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Weiße Nana / Mein Leben für Afrika

Weiße Nana / Mein Leben für Afrika

Titel: Weiße Nana / Mein Leben für Afrika
Autoren: Bettina Landgrafe
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ist einfach wunderbar und von einer Freundlichkeit, die mir das Herz aufgehen lässt.
    Meine gesamte Arbeit in Afrika ist auf die Zukunft ausgerichtet, damit sich die Projekte in zehn oder zwanzig Jahren selbst tragen und fortpflanzen. Im Kleinen kann ich das jetzt schon erkennen, wie langsam, aber sicher – besonders im Bereich Hygiene und Bildung – ein Umdenken stattfindet und die nachwachsende Generation ihre Chancen nutzt. Die jungen Studenten, denen wir in Ghana die Ausbildung finanzieren, kommen zu mir, fragen mich um Rat, welchen Weg sie einschlagen sollen, was ich an ihrer Stelle machen würde. Dabei sehe ich es auch als unsere Aufgabe, dem Ghanaischen Staat, der bereits so viele wichtige positive Zeichen setzte, auf diesem Weg zu unterstützen. Unsere Kooperationen im Sinne von Public Privat Partnership, der Bau von kleinen, aber effizienten Kliniken in abgelegenen Gebieten, von Schulen und Kindergärten, Toilettenanlagen und Brunnen sind optimale Ansätze dazu.
    Langfristig möchte ich gerne den gemeinnützigen Verein Madamfo Ghana in eine Stiftung umwandeln, und ich hoffe, durch die Unterstützung unserer Spender dies zu erreichen. Denn ich möchte den Bestand von Madamfo Ghana und unserer Arbeit für die Zukunft sichern. Im Moment steht und fällt alles mit meiner Person, aber was ist, wenn ich einmal krank werden sollte? Wenn mir etwas zustößt? Sollte mir etwas von heute auf morgen passieren, dann ist auf alle Fälle gewährleistet, dass die bestehenden Projekte auch ohne mich weiterlaufen, denn dafür brauchen Emmanuel und meine anderen Mitarbeiter mich nicht. Allerdings hängt im Moment die gesamte Spendenakquise an meiner Person, und dies würde dann entfallen. Die Bewohner von Apewu versichern mir zwar, dass ich 92,6 Jahre alt werde, doch vielleicht ist das auch eine symbolische Zahl, wer weiß das schon? Als Stiftung wären die »Freunde Ghanas«, die Madamfo Ghana, auch in der Zukunft in der Lage, die begonnene Arbeit weiterzuführen.
     
    Wieder einmal ist es Abend geworden. Mimie tut schon den ganzen Tag sehr geheimnisvoll und spricht von einer Überraschung, die ich heute bekommen soll. Sie ruft mich in ihr Schneideratelier. Dort hält sie mir ein wunderschönes Kleid entgegen, das sie für mich entworfen und genäht hat.
    »Eigentlich«, neckt sie mich, »wollte ich es aus dem bonbonfarbenen Hochzeitsstoff machen, denn ich weiß, wie gut dir dieser Vorhangstoff gefällt, aber leider blieb davon nichts übrig. Wie findest du das hier?«
    Es gefällt mir ganz ausnehmend gut, und das sage ich meiner Mimie, während ich ihr um den Hals falle und sie küsse und herze. Wie um alles in der Welt sie das zusätzlich zu ihrer vielen Arbeit noch schaffen konnte, ist mir ein Rätsel.
    »Damit du etwas Anständiges zum Anziehen hast«, sagt sie, »wenn du den Leuten dein Buch präsentierst.«
    Mimie hat eben mal wieder an alles gedacht.
     
    Ja, meine Erzählungen über mein Leben und die Erfahrungen, die ich auf dieser und auf jener Seite der Erde mache, nähern sich dem Ende. Natürlich geht es immer weiter, und mit jedem neuen Tag gibt es auch etwas Neues zu berichten. Doch für dieses Mal soll an dieser Stelle Schluss sein.
    Ich fände es schön, wenn meine Geschichte anderen Menschen Mut machen könnte, selbst Verantwortung zu übernehmen, und sei es auch nur im Kleinen. Ja, auch einem Einzelnen ist es möglich, die Welt zu verändern, etwas zu schaffen, was man sich selbst niemals zugetraut hätte. Dazu muss man nicht reich sein oder einen Doktortitel haben. Mein schwerer Lebensweg in meiner Kindheit ist ein gutes Beispiel dafür. Ich finde, man muss für die Menschen, die man liebt, oder für eine gute Sache kämpfen, es lohnt sich. Das muss nicht in Afrika sein, das kann hier im Kleinen beginnen.
    Außerdem zeigt meine Geschichte, dass es Mittel und Wege gibt, in Afrika – in meinem Fall in Ghana – konkret zu helfen. Dass nicht »alles umsonst« ist und nicht »alles eh versickert«. Madamfo Ghana ist ein Beispiel dafür und steht stellvertretend für viele kleine und mittlere Initiativen, die durch das Engagement einzelner Menschen getragen werden. Dass echte Partnerschaften dazu führen können, das Leben vieler Menschen konkret und nachhaltig zu verbessern, und zwar in dem Rahmen, den
sie
wollen und nicht wir bestimmen.
    Und wenn ich mir zum Abschluss noch etwas wünschen darf, dann offene Herzen und viele mutige »Madamfo«, also Freunde, die wie ich jeden Tag aufs Neue feststellen,
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