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Weltraumpartisanen 18: Sirius-Patrouille

Weltraumpartisanen 18: Sirius-Patrouille

Titel: Weltraumpartisanen 18: Sirius-Patrouille
Autoren: Mark Brandis
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Fenster getreten. Das Dingi, mit Lieutenant Demnitz am Steuer, zog am Bug der Invictus vorüber und nahm feuerspeiend Kurs auf das Wrack. Lieutenant Stroganow, in Helm und Anzug, stand auf der Plattform.
    Seebeck hatte nicht den Wunsch geäußert, ihn zu begleiten. Was ihn zurückhielt, war weniger die Erinnerung an seine Ungeschicklichkeit mit all ihren Folgen, als vielmehr das Eingeständnis, einer neuerlichen Wrackbesichtigung nicht gewachsen zu sein. Seebeck war alles andere als ein Mensch, der vor den Widrigkeiten und Widerwärtigkeiten des Lebens die Augen schloß. Er hatte über Vulkanausbrüche berichtet, über Erdbeben, nukleare Katastrophen und Hinrichtungen. Er stand im Ruf, ein hartgesottener Reporter zu sein.
    Zum ersten Mal in seinem Leben verzichtete er auf den Augenschein. Das Bild des steifgefrorenen Funkers verfolgte ihn.
    Demnitz dirigierte das Dingi an das Wrack heran, und Lieutenant Stroganow stieß sich ab und sprang in die offene Luke. Einmal noch zeigte er sich darin, und in einem der Lautsprecher erklang seine Stimme: »Ziemlich viel Kleinholz, Sir. Ich seh’ mich jetzt um.«
    Der Sibiriak entschwand im Wrack, und Seebeck hörte auf, seine Phantasie zu strapazieren. Man konnte ohnehin nichts tun als warten.
    Das Dingi dümpelte leicht und stieß gegen den Rochen. Lieutenant Demnitz zog es um einen Meter zurück. Das Triebwerk schickte gebündeltes Feuer in den Raum. Lieutenant Stroganow tauchte wieder auf und setzte gewandt auf das Dingi über.
    »Nichts, Sir«, verkündete der Lautsprecher.
    Das Dingi nahm Fahrt auf, drehte auf der Stelle und kehrte zurück.
    Zwei Minuten später erschien Lieutenant Stroganow auf der Brücke – noch im Anzug, so wie er unterwegs gewesen war. Den Helm trug er unter dem Arm.
    »Nichts«, wiederholte er rauh. »Keine Notiz, kein Hinweis, nichts. Es müssen vier Mann gewesen sein. Sie haben nicht einmal die Zeit gehabt, das Bordbuch einzustecken. Sir haben nur an ihre Anzüge gedacht und an das Dingi.«
    Lieutenant Stroganow hatte das Bordbuch mitgebracht – was davon noch übrig war: Eine Handvoll zerfetztes Papier.
    Commander Brandis schwieg. Seebeck sah ihn an. Eine Hoffnung war zerbrochen. Die Suche abbrechen oder weitersuchen – darum ging es. Der Augenblick harrte der Entscheidung.
    Captain Tuomi überlegte laut: »Vier Mann im Dingi. Das halten sie keine zwei Tage aus.«
    Seebeck verstand nicht viel von Schiffen, aber so viel war ihm klar: Das Atemreservoir eines Dingis war im allgemeinen bemessen für eine Aktionsdauer von maximal achtundvierzig Stunden – bei einer Besatzung von höchstens drei Mann: mit Sauerstoff angereicherte Preßluft. Anders als im Mutterschiff wurde die Luft nicht regeneriert.
    Wie lange konnte man mit der Luft haushalten? Sich nicht bewegen, flach atmen, jede Aufregung meiden? Ein paar Stunden allenfalls ließen sich auf diese Weise gewinnen – aber irgendwann mußten die Flaschen leer sein.
    Danach blieb als letzte Reserve nur das Atempaket der Raumanzüge.
    Niemand, der das nicht am eigenen Leibe erlebt hatte, konnte nachempfinden, was das bedeutete – hatte Captain Tuomi irgendwann gesagt. Seebecks Überlegungen brachen ab. Er konnte darüber nachdenken, darüber reden und sogar darüber schreiben. Nur nachempfinden – tödliche Verzweiflung im Blut – konnte er das nicht.
    Commander Brandis richtete den Blick auf seinen alterfahrenen Navigator.
    »Angenommen, Sie befänden sich im Dingi, Lieutenant«, sagte er. »Wohin würden Sie sich nach dem Verlassen des Schiffes wohl wenden?«
    Der Sibiriak dachte nach. Seine Augen waren halb geschlossen. Im Geist wälzte er Handbücher und studierte Tabellen. Auf diese Antwort – Seebeck ahnte es – kam es an. Wohin hatte sich die Besatzung des Rochen gewendet? Der Raum war groß, es gab keine Anhaltspunkte. Vier unter den Sternen verbrachte Jahrzehnte, ein Leben als Navigator, sollten es erraten. Lieutenant Stroganow wiegte den Kopf.
    »Es käme auf die Bewertung der Umstände an, Sir. Bis zum Uranus, würde ich mir sagen, ist es zu weit. Ich muß an die Luft denken, die mir zur Verfügung steht. Andererseits – die Uranus-Erde-Konstellation ist einigermaßen günstig. Ich würde zusehen, daß ich die Schiffahrtsstraße erreiche – in der Hoffnung, daß mich dort wer aufliest.«
    Commander Brandis war noch nicht zufriedengestellt.
    »Das sagen Sie für sich selbst. Und wohin, glauben Sie, Lieutenant, hat sich das VOR-Dingi wirklich gewandt?«
    Der Sibiriak zögerte; dann
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