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Weltraumpartisanen 20: Triton-Passage

Weltraumpartisanen 20: Triton-Passage

Titel: Weltraumpartisanen 20: Triton-Passage
Autoren: Mark Brandis
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Kronos startklar zu haben?«
    »Die Kronos wird, wie Sie vielleicht wissen, zur Zeit generalüberholt.
    Ich war hindurch, bekam die Klinke zu fassen und drückte sie nieder, ohne anzuklopfen. Danach mußte ich mich mit aller Kraft gegen die Tür stemmen, um sie gegen den Druck meiner Verfolger wieder zu schließen.
    Nur wenige Gesichter der im Konferenzsaal Versammelten waren mir bekannt. Da war John Harris, den man den Alten nannte; da war der VOR-Botschafter Sen Sung Yang; und da war der bebrillte Staatssekretär Dr. Mildrich vom Auswärtigen Amt.
    Bei der gesondert sitzenden Gruppe mußte es sich um die angereiste Delegation aus Peking handeln. Auch eine Frau war darunter. Ihr auf mich gerichteter Blick enthielt – ohne daß ich begriff: weshalb und warum – eine flehentliche Bitte.
    Harris stand auf und kam mir entgegen. Der grauhaarige, einarmige Held des Bürgerkrieges, der im Anschluß daran, bis zu seinem freiwilligen Verzicht, das Amt des Präsidenten der EAAU bekleidet hatte, wirkte bedrückt. 
    »Ich wollte Sie nicht aus der Klinik zerren, Brandis«, sagte er. »Aber nun, da Sie da sind, sollten wir zur Sache kommen. Wie geht es Ruth?«
    »Sie ist gerade noch einmal davongekommen, Sir.« Harris legte seinen Arm um meine Schulter.
    »Wir alle haben mit Ihnen gebangt, Brandis. Seine Exzellenz, der Botschafter der Vereinigten Orientalischen Republiken, Sen Sung Yang, legt Wert darauf, Ihnen sein Bedauern über den Zwischenfall persönlich auszusprechen.«
    Der VOR-Botschafter stand auf.
    »Es beruhigt mich unendlich, Commander«, sprach er mich in gepflegtem Metro an, »zu hören, daß es Ihrer Frau Gemahlin bereits besser geht. Uns alle hat dieser entsetzliche Unfall tief betroffen – und ich kann nur hoffen, daß Sie ihm keine politische Dimension bemessen. Im Namen der Vereinigten Orientalischen Republiken bitte ich Sie darum, meine Entschuldigung anzunehmen.«
    In der Hochstimmung, in der ich mich befand, seitdem ich wußte, daß Ruth außer Gefahr war, wäre ich bereit gewesen, alle Entschuldigungen dieser Welt anzunehmen.
    »Ich bin dafür, Exzellenz«, erwiderte ich, »daß wir diesen Zwischenfall vergessen.«
    Es entging mir nicht, daß Dr. Mildrich daraufhin ein säuerliches Gesicht machte, während der VOR-Botschafter hingegen hörbar aufatmete.
    Harris drängte mich auf den freigehaltenen Platz zu seiner Linken hin.
    »Ich habe allen Anwesenden bereits mitgeteilt, Commander«, sagte er, »daß Sie sich im Urlaub befinden. Dennoch kann ich mir vorstellen, daß Sie uns ein paar Minuten von Ihrer Zeit schenken. Wir haben da nämlich ein gewisses Problem …«

4.
    Aus den Minuten wurden Stunden, und das Problem erwies sich als eines von der vertrackten Sorte. Sein Name war in der Tat Han Wu Ti .
    Dr. Mildrich vom Auswärtigen Amt sprach die einleitenden Worte. Er tat dies mit nüchterner, kühler, unbeteiligter Stimme, und obwohl er frei formulierte, konnte man sich des Eindrucks nicht erwehren, daß er einen gründlich vorbereiteten, mehrfach redigierten und nach allen Seiten hin abgesicherten Text vom Blatt ablas.
    Das Auswärtige Amt, erklärte er, hätte sich nach reiflicher Überlegung aus humanitären Gründen bereiterklärt, dem Wunsch der VEGA zu entsprechen und einer aus Peking angereisten Abordnung besorgter Angehöriger der auf der Han Wu Ti in Raumnot befindlichen Besatzungsangehörigen und Passagiere die Einreise in die EAAU zu gestatten. Es bliebe ihm freilich nicht erspart, seinem Befremden darüber Ausdruck zu geben, daß es offenbar geheime Kontakte zwischen den VOR und der VEGA gegeben hätte – ein Umstand, der es dem Außenminister Kohn-Felsenstein aus naheliegenden Gründen unmöglich machte, persönlich an der Sitzung teilzunehmen. Er, Staatssekretär Dr. Mildrich, sei stellvertretend erschienen.
    Harris nickte mit finsterem Gesicht und erteilte dem VOR-Botschafter das Wort.
    Sen Sung Yang war mir bis zu diesem Tag als ein Mann der vorsichtigen Worte bekannt gewesen, der vor dem Hintergrund der gespannten Situation, die zwischen den beiden großen Machtblöcken, in die die Erde nunmehr schon seit fast einem Menschenalter zerfiel – Vereinigte Orientalische Republiken (VOR) und Europäisch-Amerikanisch-Afrikanische Union (EAAU) –, allenfalls so etwas abgab wie eine dekorative Figur. Der Dialog zwischen den beiden Supermächten war längst zum Versiegen gekommen, und über den Grenzen lag der Frosthauch des Kalten Krieges. Sen Sung Yangs Tätigkeit in Metropolis war darum
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