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Weiß wie Schnee, rot wie Blut, gruen vor Neid

Weiß wie Schnee, rot wie Blut, gruen vor Neid

Titel: Weiß wie Schnee, rot wie Blut, gruen vor Neid
Autoren: Gabriella Engelmann
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lang, denn ich Idiotin versuchte es fast ohne Unterbrechung. Dazu hatte der liebe Gott ja schließlich die Wahlwiederholung erfunden, oder?
    Auch JamieTim guckte ein bisschen betrübt aus der Wäsche, Alka war nämlich ebenfalls noch nicht da…
    »Scheint, als würden wir beide heute versetzt werden«, seufzte mein Lieblingszwerg und füllte sich eine weitere Portion Chili in eine Schale – futtern gegen Kummer nannte man das wohl. Aber vielleicht half es ja, also aß auch ich eine zweite Portion.
    Wahrscheinlich würden wir im Laufe unseres Zusammenlebens gemeinsam dick und rund werden.
    Mein Dad hatte mir nämlich erlaubt, weiter bei den Zwergen zu wohnen! So ganz offiziell mit Mietvertrag, seiner Bürgschaft und allem Pipapo.
    Ich hätte also glücklich sein können, glücklich wie eigentlich noch nie zuvor in meinem Leben. Wäre da nur nicht dieses nagende Gefühl des Misstrauens in meiner Herzgegend gewesen…
    Und dann stand er auf einmal vor mir und grinste breit, als wäre nichts passiert. Als hätte ich mir nicht die letzten beiden Stunden das Hirn darüber zermartert, wo er abgeblieben war.
    »Sorry, wir hatten ein paar Notfälle in der Klinik. Massenkarambolage auf dem Ring drei. Das war echt Horror pur! Mann, bin ich froh, dass ich endlich da bin.«
    Ein Teil von mir war auch froh, ihn endlich zu sehen, und gab ihm spontan einen flüchtigen Kuss auf den Mund. Doch der andere grummelte und rumorte: Wie konnte man bitte gleichzeitig Notfälle behandeln und Dauertelefonate auf dem Handy führen? Na? Eben! Und wieso tauchte – oh Wunder, oh Wunder – nun auch Alka hinter ihm auf? Ebenfalls leicht aus der Puste und abgehetzt, als wäre sie die letzten Meter gerannt.
    Ich schob Felix in die Küche, wo Dad und Anne am Büfett standen und sich angeregt mit Dieter Thomsen unterhielten. »Papa, das ist Felix… Felix, das ist mein Vater und das hier ist Anne, seine Freundin.« Die drei schüttelten sich die Hände und ich beobachtete Felix mit Argusaugen. Doch der schien erstaunlicherweise kein Stück nervös zu sein. Ich wäre bestimmt nicht so gelassen, wenn ich Dr. Lydia von Hohensee, ihres Zeichens weltbeste Anästhesistin, oder Dr. Wolfram von Hohensee, Chef der Charité in Berlin, vorgestellt werden würde. Aber das würde ja wohl in absehbarer Zukunft auch nicht passieren, so wie ich die Sache mit Felix und Alka interpretierte. Was genau lief denn da jetzt zwischen den beiden?
    Ich beschloss, mich auf der Tanzfläche abzulenken. Vielleicht konnte ich Felix bei der Gelegenheit ein bisschen mit Johnny D eifersüchtig machen?!
    Ich musste Johnny zum Glück nicht lange schöne Augen machen, er kam sofort zu mir und wirbelte mich durchs Zimmer. Nachdem wir eine Weile getanzt hatten, tauchte endlich Felix im Türrahmen auf. Das wurde aber auch Zeit!
    Doch bevor Felix irgendwie reagieren konnte, stellte Julius auf einmal die Musik leiser und postierte sich auf der Tanzfläche. JamieTim reichte ihm ein ungefähr dreimal drei Meter großes Etwas, eingehüllt in Packpapier, an dem eine rote Schleife baumelte. Sollte das etwa ein Geschenk für mich sein? Aber ich hatte doch gar nicht Geburtstag?!
    »Liebe Sarah, liebe Gäste«, begann Julius und sah wieder einmal sehr erwachsen aus. »Wie ihr alle wisst, hat Sarah neulich Aufnahmen für die neue Kampagne von HeavenlyNature gemacht. Wir als Agentur und auch der Auftraggeber waren hin und weg von Sarahs Schönheit, ihrem liebenswerten Wesen, ihrem natürlichen Charme und ihrer großen Professionalität. Stundenlang für Fotos zu posen, ist nun mal kein Zuckerschlecken, aber Sarah, du hast das prima hingekriegt. Als kleines Dankeschön überreiche ich dir im Namen der Agentur AltvonPlatt dieses Geschenk, mit den besten Grüßen von Biggi, die sehr stolz auf dich ist und sehr gerne weitere Kampagnen mit dir machen möchte.«
    Felix machte ein Gesicht wie ein Auto, Dad kniff die Augen zusammen und ich konnte es kaum erwarten zu sehen, was in dem Paket war. Mit zitternder Hand löste ich zuerst die schwere Schleife aus dunkelrotem Satin und schließlich das bräunliche Packpapier.
    Im Zimmer war es mucksmäuschenstill, vermutlich hörte man das Pochen meines Herzens bis auf die Straße. Ich hielt den Atem an, als ich erkannte, was es war: mein Werbeplakat aufgezogen auf einer stabilen Pappe. Ich blickte in das Gesicht eines Mädchen, das mir so vertraut war und zugleich doch fremd. Haut so weiß wie Schnee, Lippen so rot wie Blut, und Haare so schwarz wie Ebenholz. Mein
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