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Welt im Fels

Welt im Fels

Titel: Welt im Fels
Autoren: Harry Harrison
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er leugnete es nicht. Wenn wir jetzt umkehrten, könnten wir in fünfzig Jahren im System Proxima Centauri sein, dem vom Großen Planer bestimmten Ziel. Aber vor vielen Jahren haben der Chefobservator und andere sich gegen den Willen des Großen Planers gestellt. Ich kann auch das beweisen, und zwar mit dem Logbuch im Quartier des Chefobservators. Darin steht eingetragen, was die Männer beschlossen, und auch daß sie beschlossen, euch nichts von der Entscheidung zu sagen. Verstehst du, was ich gesagt habe?«
    »Ich glaube, ja.« Sie sprach mit fast unhörbarer Stimme. »Aber es ist alles so schrecklich. Warum sollten sie so etwas tun? Dem Willen des Großen Planers zuwiderhandeln?«
    »Weil sie böse und selbstsüchtige Männer waren, obwohl sie sich Observatoren nannten. Und die jetzigen Observatoren sind nicht besser. Sie verbergen ihr Wissen vor euch. Sie wollen mir nicht erlauben, es zu enthüllen. Sie haben vor, mich für immer von hier wegzuschicken. Bist du bereit, mir zu helfen, dieses Unrecht wiedergutzumachen?«
    Wieder einmal war das Mädchen weit überfordert, zwischen Neigungen und Verpflichtungen hin und her gerissen, sichtlich hilflos. In ihrem geordneten Leben gab es nur Gehorsam, nie eigene Entscheidungen.
    »Ich weiß nicht, was ich soll. Ich möchte am liebsten gar nichts tun. Ich weiß nicht …«
    »Aber ich weiß«, sagte er, während er sein Gewand schloß und seine Finger an dem Stoff abwischte. Er faßte sie am Kinn, drehte ihr Gesicht zu sich und sah in ihre großen leeren Augen. »Der Chefobservator ist derjenige, der die Entscheidungen treffen muß, denn das ist seine Funktion. Er wird dir sagen, ob ich recht oder unrecht habe und was zu tun ist. Laß uns zum Chefobservator gehen.«
    »Ja, laß uns zu ihm gehen.« Sie seufzte erleichtert, weil ihr die Last der Entscheidung abgenommen wurde. Ihre Welt war wieder in Ordnung, und der, dessen Aufgabe es war, Entscheidungen zu treffen, würde entscheiden.
    Chimal duckte sich tief in den Wagen, damit sein beschmutztes Gewand nicht zu sehen war, aber die Mühe war kaum notwendig. Es lief niemand in den Gängen herum. Alle schienen auf ihrem Posten zu sein und die Stationen besetzt zu halten – oder waren physisch nicht in der Lage zu helfen. Diese verborgene Welt war genauso in Aufruhr wie das Tal draußen. Es wird bald noch mehr Aufruhr und Veränderungen geben, dachte Chimal hoffnungsvoll, als er am Eingang zum Quartier des Chefobservators ausstieg. Die Flure waren leer.
    Das Quartier des Chefobservators war ebenfalls leer. Chimal ging hinein, durchsuchte es und ließ sich auf das Bett fallen.
    »Er wird bald zurück sein. Das beste ist, wir warten hier auf ihn.« Er war körperlich kaum noch in der Lage, etwas anderes zu tun. Die Schmerztabletten machten ihn schläfrig, und er wagte nicht, noch mehr von ihnen zu schlucken. Wachmann Steel saß in einem Sessel, die Hände im Schoß gefaltet, und wartete geduldig auf die Anweisungen, die man ihr geben würde. Chimal schlief gegen seinen Willen ein.
    Eine Hand auf seiner Schulter holte ihn aus dem tiefen Schlummer.
    »Ich höre Stimmen«, sagte das Mädchen. »Er kommt zurück. Es ist nicht schicklich, wenn er dich liegen sieht.«
    Nicht schicklich? Nicht sicher! Er wollte nicht wieder mit Gas betäubt und gefangengesetzt werden. Doch er brauchte all seine noch verbliebene Willenskraft und Energie, um sich aufzurichten, aufzustehen und, auf das Mädchen gestützt, zur rückwärtigen Wand zu gehen.
    »Wir wollen hier still auf ihn warten«, sagte er, als sich die Tür öffnete.
    »Ruft mich also nicht, bis die Maschine oben ist!« sagte der Chefobservator. »Ich bin müde, und diese paar Tage haben mich Jahre meines Lebens gekostet. Ich muß ruhen. Haltet den Nebel im nördlichen Teil des Tales aufrecht, damit niemand etwas sieht. Wenn der Kran aufgebaut ist, muß einer von euch hinausgehen, um die Seile zu befestigen. Tut das allein! Ich muß ruhen.«
    Er schloß die Tür, und Chimal streckte die Arme aus, hielt ihn fest und legte ihm seine Hand auf den Mund.
     
7.
     
    Der alte Mann wehrte sich kaum. Seine Hände zerrten kraftlos an Chimals Händen, und er rollte erschreckt mit den Augen, als er erkannte, wer ihn festhielt, dann gab er jeden Widerstand auf. Obwohl ihn die Anstrengung taumeln ließ, hielt Chimal ihm den Mund zu, bis er sicher war, daß die Männer draußen weg waren. Dann ließ er los und zeigte auf einen Sessel.
    »Setz dich!« befahl er. »Wir wollen uns alle setzen, denn ich
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