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Weltraumpartisanen 06: Die Vollstrecker

Weltraumpartisanen 06: Die Vollstrecker

Titel: Weltraumpartisanen 06: Die Vollstrecker
Autoren: Mark Brandis
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erwarten, ist Frieden und ein bisschen Glück.«
    Ich haschte nach ihrer Hand.
    »Wie du und ich?«
    »Wie du und ich, Mark. Nicht mehr und nicht weniger.«
    »Nun«, sagte ich, »dann können wir ja heiraten.«
    »Jetzt gleich?«
    »Sobald ich angezogen bin.«
    Ein Schatten glitt über ihr Gesicht und ihre grünen irischen Augen wurden auf einmal dunkel.
    »Sobald du angezogen bist, mein Lieber, wirst du im Allerheiligsten der VEGA erwartet. Commander Harris hat schon dreimal angerufen.«
    Sonderbar, für Ruth O’Hara war John Harris, der die private Weltraumbehörde VEGA leitete, bei der ich angestellt war, immer noch der Commander. Wie lange war das eigentlich her, dass ich unter ihm gedient hatte, an Bord der unvergesslichen
Delta VII
? Wirklich schon drei Jahre? Und in dieser Zeit war Harris aufgestiegen zum allmächtigen Präsidenten der EAAU, um dann, eines Tages, spontan und unerwartet auf dieses höchste aller Ämter zu verzichten, weil sein Herz nicht der Politik gehörte und zurückzukehren zu der Welt der Sterne.
    »Harris kann warten. Mir steht ein Tag Urlaub zu.«
    »Den Tag hast du verschlafen, Mark.« Ruth O’Hara ließ sich nicht überreden. »Commander Harris sagt, es sei dringend. «
    »Also gut«, willigte ich ein. »Zunächst rede ich mit Harris, dann aber wird geheiratet.«
    Ruth O’Hara seufzte. Sie hatte ihre Erfahrungen mit mir. »Wenn du dann noch dazu kommst, mein Lieber. Ich fürchte, du wirst danach für ein paar Tage in Klausur gehen müssen.«
    »In
was
?«, fragte ich entgeistert.
    »In Klausur«, wiederholte sie. »Man hat dich zum offiziellen Ankläger in Sachen VEGA gegen Robert Monnier bestellt. Ein Herr vom Sicherheitsdienst war hier. Ich konnte ihn abwimmeln, aber das hier hat er für dich dagelassen.«
    Das hier war ein versiegelter brauner Umschlag. Ich riss ihn auf. Er enthielt ein mehrseitiges Protokoll und auf einmal war meine gute Laune dahin. Ich überflog die erste Seite:
    Betr.: RS 781, Commander Robert Monnier.
    Tatbestand:
    Am 16. Mai 2073, 07.14 Uhr Metropolis-Zeit, bemächtigten sich auf der Venus mehrere nicht identifizierte Männer, die sich selbst als Vollstrecker bezeichneten, unter Androhung von tätlicher Gewalt des startbereiten RS 781. Bei dem Versuch, die Entführung zu verhindern, kamen die folgenden Mitglieder der Besatzung ums Leben:
    Edward Burnes, Captain (VEGA), Pilot
    Antonio Petrarca, Lieutenant (VEGA), Navigator
    Boleslaw Baranowski, Lieutenant (VEGA), Bordingenieur.
    Commander Robert Monnier, der selbst unverletzt geblieben war, übergab daraufhin das Schiff und durfte von Bord gehen.
    RS 781 verließ die Venus mit unbekanntem Ziel.
    Der Tatbestand der
    §311 RGS (Pflichtvergessenheit von RS-Kommandanten)
    und
    5 567, l und 2, MGS (unehrenhaftes Verhalten von Offizieren)
    scheint hiermit erfüllt zu sein.
    Gegen Robert Monnier, Commander (VEGA), ist diesbezüglich Anklage zu erheben.
    Anklage gegen Robert Monnier, den ehrenhaftesten Menschen, den ich kannte: Ich konnte es nicht fassen. Nie zuvor hatten für mich sorgfältig formulierte Worte unsinniger geklungen. Ich hob den Kopf.
    »Ruth, was ist an der Geschichte wahr?«
    Ruth O’Hara leitete die Public-Relations-Abteilung der VEGA. Dort war man im Allgemeinen auf dem Laufenden.
    Als sie den Kopf neigte, wurde meine Hoffnung zunichte.
    »Es stimmt, Mark. Er als Einziger hat überlebt.«
    »Aber das ist doch kein Grund, ihn anzuklagen!«
    »VEGA und die Sicherheitsbehörde sind anderer Meinung.«
    »Ist es das, weshalb Harris nach mir verlangt?«
    »Ja, Mark.«
    »Ruf ihn an, Ruth. Sag, ich sei schon unterwegs. Die Sache muss aufgeklärt werden.«
    Eine Viertelstunde später fuhr ich mit dem Lift hinauf auf das Dach, wo bereits der Diensthelikopter auf mich wartete. Aus irgendeinem Grunde hielt man an der Bezeichnung Helikopter fest, obwohl das von einem rotierenden Düsenkranz angetriebene, scheibenförmige Schiff, das vier Personen Platz bot, kaum noch etwas mit einem solchen gemein hatte. Für den Nahverkehr war es das ideale Verkehrsmittel: schnell und zuverlässig.
    Einen Atemzug lang nur nahm ich mir Zeit, einen Blick auf das Volksfest zu werfen, das 130 Stockwerke unter mir tobte. Nie zuvor waren auf dem »Platz Antoine Ibaka« so viele Menschen versammelt gewesen. Niemand schien an diesem Tag gewillt zu sein, seiner Arbeit nachzugehen. Bis hinauf in meine windige Höhe drang das rhythmische Stakkato der Sprechchöre: »Frie-den! Frie-den! Frie-den!« Und über dem Trignum, diesem
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