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Welskopf-Henrich, Liselotte - Das Blut des Adlers 4 - Der siebenstufige Berg

Welskopf-Henrich, Liselotte - Das Blut des Adlers 4 - Der siebenstufige Berg

Titel: Welskopf-Henrich, Liselotte - Das Blut des Adlers 4 - Der siebenstufige Berg
Autoren: Liselotte Welskopf-Henrich
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die Verwaltung der weißen Männer noch nicht aufgelöst ist, müssen wir sie kontrollieren, das ist Demokratie.«
    »Es ist wahr, Jack und Burt, daß wir gekämpft, aber für unsern Stamm wenig, aufs Ganze gesehen, noch nichts erreicht haben. Zwar ist Inya-he-yukan frei. Aber der nächste Indianer kann wieder verurteilt werden. Der Hohe Kommissar, der ein Indianer ist, versprach Monture, daß er Carr, Shaw, Snider, Wyman entfernen würde. Er hat sie unserem Stamm vom Halse geschafft, auch die Mac Leans sind weggezogen; wir können uns wieder rühren. Aber die Männer, die über den Hohen Kommissar regieren, haben die bissigen Kojoten nur an eine andere Stelle gesetzt, wo sie das Volk der Indianer weiter beißen werden. Wir sind noch immer rechtlos.«
    »Und das werdet ihr hier nie ändern, nie! Hier nicht. Alice und Burt und ich gehen mit Ken dahin, wo wir endlich frei sein werden.«
    »Ja. Ihr geht.«
    »Taga – bist du traurig?«
    »Warum?«
    Jack, Burt und Alice antworteten nicht, denn sie hätten sagen müssen: Weil du nicht mit uns kommen wirst. Ken hat dich nicht ausgewählt. Aber das konnten sie nicht aussprechen.
    Was habe ich getan, daß Ken mich verachtet? dachte Taga. Was habe ich versäumt, so daß er mich nicht achten kann? Er hat mit mir getanzt, und damals glaubte ich, er liebt mich. Niemand hat mich wirklich geliebt außer Jerome. Er ist tot. Jack und Burt gehen mit Alice zu der Insel der Freiheit. Den Namen Hugh Wasescha Mahan dachte Taga nicht. Wenn sie in die Nähe dieses Namens kam, brannte sie wie ein Feuer. Sie durfte ihn nicht denken.
    Sie hätte aufspringen und fortlaufen mögen, aber sie blieb sitzen und zupfte Gräser.
    »Wir können nicht alle mit Ken gehen«, sagte sie. »Aber wir hier, denke ich, sind in einem kalten Winter und einem heißen Sommer andere geworden. Was können wir jetzt tun?«
    »Das werden Inya-he-yukan und Wasescha wissen. Arbeitest du nicht für Hugh Wasescha?«
    Da war der Name schon wieder.
    »Ich habe getan, was in seinem Sinne war.«
    »Gut. Ken hat Alice gewählt. Wasescha dich.«
    »Schweig!« Taga wurde blaß. Beim nächsten Atemzug fühlte sie entsetzt und voll Scham, daß sie sich verraten hatte. An Liebe hatte sie gedacht, Burt aber an Arbeit. Die anderen taten, als hätten sie nichts begriffen.
    »Reiten wir weiter«, sagte Taga. »Wir besuchen Melitta. Morgen fährt sie zu dem Gefängnis und holt Bob ab. Seine Haftzeit ist nicht zu Ende; aber er wird etwas früher entlassen. Wegen Krankheit und wegen Wohlverhalten. Als Kranken wird ihm nichts anderes übrigbleiben, als stillzuhalten.« Die vier folgten Tagas Vorschlag und schwangen sich auf. Es war nicht sehr weit zu Melitta und ihren Pflegekindern.
    In dem freundlichen Haus trafen sie Inya-he-yukan und Wasescha. Die beiden saßen sich mit gerunzelter Stirn und herabgezogenen Mundwinkeln gegenüber. Melitta und die Kinder waren nicht da. So waren die vier in das Zimmer gekommen, in dem sie Joe und Hugh allein antrafen.
    Joe und Hugh standen auf.
    Sie schienen zu überlegen, ob sie die Frage, über die sie mit so viel Ernst gesprochen hatten, den Eintretenden mitteilen sollten; nach einem Blick der Verständigung entschlossen sie sich dazu.
    »Er wollte nicht unser Chief-President werden«, erklärte Joe Inya-he-yukan.
    »Warum nicht?« fragten Jack und Burt fast wie mit einer Zunge.
    »Ich setze mich nicht gern in das weißgetünchte Zimmer, um Verwaltungsgeschäfte zu erledigen, ohne Befugnisse zu haben«, antwortete Wasescha. »Ich gebe es nicht gern auf, ein Lehrer zu sein. Aber Inya-he-yukan fordert es von mir im Namen unseres Stammes, und so muß ich ja sagen.«
    »Du wirst es nicht leicht haben, aber du bist der Beste.«
    »Der wahre Häuptling bist du, Inya-he-yukan.«
    »Du gleichst mir, Wasescha, und du bist unser Gesicht, das wir den weißen Männern zeigen. Ich glaube nicht, daß du nur zwischen getünchten Wänden sitzen wirst. Die Männer und Frauen und Kinder unserer Prärie werden dich in ihren Hütten und bei ihrer Arbeit sehen; du bist der Anwalt unserer Kinder. Du mußt dich schnell und nach allen Seiten drehen wie im Kriegstanz! Superintendent Albee ist freundlich und schwach, das Area Office mit Wyman gehässig, White Horse und seinesgleichen werden widerwillig sein, unsere Jugend ist stürmisch oder verzweifelt.«
    »Meine Freunde sind zuverlässig. Den Kriegstanz mit dir zusammen, Inya-he-yukan, ho-je!«
    »Mit dir zusammen, Wasescha. Ho-je!«
    Tatokala Taga hatte gelauscht.
    Es ging
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