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Weißglut

Weißglut

Titel: Weißglut
Autoren: Sandra Brown
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Sayre persönlich. Es waren Ortsansässige, die ihr ganzes Leben in Destiny verbracht hatten. Einige führten kleine Geschäfte, aber die meisten von ihnen arbeiteten auf die eine oder andere Art für die Hoyles.
    Sie erblickte mehrere Lehrer aus dem Kollegium der hiesigen Schulen. Ihre Mutter hatte sich so sehr gewünscht, dass ihre Kinder auf die exklusivsten Privatschulen des Südens geschickt werden sollten, aber Huff hatte sich stur gestellt. Er wollte, dass sie in Zucht und Ordnung und unter seinem gestrengen Auge aufwuchsen. Immer wenn das Thema aufkam, sagte er: »An einem Internat für verhätschelte Weichlinge lernt man nicht, wie man sich im Leben durchschlägt.« Wie bei allen Meinungsverschiedenheiten hatte ihre Mutter schließlich mit einem resignierenden Seufzen eingelenkt.
    Sayre blieb bei laufendem Motor in ihrem Wagen sitzen. Zum Glück war die Ansprache kurz. Sobald sie zu Ende war, kehrten die Trauernden zu ihren Autos zurück, bemüht, sich nicht anmerken zu lassen, wie eilig sie es hatten.
    Huff und Chris waren die Letzten, die dem Priester die Hand reichten und dann das Zelt verließen. Sayre beobachtete, wie sie in die wartende Limousine stiegen, die ihnen Weir’s Funeral Institute zur Verfügung gestellt hatte. Der greise Mr. Weir ging immer noch seinem Beruf als Bestatter nach, obwohl für ihn selbst der letzte Gang längst überfällig gewesen wäre.
    Er öffnete Chris und Huff den Wagenschlag und blieb dann in diskreter Entfernung stehen, während sich die beiden kurz mit dem blonden Sargträger unterhielten. Als die Unterhaltung zu Ende war, stiegen sie in den Fond der Limousine, der Mann winkte ihnen nach, Mr. Weir setzte sich hinters Steuer und fuhr sie davon. Sayre war froh, dass sie endlich fort waren.
    Sie wartete noch einmal zehn Minuten, bis sich die Trauergemeinde völlig zerstreut hatte. Dann erst stellte sie den Motor ab und stieg aus.
    »Ihre Familie hat mich gebeten, Sie zur Beerdigungsfeier zu begleiten.«
    Vor Schreck wirbelte sie so schnell herum, dass der staubige Schotter vor ihren Schuhen aufspritzte.
    Er lehnte an der Heckstoßstange ihres Wagens. Das Jackett hatte er ausgezogen und über seinen Arm gelegt. Sein Schlips hing schief, der Kragen seines Hemdes stand offen, und er hatte die Ärmel bis zu den Ellbogen aufgekrempelt. Außerdem hatte er eine Sonnenbrille aufgesetzt.
    »Ich bin Beck Merchant.«
    »Das habe ich mir gedacht.«
    Sie hatte seinen Namen bisher nur gedruckt gesehen und sich gefragt, ob er ihn wohl französisch aussprach. Das tat er nicht. Und von den dunkelblonden Haaren über das entspannte Lächeln mit den blendend weißen Zähnen bis hin zum Schnitt seiner Hosen, der »Ralph Lauren« zu rufen schien, sah er so uramerikanisch aus wie ein gedeckter Apfelkuchen.
    Ohne sich von ihrem schneidenden Tonfall einschüchtern zu lassen, sagte er: »Sehr erfreut, Ms. Hoyle.«
    »Lynch.«
    »Ich bitte meinen Fehler zu entschuldigen.« Er sagte dies mit vollendeter Höflichkeit, aber aus seinem Lächeln sprach leise Ironie.
    »Gehört es auch zu Ihrem Job, Botschaften zu überbringen? Ich dachte, Sie wären Anwalt«, sagte sie.
    »Anwalt, Laufbursche …«
    »Henker.«
    Er legte die Hand auf sein Herz und ließ ein noch breiteres Lächeln erstrahlen. »Sie überschätzen mich bei weitem.«
    »Wohl kaum.« Sie knallte ihre Autotür zu. »Sie haben die Einladung überbracht. Richten Sie Huff aus, dass ich sie ausschlagen werde. Und jetzt wäre ich gern ein paar Minuten allein, um mich von Danny zu verabschieden.« Sie machte auf dem Absatz kehrt und ging die kleine Anhöhe hinauf.
    »Lassen Sie sich Zeit. Ich warte.«
    Sie drehte sich noch einmal um. »Ich werde nicht zu der verdammten Beerdigungsfeier gehen. Sobald ich hier fertig bin, fahre ich nach New Orleans zurück und nehme von dort aus den nächsten Flug nach San Francisco.«
    »Das könnten Sie tun. Oder Sie könnten den Anstand wahren und auf der Beerdigungsfeier für Ihren Bruder erscheinen. Und später am Abend könnte sie der Firmenjet von Hoyle Enterprises nach San Francisco bringen, ohne dass Sie die Mühsal eines Linienfluges auf sich nehmen müssten.«
    »Ich kann mir selbst einen Jet chartern.«
    »Noch besser.«
    Sie war geradewegs in die Falle getappt und hätte sich dafür ohrfeigen können. Kaum war sie eine Stunde in Destiny, schon fiel sie in alte Gewohnheiten zurück. Aber sie hatte gelernt, die Fallen zu erkennen und zu vermeiden.
    »Nein danke. Adieu, Mr. Merchant.« Wieder ging sie
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