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Weißer Teufel

Weißer Teufel

Titel: Weißer Teufel
Autoren: Justin Evans
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Ihrer Ansicht nach am meisten heimgesucht werden. Piers, Sie müssen mich führen. Judy, wenn Sie mir bitte assistieren würden. Halten Sie das Wasser und den Zweig.« Sie nahm die Wasserflasche. Er legte die Hand darüber. »Wir danken dir, allmächtiger Gott, für die Gabe des Wassers. Über das Wasser kam der Heilige Geist in die Schöpfung. Durch die Kraft des Heiligen Geistes ist dieses Wasser geweiht und ein Zeichen deiner Herrschaft über alles, was es berührt. Amen.«
    Der Kaplan spähte über den Rand seiner Brille.
    »Amen«, wiederholte Fawkes.
    »Dies ist jetzt geheiligtes Wasser«, verkündete Father Peter. »Judith, ich möchte, dass Sie in jedem Raum, den wir betreten, den Zweig eintauchen und die Wassertropfen versprengen. Wollen Sie das übernehmen?«
    Sie nickte.
    »Gut!« Er lächelte und schob die Brille höher auf die Nase. »Lassen Sie uns gleich hier beginnen.« Er nahm das Heft zur Hand. Die drei standen dicht beisammen – sie kamen sich albern und dennoch irgendwie wichtig vor, inmitten des Radaus, den die Jungs bei ihren Ballspielenund der Musik machten und der die Ernsthaftigkeit des Augenblicks zu stören schien.
    »Herr«, begann Father Peter in seinem wohltönenden Tenor, »ich bedecke mich und alle um mich mit dem Blut Jesu.« Fawkes suchte in Dr. Kahns Gesicht nach Hinweisen der Belustigung, aber sie blieb ernst. »Ich bedecke dieses Haus mit dem Blut Jesu. Durch die Kraft seines Blutes breche ich jede Macht aus dem Reich der Finsternis über dieses Haus, über uns und über Andrew Taylor. Bitte, Judith, versprühen Sie das Wasser.«
    »Hm?«
    »Verteilen Sie das Weihwasser.«
    »Oh, natürlich. So?«
    »Sehr gut. Und wohin jetzt, Piers?«
    »Wir gehen hinauf in Andrews Zimmer. Vielleicht ist er dort.«
    Father Peter hatte das Heft und das Kreuz, Dr. Kahn die Wasserflasche und den tropfenden Zweig in den Händen, während sie sich auf den Weg machten. Fawkes hielt sich abseits. Er hatte etwas Entscheidendes vergessen, das wusste er, aber ihm war nicht klar, was das sein könnte. Ein Wecker tickte in ihm und war kurz davor zu klingeln. Diese Papiere  – Andrews Essay. Dr. Kahn hatte wie gewöhnlich die richtige Spur gefunden. Aber wohin führte sie? Die hämmernde Musik und die Last des Rituals setzten ihm so zu, dass er den übersehenen Hinweis nicht erkennen konnte, also führte er den Geistlichen nachdenklich die Treppe hinauf.
    Als Erstes spürte Andrew ein Stechen im Hals. Er hustete: Sicherlich konnte er das Kratzen loswerden. Er fühlte ein warmes Gebilde in seiner Brust. Er würde den Schleimhochwürgen und ausspucken  … Plötzlich kam er zu Bewusstsein.
    Stopp. Wach auf.
    Er befand sich noch in dem Klassenzimmer.
    Die Kerzen waren verloschen. Chaos umschwirrte ihn. Trotzdem wusste er eines mit Gewissheit.
    Harness hatte ihn infiziert.
    Hitze pulsierte in seinen Schläfen und durchdrang die Wangen. Fieber .
    Du bist krank. Und wenn du hier den Schleim ausspuckst, steckst du zehn, elf andere an.
    Andrew drückte die Hand auf den Mund und floh aus dem Haus.
    Draußen war es kühl. Der Schweiß auf seinem Rücken und im Nacken wurde eisig. Er zitterte am ganzen Leib, während er durch die Dunkelheit wankte. Harness beabsichtigte, ihn zu töten. Er hatte es mit Verführung versucht, doch Andrew hatte ihm widerstanden. Deshalb hatte Harness ihn angefallen wie ein Tier, ein Affe, der die großen Zähne in sein Fleisch gehauen hatte, ihn festhielt, schwer an ihm hing und darauf wartete, dass er müde wurde; ein zum Töten bereites Raubtier.
    Sieh zu, dass du möglichst viel Distanz zwischen dich und das Schulgebäude bringst, sagte er sich, dass du von den Menschen wegkommst. Du hast eine hoch ansteckende Krankheit.
    Er stieg schwer atmend die Treppe hinauf. Oben angekommen, stolperte er weiter und zog ein Hosenbein hoch. Seine Wade und der Knöchel waren dick angeschwollen; prall und aufgedunsen. Sie hingen an ihm wie mit Flüssigkeit gefüllte Säcke.
    Was geschah mit ihm?
    Die Gedanken waren begleitet von reiner, primitiver Panik. Er hatte keine Zeit. Sir Alan hatte gesagt, dass Persephone nur noch Stunden zu leben hatte. Sie würde sterben – genau wie Roddy –, wenn er nicht sofort etwas unternahm.
    Andrew lehnte sich an eine Mauer und hustete wieder. Er spuckte Blut auf den Weg. Er war kurz vor einer Ohnmacht. Im Taumeln – es ist nur in meinem Kopf, eine Auswirkung des Fiebers der Erschöpfung nach der durchwachten Nacht. Wie konnte dies real sein? – nahm er
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