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Weltraumpartisanen 10: Aktenzeichen: Illegal

Weltraumpartisanen 10: Aktenzeichen: Illegal

Titel: Weltraumpartisanen 10: Aktenzeichen: Illegal
Autoren: Mark Brandis
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gleichzeitig einen Blick auf die Uhr. Ich war spät dran. „Dennoch, Captain, wenn es Ihnen nichts ausmacht, sollten wir das Konzert jetzt abbrechen und dienstlich werden. Harris erwartet mich bereits in einer Viertelstunde, und bis dahin ist noch viel -“
    Captain Romen fiel mir ins Wort.
    „Sie wollen noch hoch zu Harris, Sir?“
    „Nur um mich formell abzumelden“, gab ich Auskunft. „Warum?“ Captain Romens Augen bekamen einen verträumten Glanz. „Wunderbar, Sir!“ sagte er. „Dann werden Sie sie kennenlernen.“
    Im Gedanken daran, daß die Übertragung des Kommandos eine lästige Prozedur war, runzelte ich die Stirn. Es war, wollte ich mich bei Harris nicht verspäten, höchste Zeit, um zur Sache zu kommen -andererseits wollte ich nicht unhöflich erscheinen. Darum erkundigte ich mich:
    „Wen werde ich kennenlernen?“
    Captain Romens Augen leuchteten.
    „Ko Ai, Sir!“ sagte er. „Sie ist Doktor der Astrophysik und gehört zu diesem VOR-Team. Und soviel ich weiß, ist das ganze Team noch oben beim Alten.“
    Um Zeit zu gewinnen, ließ ich ihm den ,Alten’ ausnahmsweise durchgehen; im allgemeinen legte ich Wert auf korrekte Anreden und Dienstbezeichnungen. Die Disziplin - so meine Erfahrung - äußert sich als erstes in einer genauen Sprache.
    „Schön“, sagte ich ohne sonderliches Interesse. „Sie ist Doktor der Astrophysik, und ich werde sie kennenlernen.“
    Ich wählte das Flugtechnische Archiv an und drückte mein CodeZeichen.
    „Ihr Name ist Ko Ai!“ sagte Captain Romen.
    Ich wartete vor dem summenden Apparat auf das Bordbuch.
    „Sie wiederholen sich, Captain!“ bemerkte ich.
    „Ihr Name ist Ko Ai“, sagte Captain Romen noch einmal, „und sie hat mandelförmige Augen, die wie Wellen strahlen, die im Sonnenschein glitzern und tanzend in die Höhe zu springen scheinen, um das duftende Röhricht zu küssen, das die Ufer des Baches säumt. Die Augenbrauen gleichen dem Weidenblatte. Die Wangen sind weiß wie Schnee, durch den ein zartes Rosenrot schimmert. Die Zähne gleichen Perlen, umgeben von Korallenlippen. Das Haar ist schwarz wie Gagat und weich wie Seide. Ihre Gestalt.“
    Ich klatschte das schwere Bordbuch vor ihm auf den Tisch. „Captain“, sagte ich, „für einen Mann, dem ich das Kommando über ein so wertvolles Schiff wie die Ares 1 zu übergeben die Pflicht habe, spinnen Sie nicht zu knapp!“
    Captain Romen war nicht in der Stimmung, um meine Zurechtweisung als Kränkung aufzufassen.
    „Was Sie soeben hörten, Sir“, klärte er mich auf, „sind die Worte eines chinesischen Dichters des fünfzehnten Jahrhunderts. Zufällig trifft alles, was er sagt, auf Ko Ai zu. Sie werden sich davon überzeugen können, Sir. Im übrigen ist Ko Ai - sagte ich das schon? -Eurasierin. Ihre Mutter war Russin.“
    Ich schlug das Bordbuch auf.
    „Artikel Eins, Absatz Drei des Bordrechts, Captain!“ sagte ich. „Er lautet: ,Die zeitweilige Erhebung eines Mitglieds der Besatzung zum Commander bedeutet für dieses die verantwortliche Übernahme aller Rechte und Pflichten…“ Ich brach ab und ließ meinem Unmut freien Lauf. „Ich möchte doch sehr um Ihre Aufmerksamkeit bitten, Captain Romen!“
    Captain Romen erwachte wie aus einem Traum. „Wie, Sir?“
    „Sie sollen mir zuhören!“ sagte ich. „Wo zum Kuckuck sind wir denn hier: in einem Dienstgebäude der VEGA oder auf einem orientalischen Heiratsbasar?“
    Captain Romen senkte betroffen das Haupt.
    „Ich bitte um Verzeihung, Sir. Ich bin heute ein wenig zerstreut.“
    „In diesem Fall, Captain, reißen Sie sich zusammen!“ wies ich ihn zurecht. „Also, noch einmal von vorn! Der Artikel Eins, Absatz Drei des Bordrechts lautet…“
    Captain Romen seufzte tief.
    „Sir“, sagte er, „wie waren eigentlich Ihre Gefühle, als Sie Ruth O’Hara kennenlernten? Ich meine, Sir: war Ihnen da auch so nach Singen und Tanzen zumute?“
    Ich gab es auf. Kurzentschlossen drehte ich das Bordbuch um und schob es ihm zu.
    „Unterschreiben Sie, Captain!“ sagte ich knapp. „Unterschreiben Sie
    - und wenn es sich dabei um Ihr eigenes Todesurteil handelt! Aber behaupten Sie später nicht, ich hätte Ihnen das Schiff nicht ordnungsgemäß übergeben!“
    Captain Romen nickte.
    „Ach so, ja!“ sagte er. „Die Ares I! Sie übertragen mir für die Dauer Ihrer Abwesenheit das Kommando, Sir.“
    Er griff zum Schreibstift und setzte seine Unterschrift in die dafür vorgesehene Rubrik. Ich klappte das Bordbuch zu. „Im übrigen, Captain“,
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