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Weltraumpartisanen 20: Triton-Passage

Weltraumpartisanen 20: Triton-Passage

Titel: Weltraumpartisanen 20: Triton-Passage
Autoren: Mark Brandis
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war. Ich sah auch, weshalb er nicht antwortete.
    Ein getarnter Krater war ihm zum Verhängnis geworden. Die verkrustete Sandschicht hatte nachgegeben – und darunter lauerte, zäher und saugender als jedes Moor, ein Abgrund aus Staub. Bei dem Versuch, sich zu befreien, mußte er sich unglücklich gedreht haben. Der Oberkörper war bereits im Staub versunken; nur seine Beine ragten noch heraus. Zwei, drei Sekunden später – und von Lieutenant Minulescu wäre nicht mehr zu sehen gewesen.
    Ich tastete mich an den Abgrund heran und zerrte den LI auf festen Grund zurück. Er war ohne Bewußtsein. Ich brachte seinen verhedderten Luftschlauch in Ordnung, so daß die Luft wieder zu strömen begann. Lieutenant Minulescu schlug die Augen auf.
    »Was ist passiert, Sir?«
    »Sie haben ein Trockenbad genommen, Lieutenant«, antwortete ich. »Nur hatten Sie dabei die Schwimmweste vergessen.«
    Er atmete tief durch.
    »Sie hätten mich sterben lassen sollen, Sir. Dann hätte ich es jetzt wenigstens hinter mir.«
    Ich zerrte ihn in die Höhe.
    »Sie werden noch benötigt, Lieutenant! Vorwärts! Halten Sie sich an mir fest!«
    Er gehorchte und legte seinen linken Arm um meine Schulter.
    Nach diesem Zwischenfall schleppten wir uns noch eine Weile weiter, bis ich nicht mehr konnte. Das Verlangen aufzugeben wehte mich an. Ich hatte mir, falls ich mich einfach meiner Erschöpfung überließ, nichts vorzuwerfen. Was menschenmöglich war, hatte ich versucht. Ich war bis in die Knochen durchfroren. Mit jedem Schritt, den ich mir abrang, wurde das Bedürfnis größer, sich sinken zu lassen und die Augen zu schließen. Irgendwann würde dann alles vorbei sein: friedvoll und ohne Schmerz.
    Lieutenant Minulescu kam mir zuvor. Sein Arm rutschte von meiner Schulter; dann kippte er lautlos um und blieb liegen.
    Ich blieb neben ihm stehen. Ich schwankte. Es war mir klar, daß ich ihn nicht wieder aufrichten konnte: nicht, wenn er selbst das nicht wollte.
    Im Kopfhörer war eine Stimme zu hören – eine Stimme, die mir irgendwie bekannt und vertraut vorkam.
    »Dingi – Explorator ! Kommen!«
    Es war die Stimme von Lieutenant Bokwe.
    Jenseits einer nachtschwarzen Felsbarriere leuchtete ein Cockpit im schrägen, kristallklaren Licht eines frühen Phoebe-Morgens.

17.
    Im Maschinenraum wurde ich nicht benötigt. Lieutenant Minulescu steckte im stickigen Synchrontunnel zwischen Triebwerk und Bremskranz und war damit beschäftigt, den neuen Hauptsteuermodul einzubauen: eine Arbeit, bei der ich ihm nicht helfen konnte.
    Der LI schuftete wie ein Galeerensträfling. Der Sauerstoffgehalt der Luft näherte sich dem Nullpunkt, und der gepeinigte Organismus reagierte darauf mit Schweißausbrüchen und heftigen Schmerzen in den Schläfen; er reagierte mit Benommenheit, Schlappheit und tödlicher Müdigkeit.
    Wie es Lieutenant Minulescu unter diesen Umständen fertigbrachte, sich im Kabelgewirr des Synchrontunnels zurechtzufinden, blieb mir ein Rätsel. Sofort nach unserer Rückkehr hatte er sich, nur durch einen Schluck Kaffee gestärkt, ans Werk gemacht – und nun rann die Zeit und rann und rann und zehrte unerbittlich an unseren letzten Luftreserven.
    Eine Weile hatte ich damit zu tun, die Ereignisse der letzten Tage und Stunden im Bordbuch festzuhalten: dies für den Fall, daß der Rückstart zur Erde mißlang. Irgendwann mochte eine zum Saturn entsandte Expedition auf die Explorator stoßen – und dann sollte ihr das Bordbuch Auskunft darüber geben, was sich zugetragen hatte.
    Das Sprechen fiel mir schwer, und so notierte ich nur das Allerwichtigste: knappe, nüchterne Anmerkungen zu einem alltäglichen Schiffbruch. Die eigentliche Ursache – Captain Millers Verschulden – sparte ich aus. Angesichts des Todes erachtete ich es als unwürdig, mit ihm auf diese Weise abzurechnen: mit der Zerstörung seines Nachrufs. Es kam, so fand ich, nicht mehr darauf an.
    Im Anschluß an diese Arbeit ging ich noch einmal einen Kontrollgang durch das Schiff.
    Lieutenant Wagner hatte aus der Situation, in der wir uns befanden, das Beste gemacht: Er schlief. 
    Ich schlug die Decke zurück. Ein übler Geruch wehte mich an.
    Ich betrachtete meine Hände. Sie zitterten. An eine sofortige Operation war nicht zu denken – nicht nur, weil ich noch immer ohne funkärztliche Beratung war. Auf meine Hände war kein Verlaß mehr. Die Schwächeanfälle häuften sich – Schwächeanfälle mit ernsthaften Bewußtseinstrübungen.
    Ich ließ die Decke zurückfallen und ging
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