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Weltkrieg der Waehrungen

Weltkrieg der Waehrungen

Titel: Weltkrieg der Waehrungen
Autoren: Daniel D. Eckert
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Währungen
    Währungen sterben langsam. Selten gibt es jenen dramatischen Augenblick, da sie mit einem hyperinflationären Todesschrei von uns gehen, wie es 1923 der Mark des Deutschen Reichs widerfuhr. Heute ist es der amerikanische Dollar, der um sein Leben kämpft. Fast unmerklich vollzieht sich sein Dahinscheiden. Der »Greenback«, über Generationen Inbegriff von Einfluss und Wohlstand, das ikonische Geld schlechthin, verabschiedet sich als Hartwährung durch die Hintertür der Geschichte.
    Amerika wird noch auf Jahre die größte Wirtschaftsmacht der Welt sein, doch seine Währung ist schwer krank. Als Todesursache wird man dereinst eine Überdosis an Schulden vermerken: Fast 16 Billionen Dollar hat sich allein der amerikanische Staat aufgeladen, dazu kommen die Verbindlichkeiten der Sozialkassen, der Unternehmen, der Privaten, die sich konservativen Berechnungen zufolge auf weitere 40 Billionen Dollar summieren. Insgesamt türmen sich die Schulden der USA nahezu auf das Vierfache ihrer Wirtschaftskraft. Amerikas Sucht nach Kredit macht den Greenback von Jahr zu Jahr blasser, schwächer, hinfälliger.
    Eine Banknote ist nichts anderes als ein Schuldschein, und immer mehr Menschen auf der Welt zweifeln daran, dass Amerika sein Versprechen wird einlösen können, all das viele geborgte Geld zurückzuzahlen. Die Devisenmärkte reden eine unverblümtere Sprache als die rätselhaften Ratingagenturen, deren Rolle der einer undurchsichtigen Nebenperson in manchem Shakespeare-Stück zur Ehre gereichen würde. Nur eine einzige – Standard & Poor’s – hat den USA die Spitzenbonität AAA (Triple-A) entzogen. Nach Meinung der anderen Agenturen kann sich Amerika als Schuldner mit der höchsten Kreditwürdigkeit brüsten. Doch der Wert des Dollar, in dem all die Verbindlichkeiten einst zu tilgen sind, wird ausgehöhlt.
    Der Dollar ist nicht der einzige Kranke. Auch die übrigen Währungen leiden unter der exzessiven Kreditaufnahme ihrer Regierungen, auch die übrigen Währungen werden durch die Überdosis an Schulden zerrüttet. Das »griechische Drama« – die um sich greifende Peripheritis des Euro – gemahnt die Europäer daran, dass auch ihr Geld sterblich ist.
    Keine Währung jedoch ist so angeschlagen wie der Dollar. Zum Japanischen Yen und zum Euro hat er sich seit Anfang des vergangenen Jahrzehnts um ein Viertel verbilligt, zum Schweizer Franken um beinahe 50 Prozent.Wie ernst es um den Greenback steht, offenbart der Goldpreis. In Unzen des Edelmetalls gemessen hat der Dollar in der zurückliegenden Dekade mehr als vier Fünftel seines Wertes eingebüßt. Die traditionelle Währung Gold findet den Respekt der Investoren. Sie trauen dem Edelmetall zu, Werte zu erhalten, Sicherheit zu bieten, auch in Zukunft überall akzeptiert zu sein – Eigenschaften, auf die der Greenback noch vor nicht allzu langer Zeit das Quasi-Monopol zu haben schien. Das gelbe Metall wird zum Anti-Dollar und damit zur Nemesis Amerikas.
    Bis 1971 bildeten Gold und Dollar eine Einheit. Der Greenback war stark, weil er sicher auf dem Edelmetall-Sockel in Fort Knox ruhte. Dann löste Richard Nixon diese Bindung mit einem Federstrich auf. Schnell lernten die Amerikaner, die unerträgliche Leichtigkeit des Papier-Dollar zu lieben. Mehr als das: Nixon und seine Nachfolger entdeckten, wie gut sich eine Leitwährung als Machtmittel einsetzen ließ: Amerika überflutete die Welt mit Schuldscheinen – und schuf so nebenbei geopolitische Abhängigkeiten. Der Dollar wurde zur entscheidenden Division des Washingtoner Machtapparats im weltweiten Kampf um ökonomische Dominanz.
    Nun kehren sich die globalen Abhängigkeitsverhältnisse um. Die Entscheidungen über das Wohlergehen des Dollar fallen längst nicht mehr allein in Washington. Eingeweihte blicken nach Peking: China hat die amerikanische Währung in den vergangenen Jahren wie kein anderes Land gestützt. Unentwegt kaufte das aufstrebende Reich der Mitte Dollars und Dollar-Papiere. Die Supermacht des Kommunismus half der Supermacht des Konsumismus. So konnte sich der Greenback über Wasser halten. Bisher. Doch China hat Hintergedanken.
    Ã„ußerlich betrachtet ist die Volksrepublik ein Schwellenland, das seine Währung eng an die globale Leitwährung Dollar gebunden hat. Äußerlich betrachtet will Peking damit Handel und Finanzmärkte
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