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Welskopf-Henrich, Liselotte - Das Blut des Adlers 4 - Der siebenstufige Berg

Welskopf-Henrich, Liselotte - Das Blut des Adlers 4 - Der siebenstufige Berg

Titel: Welskopf-Henrich, Liselotte - Das Blut des Adlers 4 - Der siebenstufige Berg
Autoren: Liselotte Welskopf-Henrich
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erschienen und hatte seinen Kranz niedergelegt. Monture unterbrach seinen Bericht; er erlebte noch einmal die Empfindungen, die ihn bewegt, dachte noch einmal Gedanken, die ihn dabei überfallen hatten, und sagte schließlich:
    »Der Hohe Kommissar sollte nicht nur gekommen sein, um Andy Tigers Erbe für uns zu verschatten. Ich habe darum gebeten, ihn einmal ausführlich zu sprechen, und er ließ sich sprechen. Die Nachrichten über euren großen Protest waren schon zu ihm gedrungen. Das war eine sehr gute Sache. Cargill hat überdies einen Brief geschrieben, der jetzt zur Geltung kommt. Ich habe in eurem Namen gefordert, daß Chester Carr und Shaw abberufen werden, und ich habe das begründet. Wir wollen auch die Rektorin Holland wieder an ihrem alten Platz haben. Wyman aber wollen wir nicht mehr sehen. Ich glaube, daß der Kommissar beeindruckt war. Er hat mir Zusagen gemacht. Ob er sich gegenüber seinem Minister durchsetzen wird, ist eine andere Frage. Er hat nicht die Befugnis, weiße Beamte mit seiner Unterschrift allein ein- oder abzusetzen, und die Weißen sind jetzt, wo wir uns rühren, wenig geneigt, die Autorität ihrer Beamten zu schmälern. Right or wrong – sie stecken alle in einem Sack.«
    Mit solchen Nachrichten versehen, fuhren Tashina und Oiseda auf die Reservation zurück.

Die erste Stufe
     
    Vierzehn Tage später erhielt Chester Carr ein amtliches Schreiben, daß er von der Reservations- in die Bezirksverwaltung versetzt sei und dort das Ressort Ökonomie übernehmen werde.
    Eine kleine Gehaltsaufbesserung war mit dieser Versetzung verbunden, auch der ihm und seiner Frau angenehme Umzug vom Lande in die Stadt. Mißlich blieb für ihn, daß er in der Bezirksverwaltung Vorgesetzte hatte und nicht mehr den Souverän einer Reservation spielen konnte. Dafür jedoch entkam er der feindseligen, nahezu gefährlich erscheinenden Stimmung der Söhne und Töchter der Prärie.
    Alles in allem machte er nach seinem Dafürhalten einen Gewinn; die Übernahme in die Bezirksverwaltung war eine Beförderung, und er wahrte somit sein Gesicht. Mit gewohnter Ordnungsliebe sicherte er die Akten für die Übergabe an den Nachfolger. Nick Shaw war von der Veränderung, die ihn betraf, weniger befriedigt. Er hatte in den ihm unbekannten Süden zu gehen und dort eine Abschnitts-Superintendentur in einer großen Reservation zu übernehmen.
    Die Dienstgeschäfte sollten bis zum Eintreffen des neuen Superintendent an den dienstältesten Dezernenten, Mister Haverman, übergeben werden.
    Bei den bevorstehenden Umbesetzungen gingen alle Arbeiten nur schleppend voran. Jeder verschob Entscheidungen auf den Nachfolger.
    Sobald Chester Carr und Nick Shaw verschwunden waren und nichts als die arge Erinnerung an ihr Wirken zurückgelassen hatten, gab Miss Bilkins auch an Rektor Snider und an Lehrer Wyman die Mitteilungen über ihre Versetzung: Snider wurde Stellvertretender Rektor an einer Internatsschule für Indianer außerhalb der Reservation, Wyman erhielt einen Verwaltungsposten.
    »Kate«, sagte Miss Bilkins zu Mrs. Carson beim nächsten Dinner in deren Haus, »ich nähere mich ganz persönlich einer Grundstimmung des vielfach berüchtigten Joe King, nämlich dem Zynismus in bezug auf unsere Verwaltungstätigkeit. Es wird mich nichts mehr wundernehmen. Ob ich den Antrag auf Einstellung von Hugh Mahan an Stelle von Wyman befürwortend weitergebe?«
    »Greifen Sie damit nicht in Verwaltungsdisteln, Eve?«
    Miss Bilkins lächelte ironisch-vergnügt über den Scherben ihres Ernstes, ein Lächeln, wie man es bisher nicht an ihr gekannt hatte.
    »Kate, unser FBI-Agent hat empfohlen, Mahan wieder zu beschäftigen. Arbeitslos richtet er zuviel Unheil an. Seine Aktivität muß abgefangen werden. Er spielt gern den Lehrer, also laß ihn doch unterrichten. Rektorin Holland braucht Ersatz für Wyman, und wir werden auf Mahan aufpassen.«
    »Nicht etwa er auf euch?«
     
    Auf der King-Ranch und auf der kleinen Mahan-Ranch wurde unterdessen gearbeitet. Hughs fünfzehn Schüler machten sehr gute Fortschritte. Mutter Hetkala war glücklich und tätig.
    Der illegale Stammesrat wollte sich versammeln, um die Häuptlingswahl, die im Spätherbst fällig wurde, vorzubereiten. Hugh Mahan war dazu geladen. Monture und Ken planten zu kommen.
    Am Tag zuvor besprachen Inya-he-yukan und Wasescha viele Fragen, die entschieden, auch solche, die sehr schnell entschieden werden mußten. Chester Carr würde von seinem neuen Amtsstuhl aus die ihm verhaßt
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