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Weltkrieg der Waehrungen

Weltkrieg der Waehrungen

Titel: Weltkrieg der Waehrungen
Autoren: Daniel D. Eckert
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auch die reichen Erdöl exportierenden Staaten werden es sich zwei- oder dreimal überlegen, ob sie in italienische oder spanische Anleihen investieren wollen, wenn die volkswirtschaftlichen Perspektiven dieser Länder im Nebel liegen und niemand eine Garantie übernimmt, für mögliche Zahlungsausfälle einzuspringen. Bondmärkte von Ländern, die als solide gelten, wie Holland oder Finnland, sind viel zu klein, um die gewaltigen Geld-Volumina, um die es geht, aufzunehmen. Allein China hat mehr als drei Billionen Dollar zu investieren. Insgesamt belaufen sich die Devisenbestände Asiens auf fünf Billionen Dollar, die untergebracht werden wollen. Selbst die Bundesrepublik Deutschland, deren »Bunds« in Europa das Maß der Dinge sind, hat zu wenige frei gehandelte Anleihen, als dass sie die Bedürfnisse der großen Investoren befriedigen könnte.
    Die Frage wird aber immer wieder sein, ob die europäische Elite in der Lage sein wird, die Wähler davon zu überzeugen, dass der Verlust nationaler Selbstbestimmung nicht nur zum Wohle Europas, sondern auch zum Wohle des Vaterlands erforderlich ist. Vor der letzten Konsequenz, den Völkern Europas zu sagen, dass ihre Wahlentscheidungen nur noch bedingte Wirkung haben, sind die Währungsväter Pierre Werner und Jacques Delors ostentativ zurückgeschreckt.
    Es wird kein leichter Weg für die Europäer, wollen sie ihre gemeinsame Währung am Leben erhalten. Die merkwürdige Entität, die sich EU nennt, wird auf absehbare Zeit ein Zwischending zwischen Bundesstaat und Staatenbund bleiben. Die Vereinigten Staaten von Europa sind eine Monstranz, die profilierungssüchtige Politiker vor sich hertragen.
    In einem solchen Nicht-Nationalstaat ohne gemeinsame politische Öffentlichkeit bedürfen Ausgleichszahlungen sorgfältiger Legitimation. Um Aussicht auf Unterstützung aus Brüssel und Frankfurt zu erhalten, werden die Empfänger ihre Wirtschafts- und teilweise Gesellschaftsstruktur umpflügen müssen. Selbst der verwässerte Fiskalpakt ist gespickt mit Bedingungen. Zum Beispiel haben sich alle EU-Länder (mit Ausnahme des Vereinigten Königreichs und Tschechiens) dazu verpflichtet, einer Schuldenbremse Verfassungsrang zu geben, darunter auch Länder wie Griechenland, Italien oder Portugal, bei denen eine solche Selbstbeschränkung vor Jahren noch undenkbar schien. Auch die EZB hat stets darauf beharrt, dass Voraussetzungen wie das Bekenntnis zu einer Konsolidierung des Haushalts erfüllt sein müssen, soll sie zugunsten der Regierungen intervenieren.
    In den südlichen Ländern – und lange gehörte Frankreich auch dazu – stand die Währung im Dienst der Wirtschaft, zumindest ihres exportorientierten Teils, und im Duktus der politischen Rhetorik »der Arbeitnehmer«. Wertete sie ab, fiel das in die Kategorie laufender Verschleiß. Drachme, Peseta oder Lira waren ein Verschleißteil in der ökonomischen Maschine. Wer als Sparer eine Wert-Erosion seines Vermögens erlitt, war selber schuld. Von den Geldpolitikern wurde ein gehöriges Maß an Flexibilität verlangt. Währungshüter waren diese Notenbanker wahrlich keine.
    Nun soll das Paradigma umgekehrt werden: Der Wirtschaft und den Arbeitnehmern wird ein Umbruch der Strukturen zugemutet, um die Stabilität der Währung zu sichern. Für die Gesellschaften und für die politischen Systeme kommt dies einer Umwertung der monetären Werte gleich. Obgleich Draghis EZB mit viel Betäubungsgeld ihres dazu beitragen wird, diese Revolution erträglich zu machen, ist es keineswegs sicher, dass jedes Land diesen Weg bis zum Ende mitgehen wird.
    Es heißt, der Weg ist das Ziel. Für Europa gilt das nicht. Das Ziel ist zwar klar umrissen: ein geeinter Kontinent mit einer gemeinsamen (vielleicht nicht ganz so starken) Währung und einem einheitlichen Anleihenmarkt. Doch so klar wir das Ziel vor uns sehen: Der Weg dahin wimmelt von tödlichen Gefahren.

Danksagung
    Dieses Buch erhebt keinen wissenschaftlichen Anspruch, aber es erhebt den Anspruch, Wissen zu schaffen. Die Exkursion in die dunkle Welt der Währungen bringt nicht nur Angenehmes zutage, doch als Bürger, die mitreden wollen und sollen, sind wir auf eine unverblümte Sicht der Dinge angewiesen.
    Ein Werk wie dieses stellt in mancher Hinsicht ein intellektuelles Gemeinschaftsprodukt dar. Der Weltkrieg der Währungen schuldet
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