Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Welt im Fels

Welt im Fels

Titel: Welt im Fels
Autoren: Harry Harrison
Vom Netzwerk:
Halle, als er Rufe hörte und hinter sich das rote Gewand eines Observators sah, der ihm nachgeeilt kam. War das Zufall – oder war der Mann gewarnt worden? In jedem Fall blieb ihn nichts übrig, als weiterzugehen. Es war eine gespenstische Jagd. Der Observator ging mit der höchsten Geschwindigkeit, die sein Ektoskelett erlaubte, und holte stetig auf. Chimal war in seinen Bewegungen nicht eingeschränkt, aber er war erschöpft. Er schleppte sich weiter, während der Observator krächzende Drohungen ausstieß und mit hell summenden Motoren und ächzendem Atem hinter ihm angehetzt kam wie eine merkwürdige Kreuzung zwischen Mensch und Maschine. Dann lag das Tor zu der großen Höhle vor ihm, und Chimal ging hindurch. Er schloß das Tor und lehnte sich dagegen. Sein Verfolger stieß gegen die andere Seite.
    Es gab kein Schloß, aber Chimals Gewicht hielt das Tor zu, während der andere sich dagegenstemmte und mit den Fäusten trommelte. Als er das Handbuch aufschlug, sah er, daß das Blut aus der aufgebrochenen Wunde an der Schulter ihm über die Finger lief und er die Seiten verschmierte. Er betrachtete die Zeichnung und die Anweisungen noch einmal und sah sich dann in dem gewaltigen Raum um. Zu seiner Linken war die hohe Wand aus großen schweren Felsblöcken, die Rückseite der Felsbarriere, die das Tal abriegelte. Weit rechts von ihm waren die großen Portale, und auf halbem Wege dorthin war die Stelle an der Wand, die er hatte finden wollen.
    Er setzte sich in Bewegung. Hinter ihm schlug die Tür auf, und der Observator fiel herein, aber Chimal drehte sich nicht um. Der Mann lag auf Händen und Knien, und die Motoren summten, um ihn wieder aufzurichten. Chimal sah zu den Gemälden hinauf und fand leicht das heraus, das den Schlüssel darstellte. Hier war ein Mann abgebildet, der aus der marschierenden Menge herausragte. Vielleicht war es ein Abbild des Großen Planers persönlich; sicher war es das, sicher hatte er sich so verewigen lassen. Chimal betrachtete die stolz blickenden Augen, und wenn sein Mund nicht so trocken gewesen wäre, hätte er in dieses breitstirnige, makellose Gesicht gespuckt. Statt dessen beugte er sich vor und tastete mit seinen blutigen Händen an der Oberfläche des Bildes entlang, bis seine Finger die Finger des abgebildeten Mannes berührten.
    Irgend etwas klickte, und eine Klappe sprang auf. Dahinter war ein einziger großer Schalter. Der Observator war dicht hinter ihm, als Chimal den Griff in der Hand hielt. Der Mann warf sich auf ihn, und sie stürzten beide zu Boden.
    Ihr Gewicht zog den Schalter herunter.
     
8.
     
    Atototl war ein alter Mann. Vielleicht hielten ihn die Priester im Tempel deshalb für entbehrlich. Andererseits war er als Kazike von Quilapa ein Mann von Ansehen, und die Leute würden auf ihn hören, wenn er mit einem Bericht zurückkäme. Und man konnte Gehorsam von ihm erwarten. Aber, was auch immer ihre Gründe gewesen sein mochten, sie hatten ihm befohlen hinauszugehen, und er hatte sich ehrerbietig verbeugt und hatte getan, was ihm befohlen wurde.
    Das Gewitter war vorbei, und sogar der Nebel hatte sich gelichtet. Wären die Erinnerungen an die vorhergegangenen Ereignisse nicht gewesen, hätte es irgendein Spätnachmittag sein können. Ein Spätnachmittag nach einem Regen. Der Boden war noch naß unter Atototls Füßen. Er hörte das Rauschen des Flusses, der mehr Wasser führte als sonst. Die Sonne schien warm, und die Äcker schienen zu dampfen. Atototl kam an den Rand des Sumpfes und setzte sich hin, um auszuruhen. War der Sumpf größer geworden, seit er ihn das letztemal gesehen hatte? Natürlich mußte er nach den heftigen Regengüssen größer sein. Er würde wieder zurückgehen, wie er es immer getan hatte. Er brauchte sich keine Sorgen zu machen, doch er durfte nicht vergessen, den Priestern zu berichten, was er gesehen hatte.
    Was für eine schreckliche Welt war das Tal geworden! War es nicht vorzuziehen, sie zu verlassen und durch die Unterwelt zu wandern. Zuerst war da der Tod des Oberpriesters gewesen, und der Tag, da die Sonne nicht aufgehen wollte. Dann war Chimal verschwunden, von Coatlicue geholt, hatten die Priester gesagt, und es hatte auch gewiß so ausgesehen. Es mußte so gewesen sein, aber sogar Coatlicue war nicht imstande gewesen, diesen Geist gefangen zu halten. Er war zurückgekehrt, mit Coatlicue selbst, auf ihrem breiten Rücken reitend, die Schlangenköpfe zwischen seinen Beinen, in Blut gehüllt und schrecklich anzusehen. Und es
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher