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Weltraumpartisanen 20: Triton-Passage

Weltraumpartisanen 20: Triton-Passage

Titel: Weltraumpartisanen 20: Triton-Passage
Autoren: Mark Brandis
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strömen: mit diesem hohen singenden, unverkennbaren Ton.
    Drei Stunden Leben flossen in das Landebein und sorgten dafür, daß die Explorator ihre vertikale Startposition einnahm.
    Das Singen in den Rohren verstummte. Der Lautsprecher knackte.
    »TÜ. Schiff ist in Startposition, Sir.«
    »Roger. BMS zuschalten!«
    »BMS zugeschaltet.«
    »Danke.«
    Irgend etwas, worauf ich keinen Einfluß hatte, geschah mit mir. Mein Wille und mein Körper fielen auseinander. Und ein ferner, fremder Verstand, der mich umkreiste wie ein abgesprengter Mond, ließ mich wissen, daß ich im Begriff war, in die Ewigkeit hinüberzudämmern.
    Ich rang nach Luft.
    Als ich mich aufrichtete, hatte ich das Gefühl, eine Tonne Blei zu stemmen.
    Meine Hand suchte die Taste. 
    »Klarmachen zum Start!«
    Es war mir nicht klar, ob ich das wirklich sagte. Es war mir nicht klar, ob die Bestätigungen eintrafen. Und ebensowenig war mir klar, ob ich zu Captain Miller sagte, was ein Commander in Fällen, in denen er es vorzieht, sein Schiff mit eigener Hand zu führen, zu sagen pflegt: »Ich übernehme.«
    Ich kippte schon wieder weg – zurück in den schwarzen Abgrund. Darin herrschte die Stille des ewigen Friedens. Darin war alles gut. Man musste sich nur tief genug fallen lassen und keinen Widerstand leisten.
    Körper und Wille fanden sich noch einmal zum letzten Aufgebot zusammen. Hände, die ich im schwarzen Nebel, in dem ich trieb, mehr ahnte als sah, klinkten die Gurte ein und zogen das Handruder an mich heran. Das letzte Aufgebot entsicherte den Starter und legte einen Finger auf den roten Knopf.
    Und wieder lag es am schwarzen Nebel, daß die Instrumente kein Bild ergaben, während doch das Schiff pulsierend zu rütteln begonnen hatte.
    Der mich umkreisende Mond ließ mich wissen, daß Lieutenant Minulescu ganze Arbeit geleistet hatte.
    Das Triebwerk war angesprungen.
    Das Triebwerk lief.
    Erneut tat sich vor mir der Abgrund auf: schwarz, still und friedvoll.
    Ich ließ mich fallen.
    Aber bevor ich fiel, schob ich mit einer letzten, verzweifelten Anstrengung den Geber nach vorn.
    Halbtot klammerte ich mich an das Handruder.
    Und auf einmal spuckte mich der Abgrund wieder aus in das gewöhnliche, erbärmliche, unvergleichliche, einmalig herrliche Leben.
    Ein frischer, belebender Lufthauch wehte mir ins Gesicht und blähte die Lungen.
    Ich korrigierte den Kurs.
    Die Explorator hatte abgehoben, und das BMS pumpte frischen Sauerstoff in die Räume.
    Aus dem Lautsprecher dröhnte das Hurra meiner Crew.

18.
    Als ich das Skalpell aus der Hand legte, gab ich für Lieutenant Wagners Leben keinen Pfifferling mehr. Die Operation war unabdingbar geworden, und so war ich über meinen eigenen Schatten gesprungen.
    Das geschah am dritten Tage, nachdem wir dem Phoebe den Rücken gekehrt hatten. Um diese Zeit befand sich die Explorator in einer Zone mit verhältnismäßig geringen kosmischen Störungen, so daß ich in der Lage war, VEGA-Metropolis um funkärztliche Beratung zu bitten. 
    Lieutenant Kardorff, der mir bei der Operation assistiert hatte, nahm die beschlagene Brille ab, sah mich blinzelnd an und drückte die Taste, so daß ich nur noch zu sprechen brauchte.
    »Fertig, Doktor!« sagte ich. »Und was jetzt?«
    Die ruhige, besonnene Stimme im fernen Metropolis erwiderte: »Jetzt, Commander, tun Sie gut daran, selbst einen ordentlichen Schluck von der Medizin zu nehmen, die man in handliche Flaschen abfüllt. Ihr Lieutenant wird bald wieder obenauf sein – und den kosmetischen Rest besorge dann ich, sobald Sie gelandet sind.«
    Den Stein, der mir vom Herzen fiel, hätte man eigentlich hören müssen, als er aufschlug.
    »Sie meinen im Ernst, Doktor, er kommt durch?«
    »Er kommt nicht nur durch«, sagte die Stimme im fernen Metropolis, »er ist bereits über den Berg. Ein paar Stunden der Ruhe – und er wird sich bei Ihnen bedanken, Commander: dafür, daß Sie ihm das Leben gerettet haben.«
    Ich wollte davon nichts hören.
    »Er wird sich bei Ihnen zu bedanken haben, Doktor. Ohne Sie wäre ich verloren gewesen.«
    »Nun machen Sie aber mal einen Punkt, Commander!« antwortete die ruhige, besonnene Stimme des mir unbekannten Chirurgen. »Ich bin schließlich nur Ihr Nachschlagewerk gewesen. Das Skalpell haben Sie geführt.« Die Verbindung drohte bereits wieder abzureißen.
    Ich sprach mit John Harris. Notgedrungen faßte ich mich knapp.
    Aus dem kosmischen Rauschen löste sich noch einmal seine Stimme.
    »Und die Bilanz, Brandis? Die
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