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Welt im Fels

Welt im Fels

Titel: Welt im Fels
Autoren: Harry Harrison
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Schritte plante.
    Des Chefobservators Hand näherte sich verstohlen dem Sprechapparat an seiner Hüfte, Chimal stand auf und riß ihm das Ding vom Gürtel. »Deinen auch«, sagte er zu Wachmann Steel und machte sich nicht die Mühe zu erklären, wozu er ihn wollte.
    »Es gibt keinen über dir, nicht wahr, Chefobservator?« fragte er.
    »Alle wissen das, außer dir.«
    »Ich weiß es auch, das muß dir klar sein. Und als entschieden wurde, die Bahn zu ändern, stimmten die Observatoren zu, aber das letzte Wort hatte der damalige Chefobservator. Deshalb mußt du derjenige sein, der alles über diese Welt weiß, wo die Raumschiffe sind und wie sie in Betrieb gesetzt werden, alles über die Navigation und über die Schulen und alle Vorkehrungen für den Tag der Ankunft, alles.«
    »Warum fragst du mich das?«
    »Ich will es dir sagen. Es gibt viele Aufgaben hier, viel zu viele, um sie mündlich von einem Chefobservator zum nächsten weiterzugeben. Es muß daher Pläne geben, in denen alle Tunnel und Kammern, ihr Verlauf und ihre Lage eingezeichnet sind, Aufstellung über den Inhalt der Lagerräume, und es muß Handbücher für die Schulen und über die Funktionen des Raumschiffs geben. Ja, es muß sogar ein Handbuch für diesen wundervollen Tag der Ankunft geben, wenn das Tal offen ist – wo ist es? «
    Die letzten Worte schrie er. Der alte Mann erschrak, und sein Blick glitt angstvoll zur Rückwand der Kabine. Aber sofort sah er wieder weg. Chimal drehte sich um und sah den rot lackierten Schrein, der dort hing.
    Als er aufstand, um hinzugehen, griff ihn der Chefobservator an und schlug ihn mit seinen kraftlosen Händen in den Stäben seines Ektoskeletts. Der Kampf war kurz. Chimal packte die Arme des Alten und drehte sie ihm hinter den Rücken. Dabei erinnerte er sich an das Versagen seines eigenen Ektoskeletts und schaltete den Strom am Geschirr des Chefobservators aus. Der Motor blieb stehen, die Gelenke verriegelten sich und hielten den Mann in seiner Lage gefangen. Chimal hob den Mann auf und legte ihn auf sein Bett.
    »Wachmann Steel, tu deine Pflicht!« befahl der alte Mann mit zitternder Stimme. »Halt ihn auf! Töte ihn! Ich befehle es dir!«
    Das Mädchen, das nicht einen Bruchteil von den Vorgängen verstanden hatte, stand zaudernd da.
    »Mach dir keine Gedanken!« sagte Chimal beruhigend zu ihr. »Es wird alles wieder gut.« Er drückte sie in ihren Stuhl zurück und schaltete auch ihr Ektoskelett aus, indem er den Stromversorgungsteil abriß. Er band ihr mit einem Tuch aus dem Badezimmer die Handegelenke zusammen.
    Erst als er sie beide außer Gefecht gesetzt hatte, ging er zu dem Schrein an der Wand und rüttelte an den Türen. Sie waren abgeschlossen. Wütend riß er den Schrein von der Wand, ohne sich um das Schimpfen des Chefobservators zu kümmern. Das Schloß war mehr zur Zierde da als zu einem praktischen Zweck, das ganze Ding fiel auseinander, als er es auf den Boden warf und es mit dem Fuß bearbeitete. Er bückte sich und zog ein rot gebundenes und mit Gold verziertes Buch aus den Trümmern.
    »Der Tag der Ankunft«, las er. Dann schlug er es auf. »Der Tag ist gekommen. Der Große Planer hat in seiner Güte und Vorsehung …«
    Die Anweisungen waren im Grunde recht einfach, wie die Anweisungen in all den Handbüchern. Die Maschinen würden die Arbeit besorgen, sie mußten nur in Gang gesetzt werden. Chimal ging in Gedanken durch, welchen Weg er einschlagen wollte, und hoffte nur, daß er trotz seinem miserablen körperlichen Zustand alles allein schaffen konnte. Er durfte jetzt nicht versagen. Der alte Mann und das Mädchen waren still, beide zu entsetzt, um zu reagieren. Aber das konnte sich ändern, sobald er weg war. Er brauchte Zeit. Es waren noch Tücher im Waschraum. Er holte sie und band ihnen den Mund zu. Wenn jemand vorbeikäme, würden sie nicht Alarm schlagen können. Er warf die Sprechgeräte auf den Boden und zertrat sie.
    Als er die Tür anfaßte, drehte er sich um und traf den anklagenden Blick des Mädchens. »Ich habe recht«, sagte er ihr. »Du wirst sehen. Es liegt ein anderes, ein glücklicheres Leben vor uns.« Er nahm das Handbuch für den »Tag der Ankunft«, öffnete die Tür und ging.
    Die Gänge waren immer noch fast menschenleer, und das war gut. Er hatte nicht die Kraft, Umwege zu machen. Auf halbem Weg zu seinem Ziel kam er an zwei Wächterinnen vorbei, die vom Dienst kamen. Aber sie starrten im Vorbeigehen nur ausdruckslos geradeaus. Er war fast am Eingang zur
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