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Weltraumpartisanen 20: Triton-Passage

Weltraumpartisanen 20: Triton-Passage

Titel: Weltraumpartisanen 20: Triton-Passage
Autoren: Mark Brandis
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Sie uns!«
    Die Frau wurde auf ihren Sitz zurückgedrückt und zum Schweigen gebracht. Danach war nur noch ihr verzweifeltes Schluchzen zu hören.
    Der VOR-Botschafter fuhr fort: »Helfen Sie uns! Das wollte ich gerade sagen – im Namen all dieser Angehörigen, die hierher nach Metropolis angereist sind, um das Schicksal ihrer Lieben in die Hand der VEGA zu legen. Es trifft mich in meinem nationalen Stolz sehr hart, Ihnen gegenüber, meine Herren, eingestehen zu müssen, daß die VOR über kein geeignetes Bergungsschiff verfügen, um der Han Wu Ti aus eigener Kraft zur Hilfe zu kommen. Ein Versuch ist gescheitert. Der Neptun befindet sich außerhalb der Reichweite unserer Schiffe.«
    Das also war es.
    Die Han Wu Ti saß im Gravitationsbereich des Neptuns fest, und die VOR konnten nichts unternehmen, um die an Bord Eingeschlossenen aus ihrer bedrohlichen Lage zu befreien. Ihr Schicksal war damit praktisch besiegelt. Am Ende ihres Leidens würde das qualvolle Ersticken stehen oder der Tod durch Erfrieren. Falls nicht ein zu fälliger Meteoritenschlag dem hoffnungslosen Siechtum ein vorzeitiges und gnädiges Ende bereitete …
    Ein alter, weißhaariger Asiate, offenbar der Wortführer der Delegation, bat ums Wort.
    »Seine Exzellenz der Botschafter hat uns schon wissen lassen, daß er auf eigene Verantwortung handelt und zu keinerlei Kompensationsgeschäften ermächtigt ist. So bleibt uns, den Angehörigen, nur übrig, Sie von Herzen zu bitten: Helfen Sie uns aus freien Stücken in dieser schweren Stunde. Helfen Sie uns, indem Sie eines Ihrer großen und schnellen Schiffe zum Ort der Katastrophe entsenden. Und seien Sie, wenn Sie das tun, gewiß, daß wir es Ihnen nie vergessen werden.«
    Die Stimme des alten Mannes war brüchig geworden. Er wankte und setzte sich erschöpft wieder hin.
    Eine Weile herrschte Stille im Raum. Ich nutzte die Unterbrechung, um in Harris' angrenzendes Kabinett zu gehen und die Klinik anzurufen. Ruth, so wurde mir mitgeteilt, war wieder bei Bewußtsein. Der Stationsarzt war damit einverstanden, daß ich sie besuchte.
    Dr. Mildrich hatte mit seiner Stellungnahme gewartet. Erst nachdem ich wieder Platz genommen hatte, legte er los. Alles wäre leichter und einfacher, sagte er, wenn die VOR sich zu einem offiziellen Hilfeersuchen durchringen würden und zu verstehen gäben, mit welcher Gegenleistung man zu rechnen hätte. Und mit einem Seitenblick auf Harris fügte er hinzu: Zwar sei es richtig, daß die VEGA nominell eine autonome Institution sei, doch unterläge sie in ihren finanziellen Ausgaben der Kontrolle durch den EAAU-Rechnungshof, wodurch die Autonomie eine logische Begrenzung fände.
    In diesem Sinne redete Dr. Mildrich noch eine Weile weiter. Es war eine wohlgesetzte Rede, die weder Ablehnung noch Zustimmung zum Ausdruck machte und im übrigen daraufhin abgestimmt war, John Harris spüren zu lassen, daß in den Regierungsetagen der EAAU ein neuer Wind wehte – ein Wind, der der VEGA und ihren nirgendwo verbrieften Rechten direkt ins Gesicht blies.
    Kein Wort von Betroffenheit, kein Wort von menschlicher Anteilnahme. Ein bürokratischer Vorgang wurde abgehandelt und mit dem Versprechen ad acta gelegt, demnächst zu einer Entscheidung zu kommen.
    Als Dr. Mildrich geendet hatte und demonstrativ auf die Uhr sah, bemerkte Harris mit jenem Knarren in der Stimme, das jedem anderen als Warnung erschienen wäre: »Wenn ich Sie recht verstanden habe, Sir, haben Sie sich persönlich noch nie in Raumnot befunden.«
    Dr. Mildrich maß Harris mit eisigem Blick.
    »Ich glaube nicht, daß dies etwas zur Sache tut, Mr. Harris. Im übrigen liegt das letzte Wort beim Minister. Ich rufe ihn jetzt an. Danach können wir die Beratung intern fortsetzen.« 
    Die Versammlung löste sich auf.
    Es kam zu einem Zwischenfall, der mich in Verlegenheit versetzte. Die Frau mit den flehenden Augen drängte sich an mich heran, ergriff meine Hand und berührte sie mit den Lippen.
    »Sie werden es tun, Commander«, sagte sie in ihrem unbeholfenen Metro. »Ich sehe es an Ihren Augen. Der Himmel segne Sie dafür.«
    Die Frau huschte weiter. Meine Hand brannte wie im Fieber.
    Harris tat, als hätte er nichts gesehen. Er war ans Fenster getreten, starrte hinaus und trommelte mit den Fingern gegen die Scheiben.

5.
    Miss Greenwood, Harris' unermüdliche Sekretärin, brachte Kaffee. Sie stellte die Tassen ab und warf mir einen mitfühlenden Blick zu.
    »Wie geht es Ihrer Frau, Sir?«
    »Das Schlimmste liegt hinter
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