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Weissbier im Blut - Ein Kriminalroman aus dem bayerischen Unterholz

Weissbier im Blut - Ein Kriminalroman aus dem bayerischen Unterholz

Titel: Weissbier im Blut - Ein Kriminalroman aus dem bayerischen Unterholz
Autoren: Joerg Graser
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Asservatenkammer?«
    »Tatwaffen müssen immer beschlagnahmt werden. Das ist ein Automatismus.«
    »Gut, dass Sie jetzt dabei sind.«
    Kreuzeder schloss das Auge und machte es erst wieder auf, als der Wagen über einen Feldweg holperte. Der Mähdrescher stand diesmal auf der Wiese unterhalb des Holznerhofs. Unweit davon war ein Krankenwagen, in den gerade eine Trage geschoben wurde, von der Blut tropfte. Den Spuren nach war die Maschine eine Schlangenlinie gefahren, aber das Gras war geknickt und nicht gemäht worden. Wieder lungerten Neugierige herum und glotzten; zwei Streifenbeamte passten auf, dass am Tatort nichts verändert wurde. Am Boden, vor dem Mähdrescher, lag ein aufgesprungener Musterkoffer, und rundherum waren Devotionalien verstreut, Lourder Madonnen, Jesusse mit blinkenden Heiligenscheinen, Kreuze und Bibeln, aber auch Buddhas und indische Elefantengötter.
    Klotz übernahm sofort die Initiative und knöpfte sich einen Polizisten vor.
    »Mordkommission Passau. Wie schaut’s aus?«
    »Die Ärztin sagt, sie kann noch gar nichts sagen.«
    »Also lebt das Opfer noch?«
    »Mehr oder weniger.«
    »Wer hat den Mähdrescher gefahren?«
    »Keine Ahnung. Die Bäuerin sagt, dass ihr Mann im Gefängnis ist, und sie weiß von nichts.«
    »Wo ist die?«
    »Im Haus.«
    Der forsche Kollege marschierte gleich hinauf zum Hof, während Kreuzeder sich das Geschehen am Krankenwagen näher besah. Eine blutjunge Ärztin versuchte gerade, eine Infusion zu legen. Auf dem Blechboden unter der Trage hatte sich bereits eine rote Pfütze gebildet, in die es ständig weiter hineintropfte. Das Blut kam aus einem enormen Haufen aus festgezurrten Mullkompressen, Verbandswatte und halb aufgerollten, kreuz und quer gestapelten Mullbinden. Irgendwo darunter musste das Opfer stecken. Die Ärztin war augenscheinlich nervös. Sie rief einen Streifenbeamten herbei.
    »Wenn Sie sich nützlich machen wollen, dann schaffenS’ den Betrunkenen da weg.«
    Der Polizist tat so, als hätte er nichts gehört. Kreuzeder nahm auf dem Beifahrersitz Platz. Der Fahrer blaffte ihn an.
    »Verschwinden Sie da!«
    Der Polizeiausweis, der vor seinen Augen tanzte, rief ungläubiges Staunen hervor.
    »Kriminalpolizei. Ich fahr mit. Ich muss den Mann verhören.«
    »Aber der ist doch vollkommen bewusstlos.«
    »Das macht nichts.«
    Die Ärztin war nur noch ein Nervenbündel.
    »Beachten Sie ihn gar nicht. Fahren Sie schon los.«
    Der Fahrer legte gleich ein ordentliches Tempo vor. Schon in der ersten Kurve wurden die Ärztin und der Rettungssanitäter gegen die Seitenwand geschleudert. Sie pfefferte die Infusionsnadel in den Müllsack.
    »Verdammte Scheiße! Wie soll ich da jemals eine Vene finden?!«
    Kreuzeder wartete, bis sie sich auf dem Klappstuhl festgekrallt und wieder ein wenig im Zaum hatte.
    »Wie haben Sie ihn denn aus dem Mähdrescher rausgekriegt?«
    »Er ist davor gelegen. Er muss selber noch irgendwie drunter vorgekrochen sein. Das Mähwerk war nicht eingeschaltet. Sonst hätt ich ihn in Plastiktüten einsammeln müssen.«
    »GlaubenS ’ , er hat eine Chance?«
    »Haben Sie die Figuren in der Wiese gesehen?«
    »Das muss ein Vertreter von so Heiligensachen sein.«
    »Wenn die alle zusammenhelfen, Jesus, Maria, Buddha, Ganesha und die anderen, dann können wir ihn vielleicht noch mal vom Himmel runterkratzen.«

10
    Der Krankenwagen hielt mit knirschenden Bremsen direkt vor der Glastür der Klinik. Der Fahrer und der Sanitäter zogen die Trage heraus und trugen sie im Laufschritt durch die Eingangshalle. Die Ärztin trippelte mit der Infusionsflasche nebenher. Kreuzeder ging das alles zu schnell. Er folgte gemessenen Schrittes der Blutspur auf dem hellgrauen Hartplastikboden. Eine Krankenschwester versuchte, ihn aufzuhalten.
    »Moment! Wo wollen Sie denn hin?«
    »Kriminalpolizei…«
    Er wedelte mit seinem Ausweis, doch die Schwester blieb ihm auf den Fersen.
    »Sie können da jetzt nicht mit. Der Patient kommt in den Operationssaal. Da können Sie nicht rein.«
    Er zückte sein Handy und hatte Mühe, im Gehen eine Nummer einzutippen.
    »Kreuzeder. Mordkommission Passau. Ich brauch Verstärkung. Schicken Sie mir zwei Beamte ins Krankenhaus. Moment… Wo sind wir hier überhaupt?«
    »Freyung.«
    »Krankenhaus Freyung.«
    »Was soll denn das heißen, Verstärkung? Sie sind ja betrunken.«
    »Das macht nichts. Das bin ich gewöhnt.«
    »Der Mann wird jetzt operiert und dann kommt er in die Intensivstation. Da braucht er dann absolute Ruhe.«
    Die
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