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Weißer Fluch: Band 1 (German Edition)

Weißer Fluch: Band 1 (German Edition)

Titel: Weißer Fluch: Band 1 (German Edition)
Autoren: Holly Black
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ist.
    » Ich bin sicher, dass du dich nicht daran erinnerst « , sagt Anton leise. » Aber du hast mir ein Amulett gemacht. Dass du mir ja nicht auf die Idee kommst, mich zu bearbeiten. «
    Als könnte ich irgendetwas anderes tun, als auf die Knie zu fallen, während mein Körper sich windet und verdreht.
    Trotz meiner verschwommenen, wandelnden Sicht entdecke ich Großvater, der neben Zacharov kauert.
    Meine Glieder verändern sich, Schuppen wachsen auf meiner Haut und ein fünfter und sechster Arm schlägt gegen die Wand. Mein Kopf zuckt vor und zurück. Meine Zunge spaltet sich. Als die Knochen aus ihren Gelenken springen, krampft sich alles zusammen. Ich habe tausend Augen, die wie eins zum Deckengemälde hochblinzeln. Ich sage mir, dass es gleich vorbei ist, aber es geht immer weiter und weiter.
    Anton geht auf Großvater zu. » Sie sind ein loyaler Fluchwerker « , sagt er. » Deshalb macht es mich traurig, das zu tun. «
    » Keinen Schritt weiter « , sagt Großvater.
    Anton schüttelt den Kopf. » Gut, dass Philip das nicht mit ansehen muss. Er würde es nicht verstehen, aber Sie schon, alter Mann, habe ich recht? Ein Führer muss aufpassen, wer welche Geschichten über ihn erzählen kann. «
    Ich versuche, mich umzudrehen, aber meine Beine sind Hufe und klappern über die Kacheln. Ich weiß nicht, was ich damit machen soll. Ich will rufen, aber das ist nicht meine Stimme– ein vogelartiges Pfeifen schwingt mit, wahrscheinlich aus dem Schnabel, der gerade aus meinem Gesicht ragt.
    » Auf Nimmerwiedersehen « , sagt Anton zu Großvater. » Ich bin auf dem Weg, eine Legende zu werden. «
    Jemand schlägt an die Tür. Das Messer verharrt in der Schwebe über Großvaters Kehle.
    » Ich bin’s « , ruft Barron vor der Tür. » Macht auf! «
    » Lassen Sie mich aufmachen « , sagt Großvater. » Stecken Sie das Messer weg. Wenn ich loyal bin, dann diesem Jungen hier gegenüber. Und wenn Sie möchten, dass er Ihnen ergeben ist, dann werden Sie jetzt nichts Unüberlegtes tun. «
    » Anton « , sage ich vom Boden her. Mit meiner eingerollten Zunge fällt es mir schwer, Worte zu bilden. » Tür! «
    Anton sieht mich an, stößt das Messer in die Scheide und öffnet die Tür.
    Ich konzentriere mich darauf, meine verwandelte Hand in die Hosentasche zu stecken.
    Barron macht ein paar steife Schritte und stolpert plötzlich vorwärts, als hätte man ihn gestoßen.
    » Lasst die Hände da, wo ich sie sehen kann « , ruft eine Mädchenstimme. Lilas rotes Kleid ist sehr eng und sehr kurz. Als einziges Accessoire trägt sie eine große silberne Pistole, die im Neonlicht glänzt. Hinter ihr fällt die Tür zu. Die Pistole sieht richtig echt aus und sie ist direkt auf Anton gerichtet.
    Anton macht den Mund auf, als wollte er ihren Namen sagen, aber es kommen keine Worte.
    » Du hast gehört, was ich gesagt habe « , sagt sie.
    » Er hat deinen Vater umgebracht « , sagt Anton und zeigt mit dem zugeschnappten Messer auf mich. » Ich war das nicht. Er war’s. «
    Ihr Blick schweift zu Zacharovs reglosem Körper und der Lauf der Pistole flattert.
    Ich greife unter mein Jackett und hoffe, dass meine Finger lange genug fingermäßig bleiben. Meine Zunge funktioniert wieder. » Du verstehst das nicht. Ich wollte nie– «
    » Ich habe die Schnauze voll von deinen Ausreden « , sagt sie und richtet die Pistole auf mich. Ihre Hand zittert. » Du wusstest nicht, was du tatest. Du kannst dich an nichts erinnern. Du wolltest niemandem wehtun. «
    Es hört sich nicht so an, als würde sie nur so tun.
    Ich will aufstehen. » Lila– «
    » Halt’s Maul, Cassel « , sagt sie und schießt auf mich.
    Blut spritzt auf mein Hemd.
    Ich schnappe nach Luft wie ein Fisch auf dem Trockenen.
    Als ich die Augen schließe, höre ich, wie Großvater meinen Namen schluchzt.
    Es gibt doch nichts Besseres als einen Schuss, um Leben in die Bude zu bringen.

ACHTZEHNTES KAPITEL
    ES TUT WEH . DAS HATTE ICH erwartet, aber es raubt mir den Atem. Nass sickert es durch mein Hemd und klebt auf der Haut.
    Ich bemühe mich, so gut wie gar nicht zu atmen. Die innere Bewegung meines Körpers hat sich gelegt und der Rückstoß ist vorbei. Am liebsten würde ich die Augen aufhalten, aber Anton muss unbedingt glauben, dass ich tot bin. Deshalb beschränke ich mich aufs Zuhören.
    » Ihr beide, an den Waschtisch « , befiehlt Lila. » Und lasst die Hände immer schön da, wo ich sie sehen kann. «
    Sie bewegen sich um mich herum. Aus der Richtung, wo ich meinen
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