Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Weltenfresser - Die Tränen der Medusa (German Edition)

Weltenfresser - Die Tränen der Medusa (German Edition)

Titel: Weltenfresser - Die Tränen der Medusa (German Edition)
Autoren: Carl Sulz
Vom Netzwerk:
«
    Muras schob das Schwert behutsam zur Seite und sagte angespannt: »Du solltest diesen Kubus nicht berühren.«
    »Das habe ich auch gerade gemerkt! Was ist das für ein Ding?«
    »Ein magisches Artefakt...«
    Muras ertappte sich plötzlich selbst dabei, dass er die ganze Zeit wie gebannt auf den Kubus vor sich gestarrt hatte. Waren die Muster auf seiner Oberfläche nicht gerade noch ganz anders gewesen? Hatten sie sich etwa bewegt?
    Eine dunkle, rufende Verheißung schien nun darin zu liegen – Muras spürte eine gewaltige Macht in ihnen brachliegen. Eine Macht, die nun herrenlos war. Eine Macht, die beherrscht werden wollte... von ihm! Er brauchte nur seine Hand ausstrecken und dann...
    Das laute Jaulen Rohins riss ihn aus seiner Trance. Wie betäubt starrte er die Wölfin an, die anscheinend versuchte, nach dem Kubus zu schnappen und gleichzeitig davor zurückzuweichen. Hastig kramte Muras ein Tuch aus seiner Tasche hervor und wickelte das unheimliche Artefakt darin ein, ohne es weiter zu berühren.
    »Wir sollten gehen, Muras.«
    Der Angesprochene nickte. Dann fiel sein Blick erneut auf die leise winselnde Wölfin neben sich. Gedankenverloren sagt er: »Nur Rohin ist gerade noch hindurchgekommen. Seltsam, sie war plötzlich da und hat mit uns gegen die Krieger der Horde gekämpft! Als ob sie die ganze Zeit uns gefolgt wäre. Warum hat sie sich aber so lange versteckt? Warum ist sie erst heute wieder erschienen?«
    Arthan zuckte nur mit den Schultern und murmelte etwas Unverständliches. Muras seufzte und betrachtete wieder die Verwüstungen des Schlachtfeldes.
    »Wir haben Glück gehabt. Adaque war geschwächt, wahrscheinlich durch das Ritual und die Styga, die diesen Gipfel auszufüllen scheint. Wenigstens diese Hoffnung hat sich erfüllt... wir hätten sonst keine Chance gehabt.«
    Er musste wieder in Tyarks Gesicht blicken und begann, stumm zu weinen. Gedankenverloren streichelte er dabei der winselnden Wölfin das dichte Fell. Arthan sagte ruhig: »Meinst du, Adaque hat...Erfolg gehabt mit ihrem Ritual? Meinst du, sie hat Tyr ... ich meine, den Drachenkönig beschwören können?«
    Muras trocknete sich unbeholfen die Augen und blickte in den grauen Himmel. Er erinnerte sich noch zu gut an die Flut fremdartiger und grausamer Bilder und Gefühle, die sie plötzlich ereilt hatten. Für einen kurzen Moment hatte es sich angefühlt, als ob ein fremder Verstand sich in ihren festgekrallt hätte und er hatte Angst gehabt, dass, sollte dieser Moment noch länger andauern, er den Verstand verlieren musste. Selbst die Schneeflocken waren in der Luft regungslos verharrt, als hielte die Zeit selbst den Atem an. Aber so plötzlich, wie dieses Phänomen aufgetreten war, so abrupt war es auch wieder verschwunden.
    »Ich denke, wenn es hier einen Drachenkönig gäbe, wüssten wir das jetzt. Nein, so wie ich das sehe, wurden die einzigen Ungeheuer auf diesem Gipfel heute von uns getötet. Anscheinend sind wir gerade noch rechtzeitig gekommen. Im letzten Moment...«
    Sein Blick fiel unwillkürlich auf den entstellten Körper Zajas, der nur wenige Meter entfernt von Tyark am Boden lag. Er hatte sie als entsetzlichen Wiedergänger kämpfen sehen und er wusste, dass ihr Anblick ihm noch lange Alpträume bereiten würde. Muras nickte betrübt – zumindest im Tode konnten sie sich nun wieder nahe sein. Die Großen Alten würden ihre Seelen aufnehmen.
    Er wischte sich weitere Tränen aus dem Gesicht, stand auf und blickte Arthan an, der ebenfalls sehr bleich war. Es begann zu schneien und ein eiskalter Wind brachte Muras plötzlich zum Zittern. Er warf einen letzten Blick auf Tyark und sagte leise: »So hat sich dein Schicksal also erfüllt, mein Freund...«
    Hinter sich hörte er die drängende Stimme Arthans, die ihn erneut zum Aufbruch mahnte. Und Muras wusste, dass der Söldner Recht hatte - je länger sie hierblieben, desto sicherer war, dass die Styga auf dem Gipfel sie dauerhaft krank machen würde. Oder sie sogar noch heute Nacht tötete. Rasch verließ er mit Arthan den Gipfel, der nun zum Grab seiner Freunde und so vieler anderer geworden war. Sie würden sie nicht einmal bestatten können.
    Keinem fielen die merkwürdigen Fußspuren auf, die, teilweise bereits von Schnee bedeckt, vom Ort des Grauens wegführten. Fußspuren, die von einem sehr kleinen Kind zu stammen schienen.

    Sie schlossen rasch zu den Soldaten und Söldnern auf, welche die Schlacht auf dem Kopflosen Riesen überlebt hatten. Es war nur eine
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher