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Welskopf-Henrich, Liselotte - Das Blut des Adlers 4 - Der siebenstufige Berg

Welskopf-Henrich, Liselotte - Das Blut des Adlers 4 - Der siebenstufige Berg

Titel: Welskopf-Henrich, Liselotte - Das Blut des Adlers 4 - Der siebenstufige Berg
Autoren: Liselotte Welskopf-Henrich
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aufgedreht, was ihre Wagen hergaben, und selbst wenn sie versucht hätten zu stoppen, wäre es nicht mehr rechtzeitig möglich gewesen. Sie rasten durch, als das rote Licht aufleuchtete. Der Polizeiwagen, der inzwischen die Unfallstelle erreicht hatte, an der nur schwerer Sachschaden entstanden war, machte sich auf die Jagd nach den Übeltätern, die die Verkehrsregel verletzt hatten. Ein zweites Polizeifahrzeug, durch Funk herbeigerufen, schloß sich an. Im Geheule der Sirenen fuhr Joe, seine Verfolger mit einem gewagten Manöver vorüberlassend, nach rechts heran, wie es die Bestimmungen verlangten, um freie Bahn für die dahinjagenden Polizeifahrzeuge zu sichern. Seine Geschwindigkeitsüberschreitungen wurden daher nicht notiert. Monture, Morning-Star junior, Burt, Russell, Krause sowie Mahan und Tatokala konnten sich wieder um Joe sammeln und gaben ihm mit fünf Wagen in mächtigem Tempo Geleit. Die Gegner waren entmutigt, da sie drei Wagen verloren hatten und von der Polizei verfolgt wurden. Sie gaben auf.
    Die Straßen um das Gerichtsgebäude wurden frei, und die Männer holten Queenie, Grace und Wakiya ab. Sie trafen bei dieser Gelegenheit auch Leroy. Russell, aus Erregung nicht weniger verschwitzt als Krause, wollte zu einer Runde Bier einladen, um die erfolgreiche Verteidigung gegen die drohende Lynchjustiz, den Freispruch Kings und die Freilassung Mahans zu feiern. Daß er, ein Geschäftsmann von New City, sich auf die Seite der Indianer geschlagen hatte, zeugte von erheblichem Mut und von der zuverlässigen Freundschaft für seinen Rodeokollegen Joe.
    »Den Rugby-Kapitän hast du elegant abserviert«, sagte er zu ihm, »und durchgeschlüpft bist du wie ein richtiger Jaguar durch das Fangnetz.«
    »Der Jaguar war einigen ziemlich berühmt gewordenen Vorfahren meines Volkes heilig, und sicher liebte er die Gefangenschaft so wenig wie ich. Es ist noch einmal gut gegangen, weil ich Freunde habe. Nach Feiern ist mir trotzdem nicht zumute, Russell.«
    Nun schlug aber Leroy noch einen Drink in der Laternenbar vor. Er hatte wenig Zeit; in der Nacht noch wollte er nach New York zurückfliegen. So schien das Hotel der gegebene Ort, und da Joe seinem Verteidiger die Einladung nicht abschlagen konnte, fuhr man dorthin. Die Bar war um diese Zeit fast leer, und die Gruppe wählte sich zwei Tische in dem abgedunkelten Raum.
    Der junge Anwalt war bester Laune. Er hatte seine Laufbahn mit einem sensationellen Erfolg begonnen.
    »Wie steht es, Mister Mahan«, fragte er nach dem ersten Drink, »wollen Sie tatsächlich wegen Gefangenenmißhandlung und versuchter Erpressung von Aussagen klagen?«
    »Mir genügt, wenn die Presse berichtet, was die ausnehmend einfältigen Fragen des Staatsanwalts schon zutage gebracht haben. Mehr springt doch nicht heraus, und ich kann keinen Prozeß bezahlen. Ich bin arbeitslos.«
    »Schade.«
    Russell begann Krause, der mitgekommen war, zu loben und zu necken, wie kühn er sich im Kampf gegen die geplante Lynchjustiz beteiligt habe. Monture stellte Presseinformationen zusammen und übernahm dabei Wakiyas Berichte. Joe dankte Leroy, Leroy bewunderte Tatokalas Umsicht und Intelligenz und entschuldigte sich, daß er sie im Zeugenstuhl in Verwirrung gebracht hatte. Wakiyas Blick hing an dem Anwalt. Rechtsanwalt seines Volkes zu werden war das Ziel seiner Hoffnungen gewesen, das durch das erneute Einsetzen seiner Krankheit zunichte gemacht war.
    Die Zeit drängte. Leroy verabschiedete sich. Auch Monture wollte sich noch in der Nacht aufmachen und die Fahrt zu Andy Tiger beginnen.
    Die Stammesangehörigen besuchten noch für wenige Minuten Joes Schwester in den Slums und fuhren dann heimwärts.
    Die lange Straße durch die einsame Prärie lag im Sternenlicht. Die Wiesen um das Schwimmbad zeigten noch Spuren der großen Versammlung; das dürre Gras war weithin zertreten. Die Agentursiedlung wurde passiert, und endlich erreichten die Wagen das Tal der Weißen Felsen.
    Der Mond war aufgegangen und leuchtete über Felsen und Hänge. Da das Mac Lean-Haus schon verschwunden war, wirkte die Erinnerung an die vergangenen Kämpfe wie ein böser Spuk.
    Auf der Ranch waren die Kinder noch wach und begrüßten ihren Vater Joe Inya-he-yukan mit ungehemmtem Jubel.
    Joe lebte dabei auf; er lächelte. Die Kruste der Todesgewißheit, die ihn lange beengt hatte, bekam Risse, aber sie fiel noch nicht von ihm ab. Er ging in das alte Blockhaus und hatte dort eine unerwartete Begegnung. An der Wand hing das Bild, das er
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