Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Weltraumpartisanen 18: Sirius-Patrouille

Weltraumpartisanen 18: Sirius-Patrouille

Titel: Weltraumpartisanen 18: Sirius-Patrouille
Autoren: Mark Brandis
Vom Netzwerk:
Fenstern.
    Gläserne Leere auf den Monitoren.
    Seebeck überwand seine Beklemmung.
    »Glauben Sie, Captain, wir werden etwas finden?«
    Captain Tuomi hob die Schultern.
    »Schwer zu sagen, Mr. Seebeck. Wir wissen, wo es passiert ist, aber wir wissen nicht, was weiter passiert ist – nachdem wir abgedreht sind. Das Meteoritenfeld ist auf jeden Fall weitergezogen.«
    »Wir haben also keinen Anhaltspunkt?«
    »Wir suchen nach einem Wrack, Mr. Seebeck. Es kann nicht einfach verschwunden sein. Wir haben unsere Berechnungen, und allmählich kreisen wir es ein.«
    »Das hört sich ziemlich vage an, Captain.«
    »Wir tun unser Bestes, Mr. Seebeck. Wir tun es, obwohl es, strenggenommen, Wahnsinn ist.«
    Seebeck begriff die Andeutung nicht.
    »Wahnsinn – warum?«
    Captain Tuomi schwieg; nach einer Weile sagte er: »Sehen Sie’s mal von einer anderen Warte, Mr. Seebeck. Keine Überlebenden – das würde bedeuten: keine Spur. Der ganze Vorfall ließe sich unter den Tisch kehren. Nicht einmal General Karpinski könnte Interesse daran haben, ihn an die große Glocke zu hängen. Aber was tun wir statt dessen? Wir holen uns die Vertreter der Anklage direkt an Bord. Es wird einen Riesenskandal geben – und ein paar Herren werden ihren Abschied nehmen müssen. Mich wird man wohl auf einen unserer Milchdampfer versetzen, auf einen Versorger.«
    Die Logik der Argumentation lag auf der Hand: schillernd wie eine Schlange und ebenso giftig. Seebeck schauderte.
    »Sie wären also dafür, die Suche einzustellen?«
    »Ich?« Captain Tuomi sah ihn an. »Nein, Mr. Seebeck. Ich bin dafür, daß wir weitersuchen.« Sein Blick streifte den schlafenden Commander. »Allerdings, ohne ihn – ich weiß nicht, ob ich dazu den Mut aufgebracht hätte.«
     
    Im RC gab es nichts Neues. Vor den Geräten saß der grauköpfige Sibiriak. Seebeck blieb neben ihm stehen. Die Bildschirme flimmerten unruhig; ferne magnetische Störungen wirkten sich aus. Alles, was sich auf ihnen abzeichnete, war das übliche Nichts. Die Invictus zog ihre Spiralen, und unsichtbare Strahlen eilten ihr mit Gedankenschnelle voraus, empfindliche Fühler, denen kein Staubkorn entging, aber sie alle verloren sich in den silbrigen Nebel, auf endloser Bahn, die nirgendwo hinführte.
    Stroganow sah auf.
    »Was tut sich auf der Brücke, Mr. Seebeck?«
    »Der Commander ruht.«
    Der Sibiriak wiegte den Kopf.
    »Es wird ihn umbringen, Mr. Seebeck«, sagte er. »Aber, weiß Gott, er hat recht. Es mußte getan werden.«
    Irgendwann war es geschehen. Lieutenant Stroganow hatte sich überzeugen lassen. Vielleicht hatte er auch nur nachgedacht.
    Seebecks Augen begannen zu brennen.
    »Und was, glauben Sie, werden wir finden?«
    Der Sibiriak starrte auf die Monitore.
    »Es könnte sein, daß sie noch eine heile Zelle haben«, antwortete er. »Es könnte sein, daß es ihnen gelungen ist, sich ins Dingi zu retten. Wir müssen suchen und hoffen.«
    Seebeck kehrte in die Messe ein. Ein paar Minuten später gesellte sich Captain Tuomi zu ihm.
    »Der Commander ist wach und hat übernommen«, sagte er. Er wies seine Hände vor; sie zitterten. »Ich bin im Augenblick ziemlich am Ende.«
    Captain Tuomi bediente sich aus dem Automaten.
    »In gewisser Weise«, sagte er, »ist er wie Major Degenhardt. Er gibt nicht auf.«
    Seebeck stocherte im Essen.
    »Und das machen Sie ihm zum Vorwurf?«
    Captain Tuomi stellte das Tablett ab und setzte sich.
    »Im Gegenteil, Mr. Seebeck«, antwortete er.
     
    Das Summen war laut und beharrlich. Seebeck knipste das Licht an, drückte die Taste und meldete sich. Er hatte lediglich vorgehabt, sich fünf Minuten Ruhe zu gönnen; dabei war er eingeschlafen.
    »Mr. Seebeck – Brücke.« Captain Tuomi sprach. »Wir haben das Wrack auf dem Radar. In spätestens einer halben Stunde sollten wir dort sein.«
    »Roger«, sagte Seebeck. »Danke für die Benachrichtigung, Captain. Ich komme.«
    Auf der Borduhr war es sieben Minuten vor drei. Drei Uhr in der Frühe. Kein Wunder, daß ihn der Schlaf übermannt hatte.
    Seebeck beugte sich über das Waschbecken und klatschte sich kaltes, erfrischendes Wasser ins Gesicht. Seine Gedanken wurden klarer.
    Das Wrack des Rochen war aufgespürt – das Wrack, das zerschlagene Gehäuse, ein Staubkorn im All, das darin nach den Naturgesetzen weitertreiben würde bis ans Ende aller Tage, zerschlagen und konserviert, tot und alterslos, frei vom Rost, frei von aller Vergänglichkeit. Der Mensch hinterließ seine Spuren, nur er selbst schwand
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher