Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Weit wie das Meer

Weit wie das Meer

Titel: Weit wie das Meer
Autoren: Nicholas Sparks
Vom Netzwerk:
Nordatlantiks schließlich nach Osten abdreht, konnte eine Flasche mit etwas Glück bis nach Europa gelangen und dort, wohin sie immer hatte reisen wollen, an Land gespült werden. Und so versiegelte er den Brief in einer Flasche, die er über Bord warf in der Hoffnung, auf diese Weise sein Versprechen zu erfüllen.
    Seither hatte er sechzehn weitere Briefe geschrieben - siebzehn, wenn er den letzten, den er bei sich trug, hinzuzählte. Und während er am Steuer stand, tastete er geistesabwesend nach der Flasche, die in seiner Westentasche steckte. Er hatte den Brief heute morgen geschrieben.
    Der Himmel verfinsterte sich immer mehr, aber Garrett hielt weiter Kurs auf den Horizont. Aus dem Funkgerät neben ihm knisterten Sturmwarnungen. Nach kurzem Zögern schaltete er es aus und prüfte die Wolkenbildung. Er glaubte, noch genug Zeit zu haben. Der Wind war zwar stark, aber konstant und noch nicht unberechenbar.
    Nach dem Brief an Catherine hatte er einen zweiten geschrieben, und den hatte er bereits abgeschickt. Und wegen des zweiten Briefes mußte er den an Catherine heute auf den Weg bringen, denn laut Wetterbericht würde er mindestens eine Woche nicht mehr segeln können, und so lange konnte er nicht warten.
    Die Dünung nahm zu, und die Segel waren in der steifen Brise zum Zerreißen gespannt. Garrett schätzte seine Position ein. Das Wasser war tief hier, wenn auch noch nicht tief genug für seine Zwecke. Die Flasche hatte nur dann eine Chance, bis nach Europa zu gelangen, wenn sie vom Golfstrom erfaßt wurde. Andernfalls konnte sie vom Sturm innerhalb weniger Tage wieder ans Ufer gespült werden. Von all seinen Briefen an Catherine sollte wenigstens dieser Europa erreichen. Er hatte beschlossen, daß dies der letzte sein sollte.
    Die Wolken am Horizont sahen immer bedrohlicher aus, und so schlüpfte Garrett vorsichtshalber in seinen Regenmantel.
    Die Fortuna hob und senkte sich in der Dünung, und er hielt das Steuerrad mit beiden Händen umklammert. Als der Wind plötzlich umschlug und stärker wurde, begann Garrett zu kreuzen, was ihn natürlich langsamer vorankommen ließ.
    Es kostete ihn große Kraft, das Boot bei jeder Wende unter Kontrolle zu halten. Trotz seiner Handschuhe brannten ihm die Hände, wenn die Schoten hindurchglitten. Zweimal hätte er bei einer plötzlichen Böe beinahe das Gleichgewicht verloren; doch zu seinem Glück ließ der Wind so schnell nach, wie er aufgekommen war.
    Eine knappe Stunde kreuzte er weiter, ohne das Unwetter in der Ferne aus den Augen zu lassen. Es schien zum Stillstand gekommen zu sein, doch er wußte, daß das nur eine Täuschung war; es würde in wenigen Stunden die Küste erreicht haben. Sobald der Wind auf seichtere Gewässer stieß, würde der Seegang zunehmen und jedes Boot zum Kentern bringen.
    Garrett war schon mehrmals in Unwetter geraten und wußte, daß mit diesen Naturgewalten nicht zu spaßen war. Eine Unvorsichtigkeit, und er würde sein Leben aufs Spiel setzen. Aber er war entschlossen, es nicht so weit kommen zu lassen. Er hielt unbeirrt an seinem Plan fest, aber er war kein Narr. Bevor er in Gefahr geriet, würde er zum Hafen zurückkehren.
    Die Wolken wurden noch schwärzer, und ein leichter Regen setzte ein. Garrett blickte auf; er wußte, das war erst der Anfang. Nur noch ein paar Minuten, murmelte er. Er brauchte nur noch ein paar Minuten.
    Ein Blitz zuckte am Himmel, und Garrett zählte die Sekunden bis zum Donner. Fünfundvierzig Sekunden später dröhnte und grollte es über dem Meer. Das Zentrum des Gewitters mußte etwa fünfundzwanzig Seemeilen entfernt sein. Bei der derzeitigen Windgeschwindigkeit würde das Unwetter erst in einer Stunde diese Stelle erreicht haben. Bis dahin würde er längst wieder auf dem Rückweg sein.
    Der Regen nahm zu, und es wurde spürbar kälter, während er sich weiter vorwärtskämpfte.
    Verdammt! Die Zeit wurde knapp, und er war immer noch nicht am Ziel angelangt.
    Die See wurde immer unruhiger, und Garrett mußte die Beine spreizen, um das Gleichgewicht zu halten. Das Boot lief noch nicht aus dem Ruder, aber die Wogen kamen jetzt diagonal und schaukelten es wie eine schwankende Wiege. Trotzdem ließ sich Garrett nicht beirren.
    Minuten später erneut ein Blitz… Pause… dann der Donner. Jetzt etwa zwanzig Meilen entfernt. Er blickte auf die Uhr. Wenn das Gewitter weiter in diesem Tempo vorrückte, würde er es gerade noch schaffen. Er würde den sicheren Hafen erreichen, solange die Winde aus derselben
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher