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Weltkrieg der Waehrungen

Weltkrieg der Waehrungen

Titel: Weltkrieg der Waehrungen
Autoren: Daniel D. Eckert
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Organisationen wie dem IWF, mehr für den Binnenkonsum zu tun, sodass die Defizitländer ihre Exporte ins Zentrum steigern. Doch es besteht keine Frage, dass die Hauptlast der Anpassung bei den Defizitländern liegt. Bis Währung und Währungsverbund zueinandergefunden haben, können etliche Jahre vergehen. Der Zeitraum bis 2020 ist dafür nicht zu knapp bemessen. Es handelt sich um einen Transformationsprozess, der von seinem Ausmaß an die Eingliederung der früheren Ostblock-Ökonomien in die westliche Marktwirtschaft erinnert.
    Niemand weiß heute, ob die Investoren diese Zeit zu geben bereit sind. Daher ist noch eine zweite Kraft auf den Plan gerufen, die einzige Kraft, die es mit den mächtigen Kapitalmärkten aufnehmen kann: die Europäische Zentralbank, die die Hoheit über unsere Währung hat. Nicht nur Volkswirtschaft und Gesellschaft werden sich an das Geld anpassen müssen, sondern auch das Geld an die Realität der Währungsunion. Soll der Euro überleben, wird er sich wandeln müssen. Aber es wird eine Verwandlung sein, die vielen in Deutschland wie eine unheimliche Metamorphose zum Schlechteren erscheinen wird.
    Es war naiv von den Deutschen, zu glauben, sie könnten eine Währung haben, die ebenso stabil ist wie die Mark, und sich diese gleichzeitig mit Ländern wie Griechenland oder Portugal, aber auch Spanien und Italien teilen. Es war naiv zu glauben, das EZB-Direktorium könnte aus ebensolchen harten Hunden der Geldpolitik bestehen wie – zumindest früher – der Bundesbank-Rat. Es war naiv zu glauben, dass es keine Osmose der Mentalitäten geben würde. Die Südländer werden ökonomisch »deutscher« werden müssen, aber Deutschland wird sich in Geldfragen auch »südländischen« Positionen annähern. Oder Deutschland wird sich der Währungsunion noch mehr entfremden.
    Die EZB als Avantgarde-Institution der Europäischen Union vollführt die Währungswende bereits mit großer Geschwindigkeit. Das rumpelnde Ausscheiden der beiden deutschen Stabilitätspolitiker Axel Weber und Jürgen Stark manifestiert diesen Wechsel ebenso sehr wie die beispiellose Herabsetzung der Besicherungsstandards bei Darlehen an Kreditinstitute – von Staatsanleihekäufen und märchenhaft lukrativen Dreijahrestendern zu schweigen. Die Probleme der Eurozone sind viel zu ernst, viel zu existenziell, als dass die Geldwertstabilität die einzige Mission dieser europäischsten aller europäischen Institutionen bleiben könnte: Das ist das neue Denken, das sich im Frankfurter Euro-Tower, dem Sitz der Zentralbank, verbreitet.
    Doch das Verbiegen des Euro allein kann die Währungsunion nicht retten, die Währungsunion bedarf einer grundlegenden politischen Reform.
    Wenn die Eurozone 1.0 nur ein halbherziger Versuch war, so kam dies nicht von ungefähr: Die volle Finanzunion war in Europa in den 90ern politisch schlicht nicht durchsetzbar. Sie war es damals ebenso wenig, wie sie es in den 80ern oder 70ern gewesen war, als die ersten konkreten Konzepte und Zeitpläne für einen Währungsverbund auf den Tisch kamen. Auch 2011/12 wurde bei der Debatte über den Fiskalpakt schnell offenbar, wie schwer es ist, die Nationen zum Verzicht von Souveränität, die Parlamente zur Beschneidung ihres Budgetrechts zu bewegen. Dem generellen Ziel einer größeren Koordination konnten sich die Regierungen im Angesicht der möglichen Katastrophe Euro-Kollaps nach einigem Zögern anschließen. Doch sobald es ans Eingemachte ging, also automatische Sanktionen, wie das Klagerecht der Kommission gegen Defizitsünder und Ähnliches in Vertragsform gegossen werden sollten, kehrten die atavistischen Instinkte schnell wieder. Die bemerkenswerte Ausnahme bildete Frankreich.
    Viele Beobachter sahen es als die Überraschung des Jahres 2011: Bei der Diskussion über den Fiskalpakt pochte Paris erstaunlich wenig auf seine Souveränität. Bei früheren Episoden war in Europa viel daran gescheitert, dass die Franzosen über die EG und später die EU zwar Regeln machen, aber sich selbst keinen Regeln unterwerfen wollten. Nun, beim Euro, liegen die Dinge anders. Für die politische Führungsmacht Westeuropas steht zu viel auf dem Spiel. Die gemeinsame europäische Währung ist schwer zu verstehen ohne Frankreichs jahrzehntealtes Bestreben, die Abhängigkeit vom Dollar abzuschütteln. Schon de
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