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Weltraumpartisanen 28: Metropolis-Konvoi

Weltraumpartisanen 28: Metropolis-Konvoi

Titel: Weltraumpartisanen 28: Metropolis-Konvoi
Autoren: Mark Brandis
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schaltete das Radio ein – gerade noch rechtzeitig, um das meteorologische Bulletin des Tages zu hören: »… mit einer grundlegenden Veränderung der Wetterlage ist auch in den nächsten vierundzwanzig Stunden nicht zu rechnen.«
    Was die Erde brauchte, war Sonne. Was die Erde brauchte, war Regen.
    Der letzten Erhebung zufolge war die Weltbevölkerung auf 17,4 Milliarden Menschen angewachsen. Um ihre Ernährung sicherzustellen, hatte sich die Landwirtschaft mit Wissenschaft und Technik verbünden müssen. Und allen Unkenrufen zum Trotz war es bisher immer noch gelungen, Anschluß an die nächste Ernte zu finden.
    Die Staubkatastrophe hatte die Situation dramatisch verändert. Seit dem Mai war kein einziges Mal die Sonne durchgebrochen, seit dem Mai war kein einziger Tropfen Regen gefallen. Die Felder und Äcker hatten sich in knochentrockene Wüsteneien verwandelt. Es hatte keine Ernte gegeben, und wenn nicht bald ein Wandel eintrat, würde es auch keine Aussaat geben.
    Die VOR, noch mehr übervölkert als die Drei Vereinigten Kontinente, bekamen als erste den Hunger zu spüren. Und nun hungerte die ganze Welt.
    Und ganz besonders hungerten die fünfzig Millionen Einwohner der Stadt Metropolis. Es gab keine Vorräte mehr, und der Nachschub blieb aus.
    Auf das meteorologische Bulletin folgten die Nachrichten.
    »… hat Präsident Belinski-Hegel noch einmal betont, daß von seiten seiner Regierung alles getan wird, um die gegenwärtige Versorgungskrise zu meistern …«
    Hudson unterdrückte ein böses Auflachen.
    In welches Wolkenkuckucksheim hatte sich die Regierung geflüchtet, daß sie nicht einsah, daß die Schlacht längst verloren war? Sie nannte Krise, was doch längst eine Katastrophe war, und sprach vom Meistern, wo doch ihre Autorität von Stunde zu Stunde weniger galt.
    Hudson blickte hinab.
    Die Realität – das war das, was sich auf dem Antoine-Ibaka-Platz abspielte.
    Hudson wies seinen Piloten an, tiefer zu gehen.
    Es war vorauszusehen gewesen, daß es eines Tages so weit kommen würde. Es war ein Wunder, daß es sich bisher noch nicht zugetragen hatte. Aber jetzt war es so weit. Die Dämme der Zivilisation wurden rissig, gaben nach, brachen auseinander.
    Mitten auf dem Antoine-Ibaka-Platz lag umgestürzt ein Brottransporter der kommunalen Kinderhilfe. Gewiß, was da an Brot zur Verteilung gekommen war, setzte sich zusammen aus Mini-Rationen, aber es hatte doch dazu beigetragen, die Kindersterblichkeit in Grenzen zu halten. Und die Brottransporter waren geheiligte Fahrzeuge gewesen. Fortan würde nichts mehr heilig sein. Der hungernde Mob hatte den Brottransporter gestoppt, umgekippt und war nun damit beschäftigt, ihn zu plündern.
    Durch nachtdunkle Straßenschluchten bahnte sich rotes Flackerlicht den Weg. Die alarmierte Gendarmerie rückte an.
    Banda bemerkte: »Was wollen sie tun? Schießen?«
    Hudson hob müde die Schultern.
    Das war nicht der Schluß. Auch das war erst ein Auftakt. Fünfzig Millionen Menschen lebten in dieser Stadt. Bald würden es fünfzig Millionen böse Tiere sein. Und dann, falls kein Wunder geschah, würden schließlich auch die bösen Tiere verenden.
    Von der Großen Katastrophe blieb keiner verschont, weder die Armen – noch jene Reichen, die sich eine Wohnung im Exzelsior-Turm leisten konnten, dem teuersten Wohnsilo der Stadt. Bei gutem Wetter überblickte man von seinen oberen Stockwerken das gesamte urbane Panorama.
    Einen Atemzug lang stand der Helikopter röhrend über dem Landedeck, dann setzte er federweich auf. Rembert flog ihn gewissermaßen aus dem Handgelenk.
    Hudson und Banda sprangen heraus. Rembert klinkte die untere Luke auf. Auf der schrägen Ebene glitt die Trage ganz von selbst auf den rauhen Beton.
    »Brauchen Sie mich, Doktor?«
    »Hierbei nicht.«
    Der Exzelsior-Turm war 134 Stockwerke hoch. Ohne Strom wäre ein Krankentransport zum Alptraum geworden. Aber die Aufzüge waren in Betrieb. Das Kernkraftwerk, das diesen Teil der Stadt mit Energie versorgte, hatte – reiner Zufall – unmittelbar vor der Großen Katastrophe frisches Uran gebunkert.
    Im 85. Stock war die Tür mit der Nummer 8224 nur angelehnt. Ruth O’Hara stand wartend davor.
    Weiß Gott, dachte Hudson, der Commander war um sie zu beneiden.
    »Danke, daß Sie sich selbst bemühen, Frank.«
    »Um wen geht’s überhaupt, Ruth?«
    »Daniela van Dorp, eine Kollegin. Sie ist seit drei Tagen nicht mehr im Dienst gewesen. Ich hielt es für angebracht, nach ihr zu sehen. So fand ich
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