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Weltraumpartisanen 20: Triton-Passage

Weltraumpartisanen 20: Triton-Passage

Titel: Weltraumpartisanen 20: Triton-Passage
Autoren: Mark Brandis
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fader Geschmack.
    Miller hatte es nie verwunden, daß ich ihn, obwohl wir dem gleichen Jahrgang angehörten, auf der Rangskala der VEGA überholt hatte. Einmal hatte er im Kasino die Andeutung fallen lassen, daß es bei meiner Ernennung zum Commander wohl nicht ganz mit rechten Dingen zugegangen sei. Ich war darüber stillschweigend hinweggegangen, wohl wissend, daß es wieder einmal der Alkohol gewesen war, der Miller zu dieser ebenso unüberlegten wie unbegründeten Äußerung hingerissen hatte. Miller jedoch fuhr fort, mir zu grollen.
    Ich schüttelte die Verstimmung ab, die so gar nicht zu diesem herrlichen Morgen paßte, enterte die Steigleiter hoch und betrat das Schiff.
    Ich fand nichts zu beanstanden. Die Treibstoffbunker waren randvoll gefüllt, und nachdem ich den Vorstarter gedrückt und die Armaturen aufgescheucht hatte, wanderte mein Blick über lauter einwandfreie Anzeigen. Die Transglobe Inc. hatte mir, wie angekündigt, ihren besten Mittelstreckenrenner auf den Platz gestellt.
    Eine Viertelstunde war ich damit beschäftigt, den Kurs zu bestimmen, wobei ich mir vornahm, nach Möglichkeit auf Sicht zu fliegen und unterhalb der Schallgrenze zu bleiben. Als ich schließlich das Kartenmaterial aus der Hand legte, war auch Otto Schulz mit dem Transporter erneut im Anrollen, und ich konnte Ruth O'Haras rotes Haar im Wind wehen sehen.
    Der Graukopf reichte mir die Koffer zu, ich verstaute sie hinter den Sitzen, und dann kam strahlend und leichtfüßig Ruth O'Hara selbst an Bord geklettert und fiel mir um den Hals.
    »Mark, ich kann's einfach nicht glauben! Ein Vierteljahr lang nur du und ich.«
    Selten hatte ich sie so aufgeregt erlebt. Man mußte sie verstehen. Wie oft schon hatten wir diesen Urlaub geplant – und immer war etwas dazwischengekommen: eine Kommandierung, ein Auftrag, ein Job, der mich hinausführte in die Welt der Sterne, während sie in Metropolis zurückblieb, zum Warten verurteilt, auch wenn ihr Beruf sie ausfüllte.
    Behutsam löste ich Ruth O'Haras Arme von meinem Hals.
    »Ein Vierteljahr minus eine Minute!« sagte ich. »Und wenn du mich nicht gleich losläßt, sind es bald minus zwei. Ruth, der Tower wartet, daß wir den Platz räumen.«
    »Laß ihn warten!« sagte Ruth. »Desto gründlicher ist er uns dann los.«
    Immerhin zwängte sie sich gehorsam in ihren Sitz und legte die Gurte an. Ich verriegelte den Einstieg und fuhr die Steigleiter ein – und nun erst fiel das beseligende Begreifen über mich her, daß wir in der Tat bereits so gut wie unterwegs waren: Ruth und ich. 
    Ein volles Vierteljahr auf der Erde, die ich immer seltener zu sehen bekam; ein volles Vierteljahr ohne dienstliche Verpflichtungen, ohne Testflüge, ohne Expeditionen unter fremden, unerforschten Sternen. Drei unvorstellbar köstliche Monate lang würde ich an Ruths Seite die würzige Luft dieser Erde atmen, an die man in der kalten Einsamkeit des Raumes, eingepfercht in eine zerbrechliche Hülle aus Metall und Kunststoff, unter tausend Sehnsüchten zurückdachte.
    Das Triebwerk sprang an und brachte die Diana zum Vibrieren.
    »Also dann!« sagte ich. »Wohin darf die Reise gehen?«
    Ruth lehnte ihren Kopf gegen meine Schulter.
    »Wohin du willst, Mark«, erwiderte sie. »Hauptsache, wir haben endlich einmal Zeit füreinander.«
    Während das Triebwerk warmlief, ließ ich den Blick über das Rampengelände wandern, vor dem die atlantische Brandung schäumte. Im Schein der Morgensonne hatte sich Metropolis in eine feurige Fata Morgana verwandelt. Hunderttausende, Millionen von Fenstern warfen das Licht zurück. Es war ein grandioses Abschiedsfest.
    »Ruth, hast du Harris etwas davon gesagt, wohin wir fliegen?«
    »Nein. Du?«
    »Um Himmels Willen!« sagte ich. »Wir verschwinden einfach von der Bildfläche als unbekannt verzogen. Falls er auf die Idee kommen sollte, mich aufstöbern zu wollen, wird er eine Armee von Hellsehern benötigen. Ich bin im Urlaub.«
    Das Triebwerk hatte sich warmgelaufen und hörte auf zu rütteln. Ich rief den Tower.
    »Tower – Diana zwo-zwo-zwo. Ich bin klar zum Start. Wenn Sie mich freigeben, mache ich mich jetzt aus dem Staub.
    Mike Bergers sonore Stimme erklang im Lautsprecher.
    »Meinen Glückwunsch zu deinen zweiten Flitterwochen, Mark! Weißt du schon, wann ihr wieder zurück sein wollt?«
    Ich tauschte einen Blick mit Ruth.
    »Überhaupt nicht, Mike. Wir verkriechen uns auf einer einsamen Insel und verbuddeln die Diana im Sand.«
    Bergers Lachen brachte den Lautsprecher zum
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