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Weltraumpartisanen 28: Metropolis-Konvoi

Weltraumpartisanen 28: Metropolis-Konvoi

Titel: Weltraumpartisanen 28: Metropolis-Konvoi
Autoren: Mark Brandis
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kriegen?«
    »Wir werden’s gleich erfahren, denke ich.«
    Der Bildschirm war lebendig geworden. Das Nachrichtenstudio der Stella TV hatte sich eingeblendet. Der Sprecher stand mit ernstem Gesicht vor einer vereinfachten Planetkarte.
    »Wie wir soeben erfahren« , sagte er, »ist es offenbar nicht gelungen, den Planetoiden Ikarus in letzter Sekunde doch noch in eine Umlaufbahn um die Erde zu zwingen.«
    Der Studiosprecher demonstrierte am Modell, wie das Manöver eigentlich hätte verlaufen müssen.
    »Nun jedoch muß man davon ausgehen, daß aus der verlangsamten Eigenbewegung des Planetoiden mehr und mehr ein unaufhaltsamer Absturz wird.«
    Der Studiosprecher demonstrierte erneut, was sich draußen im Weltraum zutrug.
    »Noch ist unklar, wohin die Fallbahn des Planetoiden zielt. Unmittelbare Gefahr für die Erde besteht jedoch nicht, denn der eingebaute Sicherheitsplan Rot kann immer noch in Kraft gesetzt werden. Dies ist der Punkt, über den der Präsident der Republik, Konstantin Belinski-Hegel, mit eilends zusammengerufenen Experten derzeit beratschlagt …«
    Ich war nicht auf dem laufenden.
    »Plan Rot?«
    Jackson schnippte mit den Fingern.
    »Sprengen«, sagt er.
    »Allmächtiger!« sagte Harris. »Worauf warten die noch? Das wird doch nicht besser.«
    Er drehte sich um und wählte das Rechenzentrum der VEGA an.
    »Wollen doch mal hören, was Maximow dazu sagt.«
    Den freundlichen, ruhigen Moskowiter, der neuerdings dem Rechenzentrum der VEGA vorstand, kannte ich noch aus der Zeit, als er Leiter von Uranus-Kontrolle gewesen war.
    Auf dem Monitor erschien sein Gesicht.
    »Sir?«
    »Ich hoffe«, sagte Harris, »Sie haben das Manöver mitgefahren.«
    »Voll und ganz, Sir«, bestätigte Maximow.
    »Dann raus mit der Sprache! Was ist da wirklich los?«
    Maximow wiegte den Kopf.
    »Klipp und klar, Sir?«
    »Klipp und klar.«
    »Schön«, sagte Maximow. »In genau sechsunddreißig Stunden und vierzehn Minuten klatscht der Brocken zwischen Grönland und Kanada in den Atlantik. Dann bleiben uns gerade noch knappe fünf Minuten zu leben, bevor uns die Sintflut hinwegspült.«
    Mich überlief es kalt. Das klang anders als in der gestelzten Sprache des Nachrichtensprechers. Das war hieb- und stichfest. Da wurde nichts beschönigt, nichts verschleiert. Auf das Rechenzentrum der VEGA war Verlaß, und der Moskowiter, der ihm vorstand, war noch einer vom alten Schrot und Korn: einer, der sein Handwerk verstand und die Dinge beim Namen nannte.
    Auf einmal verspürte ich den Drang, zum Fenster zu stürzen. Natürlich war das Unsinn. Mit bloßem Auge gab es nichts zu sehen. Noch nicht. Ausgerechnet vor der Haustür mußte es passieren: als ob nicht andauernd Himmelskörper hin und her geschoben wurden, je nachdem, wie es den Eignern oder den Militärs gerade gefiel. Die Verlagerungstechniker hatten Hochkonjunktur.
    Und wieder einmal der Ikarus! Vor zwei Jahren hatte man versucht, ihn zu stehlen. Fast wäre es besser gewesen, er wäre damals in die Sonne gestürzt – er und seine verdammten Diamanten, aus denen unsere Waffenschmiede ihr Kaltes Licht bezogen.
    Harris’ knarrende Stimme brach das entstandene Schweigen.
    »Frage, Maximow: Was kann getan werden?«
    Maximow hatte die Antwort parat.
    »Ihm eine atomare Ladung in den Hintern stopfen und sprengen, Sir. Aber dafür ist es nun fast schon zu spät.«
    Harris knurrte etwas, was ich nicht verstand, und schaltete ab.
    »Sie haben’s gehört«, sagte er sarkastisch. »Wir können jetzt nur noch abwarten und Tee trinken. Oder auch beten.«
    Auf einmal hatte ich das Gefühl des Unwirklichen. Die Erde stand vor dem Untergang, aber vor dem Fenster leuchtete der blaue Himmel, während wir in einem vollklimatisierten Büro in bequemen Sesseln vor der TV-Wand saßen und uns das Grauen als abstrakte Größe demonstrieren ließen.
    »Und jetzt tut sich wieder etwas … offenbar ist eine Entscheidung herbeigeführt worden.« Der Nachrichtensprecher der Stella-TV beugte sich über den Monitor mit den Schlüsselsymbolen der neuesten Meldung.
    »Ja, so ist es. Der Präsident der EAAU, Konstantin Belinski-Hegel, hat Anordnung gegeben, Plan Rot in Kraft zu setzen.«
    Der Nachrichtensprecher wandte sich erneut der Planetkarte zu.
    »Ungefähr hier« , er legte seine Hand auf die Karte, »wird die Sprengung des Planetoiden erfolgen. Zum Einsatz kommt eine Nuklearladung von 45 Megatonnen. Inzwischen dürfte unser Aufnahmeteam bei der Verlagerungsfirma Global eingetroffen sein. Wir schalten
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