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Weltraumpartisanen 17: Der Spiegelplanet

Titel: Weltraumpartisanen 17: Der Spiegelplanet
Autoren: Mark Brandis
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Etwa ein Dutzend Polizisten war damit beschäftigt, die Neuankömmlinge zu überprüfen.
    Mit einem solchen Hindernis hatte ich nicht gerechnet. Nun sah ich mich um.
    Die Stadt war von einer hohen Mauer umgeben, in die in regelmäßigen Abständen hochaufragende Wachtürme eingelassen waren, und der einzige Weg in sie hinein führte an den kontrollierenden Polizisten vorüber.
    Ich überlegte.
    Eine innere Stimme riet mir, die Erkundung an diesem Punkt abzubrechen und zum Dingi zurückzukehren. Auch Lieutenant Stroganow, der sich so leicht nicht einschüchtern ließ, schien zu dem gleichen Schluß gekommen zu sein, denn er bemerkte halblaut:
    „Ich glaube kaum, Sir, daß wir mit unseren VEGA-Ausweisen da durchkommen werden."
    Er hatte recht . Die Situation begann kritisch zu werden. Spätestens am Schlagbaum mußten wir Farbe bekennen - und die Wahrscheinlichkeit, mit offenen Armen aufgenommen zu werden, war verschwindend gering, falls man uns überhaupt Glauben schenkte.
    Ich fühlte mich ratlos. Sollten wir jetzt die Erkundung nicht besser abbrechen?
    Die Entscheidung wurde mir abgenommen.
    Von irgendwoher tauchten mehrere Polizisten mit Hunden auf, und damit war uns der Rückzug zum Dingi versperrt.
    „Vorwärts, vorwärts!" sagte einer der Polizisten barsch. „Nicht zurückbleiben!"
    Und ein anderer Polizist fügte hinzu: „Bewegung, Leute, Bewegung! Die Galgenfrist für euch Vagabunden läuft um Mitternacht ab. Wer dann noch hier herumlungert, bekommt's mit uns zu tun."
    Die Hunde - große, starke Tiere mit gefletschten Zähnen - zerrten an ihren Leinen; begierig, sobald sie losgelassen wurden, über uns herzufallen.
    Ich wog unsere Chancen ab.
    Im Augenblick schien mir jeder Schritt zurück gefährlicher zu sein als die Flucht nach vorn. Die Polizisten, auch nachdem sie sich wieder entfernt hatten, hielten sich im Hintergrund, und selbst falls es uns gelingen sollte, sie zu überrumpeln, würden wir doch ihren Hunden nicht entgehen.
    Ich nickte den Lieutenants zu.
    „Kommen Sie, Gentlemen. Wir haben keine andere Wahl."
    Wir erreichten die Schlange der Wartenden und stellten uns an.
    Neben dem Schlagbaum gab es einen schmalen Durchlaß , gerade breit genug für eine Person. Eine Bauernfamilie - die letzte, die mich und die Lieutenants vom Schlagbaum trennte - wurde hindurchgewinkt und entschwand in der Baracke. Ein Polizist vertrat mir den Weg: mit wachsamen, mißtrauischen Augen. Seine Maschinenpistole zielte auf meine Brust. Die Waffe mochte wie vieles auf dem Spiegelplaneten altertümlich sein, doch ihre tödliche Wirkung wurde durch diesen Umstand nicht geschmälert, das hatten wir miterlebt.
    Ich bezwang meine Nervosität und konzentrierte meine Aufmerksamkeit auf die Plakate, mit denen die Baracke beklebt war. Eines davon lautete:
    AMNESTIE!
    Für alle diejenigen, die sich zur Zeit noch ohne Erlaubnis außerhalb der Städte aufhalten und diesen Zustand aus freien Stücken beenden wollen, ist eine Amnestie erlassen worden.
    Die betreffenden Personen werden hiermit aufgefordert, sich bis zum 3. Juni 1980,24. 00 Uhr, in den Städten einzufinden.
    Der Berufsausübung dienende Gegenstände dürfen nicht eingeführt werden.
    Nicht befugte Personen, die nach Ablauf dieser Frist in den Sperrgebieten angetroffen werden, gelten als Freiwild.
    Sperrgebiete sind alle Ländereien und Gewässer außerhalb der Stadtmauern.
    Die Wohlstandspartei
    Das Plakat enthielt eine wichtige Information: das Datum.
    Der Kalender hinkte genau hundert Jahre hinter dem der Erde her: ein Umstand, der zumindest für einige meiner Beobachtungen eine hinreichende Erklärung bot. Der zivilisatorische Stand dieser Menschen entsprach in etwa demjenigen der Erdbewohner gegen Ende des zwanzigsten Jahrhunderts.
    Ein anderes Plakat befaßte sich mit einem Fall unzulässiger Berufsausübung.
    URTEIL!
    In Sachen des Talmir Brochanowitz , angeklagt der Ausübung einer Arbeit in seiner ehemaligen Eigenschaft als Schnitzer, hat das Gericht auf die
    Höchststrafe
    erkannt. Das Urteil wurde auf dem Gelände der Müllverbrennung vollstreckt.
    Begründung: Wer, obwohl er reich, satt und glücklich ist, arbeitet, gibt sich zu erkennen als Feind des Fortschritts. Für solche Elemente ist kein Platz in unserer Gemeinschaft.
    Die Wohlstandspartei
    Auch aus diesem Text ließ sich eine Information ziehen. Die politische und militärische Macht auf dem Spiegelplaneten lag in den Händen einer einzigen Partei, und diese regierte mit unerbittlicher
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