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Weißer Fluch: Band 1 (German Edition)

Weißer Fluch: Band 1 (German Edition)

Titel: Weißer Fluch: Band 1 (German Edition)
Autoren: Holly Black
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Großvater vermute, höre ich ein Ächzen, aber ich traue mich nicht hinzusehen.
    » Wie kannst du überhaupt hier sein? « , fragt Anton.
    » Jetzt tu nicht so « , sagt Lila leise und gefährlich. » Du weißt genau, wie ich hergekommen bin. Ich bin gelaufen. Den weiten Weg von Wallingford. Auf meinen kleinen Pfoten. «
    Wie ein Zauberer auf der Bühne lenkt ein Trickbetrüger den Verdacht von sich ab. Während alle gebannt darauf warten, dass er ein Kaninchen aus dem Hut zaubert, zersägt er in Wirklichkeit ein Mädchen. Man glaubt, er würde den einen Trick vorführen, dabei ist es der andere.
    Ihr denkt, ich sterbe, dabei lache ich euch aus.
    Ich hasse es, wie ich das genieße. Ich hasse es, wie das Adrenalin durch sämtliche Verästelungen meines Körpers rast und mich mit überwältigender Schadenfreude erfüllt. Ich bin kein guter Mensch.
    Aber Anton und Barron reinzulegen, fühlt sich einfach fantastisch an.
    Jetzt höre ich Schritte, die sich aufLila zubewegen. » Es tut mir leid, Lila « , sagt Anton. » Ich weiß, dass– «
    » Du hättest mich töten sollen, als du die Gelegenheit dazu hattest « , erwidert sie.
    Jemand berührt mich an der Schulter und beinahe wäre ich zusammengezuckt. Spröde, bloße Finger betasten meinen Hals, suchen nach einem Puls. Den ich nicht unterdrücken kann. Er schlägt das Jackett auf; wenn er das Hemd aufknöpft, entdeckt er die Drähte.
    » Du bist ein kleiner Teufel, Cassel Sharpe « , murmelt Großvater.
    Schlau wie der Teufel und doppelt so hübsch. Es fällt mir richtig schwer, nicht zu lächeln.
    » Gib mir die Pistole « , sagt Anton. Dies Mal öffne ich die Augen einen Spaltbreit. Er hat das Messer wieder aufschnappen lassen. » Du willst das doch gar nicht tun. «
    » Stell dich an den Waschtisch! « , lautet ihr Kommando.
    Er lässt das Messer fallen, macht eine Bewegung auf sie zu und schlägt ihr die Pistole aus der Hand. Sie schlittert über den Boden.
    Sie stürzen sich gleichzeitig auf die Waffe, aber er ist zuerst dran. Als ich aufstehen will, drückt Großvater mich zu Boden.
    Anton hebt die Pistole und feuert drei Schüsse auf Lilaab.
    Sie taumelt rückwärts, aber da sie nicht verdrahtet ist, gibt es keinen Knall– und auch kein Blut. Sie wird von harmlosen Kugeln getroffen, die anschließend auf den Boden titschen.
    Das war’s dann wohl.
    Anton starrt erst sie an, dann die Pistole in seiner Hand. Dann mich. Meine Augen sind weit aufgerissen.
    » Ich bringe dich um « , knurrt er und wirft die Spielzeugpistole weg. Sie knallt so hart auf die Fliesen, dass ein Stück absplittert.
    Ganz schlecht.
    Großvater drängt sich zwischen uns. Während ich versuche, ihn wegzuschieben, meldet sich eine Stimme vom anderen Ende des Raumes.
    » Das reicht « , sagt Zacharov unvermutet, und es wird still. Er kommt mühsam auf die Beine und reckt seinen steifen Hals.
    Anton torkelt rückwärts, als wäre Zacharov ein Geist. Wir anderen erstarren.
    Barron zeigt anklagend auf mich. » Du hast mich ausgespielt. « Er ist sich nicht sicher, das hört man.
    » Ihr spielt alle euer Spielchen « , sagt Zacharov mit seinem schweren Akzent. » Schon als ihr klein wart, habt ihr mit Wasserpistolen gewedelt und alles nass gespritzt. «
    » Warum hast– was wusstest du? « , fragt Anton. » Und warum hast du so getan– «
    Zacharov schneidet eine Grimasse. » Ich hätte nie gedacht, dass du, Anton, unsere Familie betrügen würdest. Nie im Leben wäre ich darauf gekommen, dass du eine Verschwörung anzetteln würdest, um mich umzubringen. Ausgerechnet du, den ich zu meinem Erben ernennen wollte. « Zacharov sieht meinen Großvater an. » Die Familie bedeutet ihnen nichts mehr, was? «
    Großvater schaut von Barron zu mir, als wüsste er nicht, was er dazu sagen soll.
    Doch dann geht Anton zwei Schritte auf Zacharov zu, sein Mund ist hässlich verzerrt. Barron hebt das Messer auf, das Anton eben fallen gelassen hat, und lässt es in der Hand kreisen. Klappt es auf, klappt es wieder zu.
    Ich rolle auf die Seite und will aufstehen. Das Theaterblut macht den Boden so rutschig, dass ich mich nur mit Mühe hinknien kann.
    » Du kommst hier nicht lebend raus « , sagt Anton zu Zacharov und zeigt aufBarron und das Messer.
    Ich habe nur noch eine Karte auf der Hand, aber die ist ein Ass. Ich stehe auf. Es ist, als wäre ich wieder auf dem Dach von Smythe Hall; wenn ich ausrutsche, sterbe ich.
    » Ich habe keine Angst « , sagt Zacharov, der immer noch Anton ansieht. » Man braucht
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