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Weltraumpartisanen 28: Metropolis-Konvoi

Weltraumpartisanen 28: Metropolis-Konvoi

Titel: Weltraumpartisanen 28: Metropolis-Konvoi
Autoren: Mark Brandis
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Partnerschaft.
    Ein Dichter hatte einmal in bezug auf Metropolis gesagt: Europa hat die Geschichte geliefert, Amerika Wagemut und Kühnheit – und Afrika den hämmernden Rhythmus des Lebens.
    Das Venedig des 21. Jahrhunderts hatte man Metropolis getauft – und in der Tat, nur mit der versunkenen Perle der Adria ließ sich die Hauptstadt der Drei Vereinigten Kontinente vergleichen. 
    Wohlweislich hatte man, als die Stadt entworfen wurde, die Schwerindustrie aus ihr herausgehalten, so daß ihre architektonische Schönheit durch keinerlei Rauch und Abgase verschleiert wurde. Gleich jener vielbesungenen Königin der Meere war sie ein Treffpunkt der Künstler und Dichter geworden, und die kulturellen und geistigen Impulse, die von ihr ausstrahlten, beeinflußten das Leben der Menschen in drei verschiedenen Erdteilen. Metropolis verfügte über sechzig Theater und Opernhäuser, über vierunddreißig Konzerthallen, über mehr als hundert Museen und – was vielleicht das Wichtigste war – über fünfundzwanzig Universitäten, die zugleich Forschungsstätten waren. In dieser Stadt, die nie zu schlafen schien, erschienen achtundvierzig verschiedene Zeitungen, wetteiferten zwölf Fernsehanstalten miteinander. In der Stadt selbst vergaß man nur allzu rasch, daß sie ein sorgfältig geplantes, am Reißbrett konzipiertes, künstliches Gebilde war. Millionen Kubikmeter Erde bedeckten den Untergrund aus salzwasserfestem Beton, Gärten, Parkanlagen und schattige Alleen waren entstanden: Technik und Natur waren eins geworden. 
    Eine Woche zuvor war ich nach Metropolis gekommen, um in meiner Eigenschaft als Erster Vormann der UGzRR die zweite Ausbaustufe der Fridtjof Nansen abzunehmen, für die ich die erforderlichen Gelder mühsam erkämpft hatte.
    Ein zusätzlicher Grund meiner Reise war es gewesen, den Vorstand der UGzRR dafür zu erwärmen, das neue Schiff mit einem Mann meines Vertrauens als Vormann zu besetzen – genau gesagt, mit Henry Mboya, der früher einmal als Bordingenieur unter mir geflogen war und mittlerweile auch den von zwei Schwingen gehaltenen Stern des examinierten Piloten trug.
    Für Konsul Lapierre, den Justitiar und diplomatischen Vertreter der Gesellschaft, der sich auf einer Geschäftsreise irgendwo befand, hatte ich eine ausführliche schriftliche Begründung meines Personalwunsches hinterlegt. Unter anderem hatte ich geschrieben: Man darf nicht übersehen, daß der Dienst auf einem Rettungskreuzer unter den Sternen moralische und charakterliche Anforderungen an einen Vormann stellt, denen man durch fachliche Qualifikation allein nicht gewachsen ist …
    »Noch Fragen, Commander?« Weiss drückte auf den Fahrstuhlknopf. »Ansonsten …«
    Die wenigen Punkte, die ich zu beanstanden gehabt hatte, waren bereits notiert. Im Prinzip gab es nichts auszusetzen, weder am Material noch an seiner Verarbeitung. Die Werft der VEGA, dieses halbautonomen raumfahrt-technischen Mammutkonzerns, zu dem die Venus-Erde Gesellschaft für Astronautik binnen der Jahrzehnte angewachsen war, stand konkurrenzlos da. Fast alle Prototypen der Astro-Flotten waren hier entstanden. Daß auch die Fridtjof Nansen hier gebaut wurde, war einzig und allein dem besonderen Entgegenkommen des VEGA-Direktors John Harris zu verdanken, meines ehemaligen Chefs.
    »Geben Sie mir das Protokoll. Ich unterschreibe.«
    »Im Büro.«
    Der Fahrstuhl brachte uns auf die Erde zurück.
    »Und wie ist das mit der Überführung nach Fertigstellung, Commander, ich meine, nach Las Lunas?«
    »Den Piloten der Fridtjof Nansen haben Sie neulich kennengelernt.«
    »Ach, dieser baumlange Kalifornier?«
    »Lieutenant Fairbanks ist Kanadier, Mr. Weiss.«
    »Richtig. Und der holt die Kiste ab?«
    »Entweder er allein. Oder zusammen mit Captain Mboya, falls dessen Bestallung zum Vormann bis dahin durch ist.«
    »Ziemlich bürokratischer Verein, Ihre UGzRR, oder?«
    »Nur der Vorstand. Unter den Sternen sieht’s ganz anders aus.«
    »Tatsächlich?«
    »Besuchen Sie uns doch mal.«
    Weiss zeigte mir ein gequältes Lächeln.
    »Ich baue Schiffe, Commander. Sie zu fliegen überlasse ich anderen. Einmal und nicht wieder.«
    »Und warum?«
    »Ich werde raumkrank – und das mit allen Schikanen. Was ich damals gelitten habe, will ich nicht noch einmal durchmachen.«
    Im Büro unterschrieb ich das Protokoll, drückte Mr. Weiss die Hand und begab mich zum Platztaxi, das draußen soeben vorfuhr.
    Ein Schatten huschte über mich hinweg. Ich blickte hoch. Eine Möwe war mit
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