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Weltkrieg der Waehrungen

Weltkrieg der Waehrungen

Titel: Weltkrieg der Waehrungen
Autoren: Daniel D. Eckert
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stabilisieren. Äußerlich betrachtet befinden sich die amerikanische und die chinesische Ökonomie in einem Prozess der »Superfusion« 2 zum Vorteil beider. Doch wer unter die Oberfläche blickt, erkennt: Die Dollarbindung des Yuan ist alles, nur kein Zeichen echter freundschaftlicher Verbundenheit.
    Die Verbraucher in Los Angeles, Chicago und New York mögen sich über die billigen Produkte »made in China« freuen. Weit mehr noch aber freuen sich die Machthaber in Peking. Die Währungsehe zwischen Yuan und Dollar könnte sich für Amerika als Umarmung des Todes erweisen. Nie war eine Großmacht finanziell stärker von einer anderen Großmacht abhängig als heute Amerika von China.
    Trotz der vorgeblichen »Flexibilisierung« vom Juni 2010 ist der Yuan praktisch an den Dollar gekoppelt. Das gilt jedoch auch umgekehrt: Der Dollar ist an den Yuan gefesselt. Pekings Devisenprotektionismus erlaubt es den Exporteuren des Riesenreichs, Konkurrenten sukzessive zuerst zu unterbieten, als Nächstes auszuschalten und auf diese Weise einen strategischen Markt nach dem anderen zu erobern.
    Pekings Strategie erinnert an das listige Vorgehen Tokios in der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg – nur dass China potenziell einen um den Faktor zehn größeren Machtblock darstellt als Japan. Wenn das Reich des Tenno mit seinen rund 130 Millionen Einwohnern binnen einer Generation zur zweitgrößten Wirtschaftsnation der Welt aufsteigen konnte, welche Strategie mag dann das Reich der Mitte mit seinen mehr als 1,3 Milliarden Menschen verfolgen? Wonach trachtet Peking?
    Der »Weltkrieg der Währungen« bedroht in erster Linie Amerika, aber nicht nur. Die Fesselung des Dollar an den Yuan macht es den USA unmöglich, die ökonomischen Ungleichgewichte zu beseitigen, die seine Gesellschaft langsam, aber sicher zersetzen und obendrein gefährliche Spannung in der Weltwirtschaft erzeugen. Während die Defizite Amerikas schwindelerregende Höhen erreichen, blähen sich Chinas Devisenreserven auf bedrohliche Weise auf.
    Mit mehr als drei Billionen Dollar hat dieser größte Staatsschatz der Geschichte eine kritische Masse erreicht, die Peking eine beispiellose Autorität über die Kapitalmärkte der Welt verleiht. Sollte sich die Volksrepublik in einem geopolitischen Konflikt provoziert fühlen, ihre Dollar-Papiere auf den Markt zu werfen, so hätte dies die Wirkung einer finanziellen Atombombe.
    Im großen Währungskrieg des 21. Jahrhunderts scheint der Euro nur ein Nebendarsteller zu sein. Theoretisch hätte die Gemeinschaftswährung das Zeug, zum ruhenden Pol der Devisenmärkte zu werden, zur Zuflucht der Enttäuschten, vor allem der vom Dollar Enttäuschten. Doch ehe das europäische Geld Schwerkraft entwickeln kann, muss es seine Existenz behaupten, und die ist mitten in der Schuldenkrise ungewisser denn je. Der Streit um die Hilfe für Hellas und andere Peripherieländer hat alte ideologische Gräben wieder aufbrechen lassen. Am tiefsten sind jene zwischen Paris und Berlin. Daran könnte die Währungsunion zerbrechen.
    Frankreichs Mission und Deutschlands Konfession treffen knirschend aufeinander: Soll der Euro möglichst weich sein, damit er als Kitt der europäischen Integration fungiert? Oder muss er hart sein wie die Deutsche Mark, um das Vermögen und das Vertrauen der Bürger zu schützen? Und gesetzt den Fall, man entscheidet sich für Letzteres: Was, wenn diese Härte für die finanz- und wettbewerbsschwachen Randländer unerträglich wird? Müssen sich die Deutschen (und andere Kernländer) dann auf milliardenschwere Ausgleichszahlungen an Athen, Lissabon, Dublin, Rom, Madrid, am Ende gar an Paris einstellen, auf Stabilitätskompensationen, die Jahr für Jahr von den hiesigen Steuerzahlern zu entrichten sind?
    Gut ein Jahrzehnt nach der Einführung des Euro verwandelt sich die Währungspolitik für die Europäer einmal mehr zur Kampfzone. Der Euro wird zum politisch-ideologischen Schlachtfeld. Der Ausgang des Kampfes um den Zusammenhalt der Union und die Festigkeit der gemeinsamen Währung ist unabsehbar. Für die Bürger bleibt der Euro ein Zahlungsmittel voller Risiken und möglicher Reue.
    Viele Menschen projizieren ihre Hoffnungen daher auf jene Währung, die von keiner Regierung und keiner Notenbank kujoniert wird: auf Gold. Kann das gelbe Metall den Kristallisationskeim
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