächlich schien es irgendwie dunkler in dem Zimmer geworden zu sein, obgleich das Fenster noch schwarz von der Finsternis außerhalb war, und die Deckenlampen wie bisher brannten.
    Der Boden war wie ein Schachbrett aus fußgroßen schwarzen und weißen Fliesen. Johnny hatte auf einer schwarzen Fliese gestanden, jetzt bewegte er sich einen halben Schritt und stellte sich auf eine weiße.
    „Sie glauben mir nicht“, sagte er zu Ebberly.
    „Nein“, knurrte Ebberly und blickte auf seine Stifte.
    „Weil es für Sie keinen Unterschied macht, ob es stimmt oder nicht“, sagte Johnny hart.
    Ebberlys Finger verkrampften sich um die Stifte. Er blickte zu Johnny hoch. Seine Augen waren von halbgeschlossenen, geschwollenen Lidern fast verdeckt.
    „Eine seltsame Feststellung“, sagte er mit ungewöhnlicher Ruhe.
    „Aber es stimmt, nicht wahr? Wenn es Ihnen nicht gelingt, das Seevolk so an Land zu bekommen, wie Sie es
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