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Weltkrieg der Waehrungen

Weltkrieg der Waehrungen

Titel: Weltkrieg der Waehrungen
Autoren: Daniel D. Eckert
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»indispensable currency«, die unverzichtbare Währung. Das ist der Zustand der Welt im Jahr 2012.
    Doch während der Dollar kurzfristig unersetzlich zu sein scheint, hat sich an der Diagnose seines Gesundheitszustands nichts geändert: Er ist eine schwer kranke Währung, vergiftet durch Myriaden von privaten und staatlichen Schulden, die nie zurückgezahlt werden können – zumindest nie in hartem Geld. Die Prognose für den Dollar sieht düster aus, und damit auch die Prognose für das monetäre Weltsystem.
    Vielleicht sieht die Zukunft der US-Devise so aus wie die jenes unglücklichen Truthahns in Nassim Talebs Buch »Der Schwarze Schwan«. Stellt man die Gewichtsentwicklung des Tiers ab dem Zeitpunkt des Schlüpfens aus dem Ei fein säuberlich als Linie in einer Grafik dar, zeigt die Kurve immer nur nach oben, bis zu jenem Tag – Erntedank nämlich –, an dem sie senkrecht abfällt. Auf null.
    So kann es auch dem Dollar ergehen. Seine Erfolgsgeschichte ist bis heute ungebrochen. Doch die annähernd 56 Billionen Schulden von Regierung, Unternehmen und Haushalten lassen keinen Zweifel daran aufkommen, dass diese Währung von innen zerfällt. Zusammen mit Amerikas negativer Handelsbilanz, seiner prekären Abhängigkeit von ausländischen Geldgebern und dem seit Jahrzehnten schwindenden ökonomischen Gewicht des Landes macht das alles den Dollar zu einem brüchigen Fundament.
    Als Währungsanker hat der Dollar keine Zukunft. Das 21. Jahrhundert wird anders als das 20. Jahrhundert keine Ära des Greenback. Einhundert Jahre nach seinem Aufgang als Zentralgestirn der Devisenwelt steht die Dollar-Dämmerung bevor. Sowenig sich der Zeitpunkt vorhersagen lässt, das Ende kann schnell kommen. Noch 1914 war das Pfund Sterling als Leitwährung unangefochten, danach reichten elf Jahre und es war aus dem Zentrum verstoßen. Steht dem Dollar eine ähnliche Katastrophe bevor, wird er schon Mitte des nächsten Jahrzehnts degradiert sein.
    Doch unterschätzen wir nicht die Fähigkeit der USA, den Dollar mit neuem Leben zu füllen? Schließlich zieht die Supermacht einen großen Vorteil aus ihrer Superwährung, einen Wohlstandsgewinn, den der Ökonom Barry ­Eichengreen, ein weltweit anerkannter Experte für Devisen-Systeme, auf fast eine halbe Billion im Jahr beziffert hat. In der Geschichte hat sich Amerika als beeindruckend anpassungsfähig erwiesen. Der Niedergang des Dollar ist untrennbar verbunden mit dem Aufstieg seiner Rivalen. Zerstören jedoch können ihn nur die USA selbst. Doch eine Währung in schweren Zeiten stabil zu halten, erfordert Opfer (wovon die Europäer ein Lied singen können). Die Frage ist daher: Inwieweit sind die Amerikaner bereit, wie John McClane, für ihre Währung Härten zu ertragen? Den Schlüssel zur Beantwortung dieser Frage finden wir in der Geschichte.

1. Bescheidene Anfänge
Blick zurück in Angst
    Jede Nation hat ihr wirtschaftliches Trauma. Für die Deutschen ist es die doppelte Geldentwertung – einmal nach dem Ersten und dann noch mal nach dem Zweiten Weltkrieg. Das amerikanische Trauma hingegen ist nicht die Geldentwertung, obwohl die Geschichte der Vereinigten Staaten einige Beispiele hierfür kennt, sondern die Weltwirtschaftskrise. Die »Große Depression«, wie sie jenseits des Atlantiks genannt wird, war die bisher größte Erschütterung des amerikanischen Traums überhaupt. Die Industrieproduktion ging um fast 50 Prozent zurück, ein Viertel aller Männer war ohne Arbeit. 3 Erst 25 Jahre später sollte der Leitindex und Wohlstandsgradmesser Dow Jones den Stand vor dem Absturz wieder erreichen. Und ohne den für Amerika äußerst konjunkturanregenden Effekt des Zweiten Weltkriegs hätte die wirtschaftliche Erholung noch viel länger auf sich warten lassen. In zahlreichen Büchern und Filmen haderte Amerika noch Jahrzehnte später mit der Großen Depression, obwohl es unterdessen längst seine Rolle als »Führungsmacht der freien Welt« gefunden hatte.
    Die Traumata von Nationen bestimmen ihr Tun und Lassen. So erklärt sich auch der Krieg, den die amerikanische Regierung und Notenbank seit 2008 gegen die Krise führen. Ein rigider Sparkurs, wie ihn Deutschland und einige andere Länder der Europäischen Union nun praktizieren, ist in den USA nicht mehrheitsfähig, ja politisch nahezu undenkbar
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