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Weiß wie Schnee, rot wie Blut, gruen vor Neid

Weiß wie Schnee, rot wie Blut, gruen vor Neid

Titel: Weiß wie Schnee, rot wie Blut, gruen vor Neid
Autoren: Gabriella Engelmann
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Fußboden. Was dann folgte, zog mir echt die Schuhe aus:
    Anscheinend waren die beiden Turteltäubchen die ganze Zeit umeinander herumgeflattert, aufgeregt bis zum geht nicht mehr – und beide zu nervös oder schüchtern, um den ersten Schritt zu machen.
    »Bei uns in Indien ist es nun mal Sitte, dass der Mann die Frau fragt«, erklärte Alka unter weiteren Schluchzern ihre unemanzipierte Haltung. WUSSTE ICH ES DOCH! Hatte ich JamieTim diesen Vortrag nicht schon vor Wochen gehalten?
    Aber was lief dann zwischen ihr und Felix? Jetzt, wo wir hier schon mal so gemütlich beisammensaßen, konnte ich das ja auch gleich klären.
    »Warst du eigentlich mal in Felix verliebt?«, fragte ich so beiläufig und lässig wie möglich. »Oder er vielleicht in dich?« Vor Aufregung hatte ich beinahe Schlagseite bekommen und wäre fast in die Wanne geplumpst.
    »Was?«, schluchzte Alka. »Wie kommst du denn darauf? Das Einzige, was zwischen uns…«
    In diesem Moment klopfte es an der Tür. Mist! Mist! Mist! Ich war doch gerade so kurz vor dem Ziel!
    »Hier ist JamieTim. Schneewittchen, wo bleibst du denn so lange? Deine Gäste wundern sich schon!«
    »Bin gleich wieder da!«, zischte ich Alka zu, ging aus dem Bad und schloss die Tür sofort wieder. Draußen schob ich JamieTim in mein Zimmer und dirigierte ihn aufs Bett.
    »Also hör zu…«, begann ich meinen Vortrag und erzählte eins zu eins, was ich soeben von Alka erfahren hatte. JamieTims anfänglich finsteres Gesicht erhellte sich von Satz zu Satz, dass es eine Freude war. Zum Ende strahlte er und hatte offenbar Mühe, überhaupt noch bei mir zu bleiben, bis ich komplett geendet hatte. »Und nun mach schon! Geh zu ihr«, befahl ich schließlich grinsend und Guido stürmte aus dem Raum.
    Ich blieb noch einen Moment sitzen und wusste nicht so recht, wie es jetzt weitergehen sollte.
    »Ach hier steckst du, ich hatte mich schon gewundert, wo du abgeblieben bist!« Und da stand er: Felix. Jetzt kam ich nicht mehr drum rum – ich musste endlich die Wahrheit erfahren.
    »Ja, ich bin hier und denke nach!«
    Felix runzelte die Stirn und setzte sich neben mich. »Und worüber, wenn ich fragen darf?«
    »Darüber, ob es wirklich stimmt, dass du mich liebst. Und wenn es so ist, warum du dich dann mir gegenüber so seltsam benimmst. Mal bist du lieb, mal distanziert. Dann telefonierst du wild in der Gegend herum, als Nächstes tauchst du mit Alka im Schwimmbad auf. Ehrlich, Felix, das ist ganz schön anstrengend.«
    »Ach, Sarah«, entgegnete Felix seufzend und legte den Arm um mich. »Es tut mir leid. Ich weiß, dass das nicht so toll war. Aber es ist nicht so, wie du denkst, wirklich!«
    Ha! Diesen blöden Satz kannte ich zur Genüge aus Filmen. Er wurde immer dann gesagt, wenn die Heldin den Helden in mehr als eindeutiger Pose mit einer Frau erwischte, die dummerweise nicht die Heldin selbst war.
    »Zwischen mir und Alka lief nie was und wird es auch nie. Die einzige Verbindung, die es zwischen uns gibt, ist die, dass ich während meines Medizinstudiums in Mumbai bei ihrer Familie wohnen wollte. Deshalb waren wir so viel in Kontakt. Und deshalb musste ich auch den halben Kinoabend telefonieren, denn da habe ich gerade die Zusage für den Studienplatz bekommen.«
    Mumbai, Mumbai? Woher kannte ich diesen Namen? Stimmt! Mumbai war der neue Name für Bombay, einer Großstadt in Indien.
    In Indien? Wieso um alles in der Welt wollte Felix in Indien studieren?
    »W-w-wieso willst du in Indien studieren?« Mir wurde abwechselnd heiß und kalt. Erst erklärte mir Felix seine Liebe und im zweiten Atemzug stellte er klar, dass diese Liebe keine Chance hatte, weil wir Kontinente, ja ganze Universen voneinander getrennt sein würden?!
    »Ursprünglich, weil man dort eine exzellente Ausbildung bekommt und viel schneller im Krankenhaus arbeiten darf als in Deutschland. Aber ich habe den Platz vorhin auf dem Weg abgesagt. Ich will nicht mehr nach Mumbai. Ich will in deiner Nähe sein. Das ist mir klar geworden, als ich auf dich aufgepasst habe, während du im Koma lagst.«
    Mein Kopf explodierte fast. So viele unterschiedliche Informationen, ein Wechselbad der Gefühle. Da fuhr ich doch lieber wieder Kettenkarussell mit Dad, das war irgendwie übersichtlicher. Da wusste man wenigstens, wovon einem schlecht wurde.
    »Und warst du deshalb so komisch zu mir? Weil du in mich verliebt warst, aber eigentlich weg aus Hamburg wolltest?«, fragte ich. Das wäre in meinen Augen die einzige glaubwürdige und
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