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Weit wie das Meer

Weit wie das Meer

Titel: Weit wie das Meer
Autoren: Nicholas Sparks
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ich wünschte, ich hätte es früher erkannt.
    Jetzt aber, den Blick nach vorn gerichtet, sehe ich Dein Gesicht, höre Deine Stimme und weiß, daß dies der Weg ist, den ich gehen muß. Es ist mein innigster Wunsch , daß Du mir noch einmal eine Chance gibst, und sicher hast Du schon erraten, daß ich hoffe, die Flasche möge noch einmal Wunder wirken - so wie damals - und uns wieder zusammenführen.
    Während der ersten Tage nach Deiner Abreise redete ich mir ein, ich könne mein Leben weiterführen so wie früher. Aber ich konnte es nicht. Bei jedem Sonnenuntergang dachte ich an Dich, jedesmal wenn ich am Telefon vorbeikam, verlangte mich danach, Dich anzurufen. Selbst beim Segeln dachte ich nur an Dich und die wunderbaren Tage mit Dir. Ich wußte tief in meinem Innern, daß mein Leben nie wieder so sein würde wie vorher. Ich wünschte Dich zurück, mit allen Fasern meines Herzens, doch wann immer ich Dein Bild heraufbeschwor, hörte ich Deine Worte in unserem letzten Gespräch. Wie sehr ich Dich auch liebe - ich wußte, daß unser Zusammenleben nur möglich sein würde, wenn wir uns beide sicher sind, daß ich mich voll und ganz auf den Weg, der vor uns liegt, einlassen kann. Dieser Gedanke bedrückte und verwirrte mich, bis mir die Antwort schließlich in der letzten Nacht kam. Ich hoffe, daß sie Dir genauso viel bedeuten wird wie mir:
    In meinem Traum sah ich mich mit Catherine am Strand. Wir gingen Seite an Seite, und ich erzählte ihr von Dir, von uns, von unseren schönen gemeinsamen Tagen. Schließlich gestand ich ihr zögernd, daß ich Dich liebe, daß ich mich deswegen aber schuldig fühle. Sie ging schweigend weiter, aber nach einer Weile blickte sie mich an und fragte: »Warum?«
    »Deinetwegen.«
    Auf meine Antwort hin lächelte sie halb nachsichtig, halb belustigt, das gleiche Lächeln wie kurz vor ihrem Tod. »Oh, Garrett«, sagte sie schließlich und strich zärtlich über meine Wange. »Wer, glaubst du, hat ihr die Flasche zugeführt?«
     
    Theresa legte den Brief nieder. Das leichte Summen des Kühlschranks ließ die Worte des Briefes in ihrem Kopf widerhallen.
    Wer, glaubst du, hat ihr die Flasche zugeführt?
    Sie lehnte sich zurück, schloß die Augen und versuchte, die Tränen zurückzuhalten.
    »Garrett…«, murmelte sie. »Garrett…« Draußen hörte sie einen Wagen vorbeifahren. Nach einer Weile las sie weiter.
     
    Als ich aufwachte, fühlte ich mich einsam und verlassen. Der Traum hatte mich nicht getröstet, sondern mir schmerzlich bewußt gemacht, was ich uns angetan habe, und ich mußte weinen. Als ich mich wieder gefaßt hatte, wußte ich, was ich zu tun hatte. Mit zitternder Hand schrieb ich zwei Briefe, den einen, den Du jetzt in den Händen hältst, und den anderen an Catherine, in dem ich ihr endgültig Lebewohl sage. Und heute abend segle ich mit der Fortuna hinaus und übergebe ihn, wie all die anderen, dem Meer. Es wird mein letzter Brief an Catherine sein - sie hat mir auf ihre Weise klargemacht, daß das Leben weitergeht, und ich habe mich entschlossen, ihrem Rat zu folgen. Nicht nur ihren Worten, sondern auch den Neigungen meines Herzens, die mich zu Dir zurückgeführt haben.
    Oh, Theresa, ich bereue so sehr, Dich verletzt zu haben. Ich komme nächste Woche nach Boston und hoffe, daß du mir vergeben kannst. Vielleicht ist es zu spät - ich weiß es nicht.
    Ich liebe Dich, Theresa, und werde Dich immer lieben. Ich bin es leid, einsam zu sein. Ich sehe um mich herum Kinder im Sand spielen, und mir wird bewußt, daß ich mir Kinder von Dir wünsche. Ich möchte erleben, wie Kevin zum Mann heranreift. Ich möchte Deine Hand halten und Dich weinen sehen, wenn er schließlich eine Frau zum Altar führt. Ich will Dich küssen, wenn seine Träume wahr werden. Ich werde nach Boston ziehen, wenn Du es willst, denn ich kann so nicht weiterleben. Ich fühle mich elend und traurig ohne Dich. Und während ich hier in der Küche sitze, hoffe ich inbrünstig, daß Du mich zu Dir zurückkommen läßt, diesmal für immer.
     Garrett
     
    Es war Abend, und die Dunkelheit brach rasch herein. Obwohl Theresa den Brief wohl schon hundertmal gelesen hatte, erweckte er in ihr die gleichen Gefühle wie beim ersten Mal. Im vergangenen Jahr hatten sie diese Gefühle ständig heimgesucht.
    Am Strand sitzend, versuchte sie, sich Garrett vorzustellen, während er diesen Brief niederschrieb. Sie strich mit dem Finger über das Papier, auf dem seine Hand geruht hatte, und betrachtete ihn aufmerksam,
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