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Weiße Nana / Mein Leben für Afrika

Weiße Nana / Mein Leben für Afrika

Titel: Weiße Nana / Mein Leben für Afrika
Autoren: Bettina Landgrafe
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Dass es mich nach Ghana verschlug, das war Zufall. Es hätte auch Kamerun sein können oder der Kongo. Im Sudan zu helfen, davon träumte ich schon lange. Ich wollte gerne in Afrika helfen, und daraus ist nun Madamfo Ghana geworden. Mittlerweile arbeiten wir in vier Regionen Ghanas: Aschanti, Volta, Brong Ahafo und Eastern Region, immer da, wo wir gebraucht und als Madamfo, also als Freunde, gerufen werden.
    Nicht ich, auch nicht meine Mitarbeiter kamen auf diesen Namen für unsere Organisation, sondern meine Leute aus Apewu. Sie hörten, wie ich vor Jahren mit Emma darüber diskutierte, dass wir einen Namen brauchen, wenn wir unsere Organisation in Deutschland als Verein und in Ghana als Foundation registrieren lassen wollten. Wer es schließlich aussprach, das weiß ich nicht mehr, jedenfalls sagte jemand plötzlich: »Aber das ist doch klar, wie ihr heißt: Madamfo Ghana. Ihr kommt als Freunde zu uns. Ihr gebt uns wie ein Freund eine helfende Hand und schreibt uns nicht vor, was wir zu tun haben. Eben wie ein Freund, mit dem man auch mal diskutieren kann.« Und damit waren Madamfo Ghana e.V. in Deutschland und die Madamfo Ghana Foundation in Ghana geboren.
     
    Es wäre schön, wenn wir in Europa allgemein so ein Verhältnis zu Afrika entwickeln könnten – als Freunde. Wenn man in Ghana mit seinem Auto irgendwo langsam durch einen Ort oder ein Dorf fährt und wegen der Hitze das Fenster heruntergekurbelt hat, dann kann es durchaus passieren, dass einem ein Passant am Straßenrand »you are welcome« zuruft, obwohl man sich überhaupt nicht kennt. Das nenne ich wirklich Freundschaft. Es spiegelt eine Haltung wider, die zunächst das Fremde willkommen heißt, statt es von vorneherein abzulehnen. Auf politischer Ebene tut sich seit einiger Zeit auch einiges und die staatliche Entwicklungszusammenarbeit setzt ebenfalls auf eine Haltung der unvoreingenommenen Begegnung.
    Im Jahr 2005 hat man sich international auf einer Konferenz in Paris auf folgende Punkte geeinigt, damit Hilfe besser ankommt:
     
    Eigenverantwortung – Ownership
Harmonisierung – Alignment
Partneraussrichtung – Harmonisation
Ergebnisorientierung – Managing for results
Gegenseitige Rechenschaftspflicht – Accountability
     
    2008 fand in Accra, Ghana, ebenfalls eine Konferenz statt, die einen Aktionsplan mit ähnlichen Zielen und Maßnahmen verabschiedet hat. Das klingt zunächst recht theoretisch, aber in der Politik müssen Dinge zunächst einmal definiert werden, damit man mit ihnen praktisch arbeiten kann.
    Leider besteht häufig eine Diskrepanz zwischen den Arbeitspapieren oder Beschlüssen einer Konferenz und der Realität in den Ländern, die bei solchen Konferenzen berücksichtigt werden. Viel zu oft werden immer noch das wenig effiziente »Gießkannenprinzip« und eine Entwicklungshilfe »von oben herab« praktiziert, und damit werden wir wohl kaum eine echte positive Veränderung erreichen. Viele Probleme ergeben sich daraus, dass viele Vertreter von Behörden – seien es die westlichen Botschaften oder die einheimischen höheren Beamten wie Minister oder Direktoren – kaum aus ihren Büros herauskommen, um das Land »wirklich« kennenzulernen. Wenn ein Minister oder ein Botschafter sich in Ghana ein Projekt zeigen lässt, dann fliegt er nach Tamale, weil die Straße zu schlecht ist und es ihm zu lange dauert, mit dem Auto zu fahren, denn so viel Zeit wollen diese hochrangigen Entscheidungsträger nicht verlieren. Aber diese Zeit müssten sie sich nehmen, um Menschen vor Ort mit ihren Problemen wirklich zu verstehen, dazu reicht eine Stippvisite mit einem Regierungstross nicht aus. Meine Überzeugung ist es, dass man den Menschen ein Werkzeug in die Hand geben muss, damit sie ihre Zukunft, ihre Umwelt und ihr Leben selbst gestalten können.
    Viele NGO s tun das. Vielleicht im Kleinen, manche mit nur einem Projekt, einem Brunnen, einem Kindergarten. Doch diese Projekte kommen bei den Menschen direkt an und können etwas vor Ort konkret bewirken. Diesen erfahrenen Menschen sollte man ein Gehör schenken. Denn sie sind so wie ich ganz nah an den Betroffenen dran. Nach all meinen Erfahrungen in Ghana bin ich zu der Überzeugung gekommen, dass wir unseren Fokus auf die Dörfer, die Gemeinden setzen sollten. Auf die lokale Ebene, aber dafür mit realistischen Zielen, Schritt für Schritt. Niemand hat gesagt, dass es schnell geht, dass es von heute auf morgen große Veränderungen geben wird. Aber dass es geht, das kann ich aus
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