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Weiße Nana / Mein Leben für Afrika

Weiße Nana / Mein Leben für Afrika

Titel: Weiße Nana / Mein Leben für Afrika
Autoren: Bettina Landgrafe
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eigener Erfahrung an vielen Beispielen belegen.
    Regierungen und große Organisationen sind in der Lage zu leisten, was wir nicht können. Zum Beispiel Katastrophenhilfe: innerhalb von 24 Stunden ein mobiles Krankenhaus aufbauen; Wasserversorgung für Tausende Menschen in einem Erdbebengebiet organisieren; große Infrastrukturprojekte wie Straßen und Stromversorgung aufbauen.
    Aber die nachhaltige und langfristige Hilfe, die kann durch kleine NGO s erbracht werden nach dem Prinzip »von unten nach oben«, in direktem Kontakt zu den Menschen, bei denen das Projekt ankommen soll. Bildung ist ein wichtiger Schlüssel dazu, und in meinen Augen ist das eine Kernkomponente. Nicht jeder muss gleich Arzt oder Architekt werden, aber es ist wichtig, dass die Chance zu wählen gegeben ist. Sobald man ihnen die Möglichkeit dazu gibt, beginnen diese jungen Leute damit, sich mit ihrem Leben in ihrem Land auseinanderzusetzen. Und wenn all diese Kinder und Jugendlichen in zehn bis fünfzehn Jahren mündig und gut ausgebildet sind, dann können sie ihr Land nach ihren Vorstellungen gestalten. Mit dem gebührenfreien Schulbesuch in den ersten sechs Klassen ist Ghana in dieser Hinsicht auf einem richtigen Weg. Wir ermöglichen vielen Begabten danach die weitere höhere Schulbildung. Zusammen genommen ist dies doch ein konkreter Ansatz, um Ghana eines Tages auf die eigenen Füße zu stellen.
     
    Wie steht es mit dem gesamten afrikanischen Kontinent? Bei seiner Größe erscheint es eine schier unlösbare Aufgabe, hier insgesamt wirksam zu helfen. Es gibt Regionen, in denen Konflikte und Kriege solch eine Entwicklung, wie sie Ghana in den letzten Jahrzehnten genommen hat, unmöglich machen. Es gibt in vielen Ländern korrupte Eliten, die sich bereichern und das eigene Volk gnadenlos ausbeuten. Aber das sollte uns nicht davon abhalten, dort konkret zu helfen, wo Hilfe möglich ist. Alle über einen Kamm zu scheren, bringt nichts und ist außerdem ungerecht. Wir in den sogenannten westlichen Ländern sind mittlerweile mit der gesamten übrigen Welt, also auch mit Afrika, so eng verflochten, dass wir es uns gar nicht mehr leisten können wegzusehen.
    In unserem Zeitalter der Globalisierung ist unser Schicksal mit dem der Menschen in anderen Ländern dicht verwoben, Terrorismus, Kriege und Bürgerkriege wirken grenzüberschreitend, Umweltprobleme machen nicht an nationalen Grenzen halt. Ich werde nie vergessen, wie ich einmal die Müllkippe in Agbogbloshie in Accra besucht habe, wo der Computermüll aus Europa und den USA entsorgt wird, und die giftigen Dämpfe unseres eigenen Wohlstandes einatmete. Ich konnte wieder gehen – aber die Menschen, die dort wohnen, sind den Folgen unserer Überflussgesellschaft hilflos ausgeliefert. Für mich sind dies reale Größen und nicht einfach nur eine von vielen »schlimmen« Dokumentationen im Fernsehen. Es nützt nichts, darüber betroffen zu sein. Es liegt in unserer Hand, etwas zu tun oder die zu unterstützen, die die Möglichkeit dazu haben, etwas zum Besseren zu wenden.
     
    Durch die Verflechtung des Weltwirtschaftssystems bleibt keine Volkswirtschaft unberührt von den Krisen anderer Länder und Regionen. Und eine wichtige Basis der deutschen Wirtschaft ist das Exportgeschäft, das von einer stabilen Weltwirtschaft abhängt. Demnach sollte eine funktionierende Entwicklungszusammenarbeit schon allein in unserem eigenen Interesse stattfinden. Außerdem entspricht es natürlich auch den Grundwerten unserer Gesellschaft, dass wir uns solidarisch und gerecht verhalten.
     
    Und wer sich denkt, Afrika, das ist mir zu weit weg, der kann sich auch in seiner eigenen Umgebung umsehen, ob dort irgendwo Hilfe notwendig ist. Die Ghanaer, ein Volk von etwa 24 Millionen Menschen, nennen sich gegenseitig »Brother and Sister«, ob sie sich kennen oder nicht, und das überall, in allen Lebensbereichen. Man kann Menschen auf der Straße beobachten, wie sie jemanden, den sie überhaupt nicht kennen, ansprechen und fragen: »Sister, bitte, kannst du mir helfen? Ich suche das und das«, »Brother, can you help me?«. Ich beobachte sehr gerne, wie herzlich die Ghanaer miteinander umgehen. Die sind einfach so freundlich zueinander, selbst wenn Emmanuel oder Stanley irgendwo aussteigen und jemanden nach dem Weg fragen – man könnte meinen, sie sind alle miteinander befreundet oder verwandt. Das alles schafft für mich eine Lebensqualität, die ich nicht mehr missen möchte. Das »Klima« zwischen den Menschen
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