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Weisses Gold

Weisses Gold

Titel: Weisses Gold
Autoren: Giles Milton
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Pellow und seine Kameraden wurden zu einer Zeit verschleppt, als die Population weißer Sklaven im Maghreb bereits rückläufig war, aber sie lebten unter ähnlich schrecklichen Bedingungen wie frühere Generationen europäischer Gefangener. Sie wurden in einer der letzten Blütezeiten der Sklaverei gefangen, als fast ganz Europa den Angriffen der Korsaren ausgesetzt war. Aber die Geschichte des Handels mit weißen Sklaven begann fast 90 Jahre früher, als die Korsaren aus dem Maghreb zu ihren spektakulären Raubzügen ins Herz der christlichen Welt aufbrachen.

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Ein furchtbarer neuer Feind
    Am fahlen Morgenhimmel war kein Hinweis auf den Schrecken zu sehen, der bald über die Küste kommen sollte. Über dem Meer lag eine Nebelbank, die den Horizont in einen klammen, durchschimmernden Dunst hüllte. Unbemerkt von den Wächtern und Fischern an der Südwestküste von Cornwall, glitt die große Flotte im Schutz des Schleiers den Ärmelkanal hinauf.
    Der Posten, der die Schiffe als Erster zu Gesicht bekam, konnte sich keinen Reim auf das machen, was er da sah. Es war unmöglich, dass die Fangflotte aus Neufundland bereits um diese Zeit heimkehrte, und es gab keinen Grund für das Auftauchen einer ausländischen Flotte in diesen Gewässern. Als sich der Nebel lichtete und einen klaren Sommerhimmel freigab, wurde klar, dass die geheimnisvollen Schiffe nicht mit friedlichen Absichten gekommen waren. An ihren Masten hingen dunkelgrüne Flaggen mit einem Totenkopf darauf: das furchteinflößende Symbol eines schrecklichen neuen Feindes. In der dritten Juliwoche des Jahres 1625 stand England ein Angriff der Korsaren aus dem Maghreb bevor.
    Die Nachricht von der Ankunft der Flotte breitete sich wie ein Lauffeuer entlang der Küste aus und erreichte das Kommando der Kriegsmarine im Hafen von Plymouth. Ein Bote stürmte atemlos in das Büro von James Bagg, dem Vizeadmiral von Cornwall, und schockte ihn mit der Meldung feindlicher Schiffe. Vor der Küste waren mindestens 20 kampfbereite Segelschiffe gesichtet worden, und womöglich waren es sogar noch viel mehr.
    Bagg war fassungslos. Seit Wochen hörte er Klagen über immer neue Angriffe auf die Fischerboote vor der Küste. Die Bürgermeister zahlreicher Orte hatten ihn mit Briefen bombardiert, in denen sie von der »täg lichen Unterdrückung« durch einen kaum bekannten Feind berichteten.Nun schickte sich dieser Feind offenbar zu einem verheerenden Schlag gegen die Südwestküste Englands an.
    Bagg setzte eilig einen Brief an den Großadmiral in London auf und bat um die Entsendung von Kriegsschiffen, um der Bedrohung entgegentreten zu können. Aber es war bereits zu spät. Wenige Tage nach der ersten Sichtung begannen die nordafrikanischen Korsaren ihr Vernichtungswerk und starteten eine Reihe von Überraschungsangriffen auf die kaum geschützten Fischerhäfen. Sie landeten in der Mount’s Bay an der Südküste von Cornwall, während sich die Bewohner der Fischerdörfer zum Gebet versammelt hatten. Der Anblick der in maurische Dschellabas gehüllten Angreifer, die Damaszenerschwerter schwangen, löste unter den Gläubigen in der Pfarrkirche Entsetzen aus. Ein englischer Gefangener beschrieb die Korsaren später als »hässliche unmenschliche Gestalten«, die bei jedem, der sie zu Gesicht bekam, unsägliche Angst weckten. »Mit ihren kahl geschorenen Köpfen und den fast nackten Armen versetzten sie mich in höchstes Entsetzen.« Gegenüber den unglücklichen Bewohnern der Gemeinde an der Mount’s Bay kannten die Korsaren kein Erbarmen. Laut Aussage eines Augenzeugen verschleppten sie 60 Männer, Frauen und Kinder aus der Kirche und brachten sie auf ihre Schiffe.
    Der Fischerhafen von Looe wurde ebenfalls überfallen. Die Kämpfer schwärmten in die mit Kopfsteinen gepflasterten Gassen aus und drangen in Häuser und Tavernen ein. Allerdings mussten sie feststellen, dass die meisten Bewohner des Orts rechtzeitig gewarnt worden und in die umliegenden Obstgärten und Sümpfe entkommen waren. Dennoch gelang es den Korsaren, 80 Seeleute und Fischer zu überwältigen. Die Unglücklichen wurden in Ketten gelegt und abgeführt, und Looe wurde niedergebrannt. Der Bürgermeister von Plymouth überbrachte dem Kronrat die schlimme Neuigkeit und fügte hinzu, dass die Korsaren nach und nach die gesamte Umgebung plünderten. Im West Country, meldete er, seien 27 Schiffe gekapert und 200 Personen entführt worden.
    Noch beunruhigender war die vom Bürgermeister von Bristol
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