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Weiss wie der Tod

Weiss wie der Tod

Titel: Weiss wie der Tod
Autoren: Roman Rausch
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Stimmt’s? Dann sind Sie los. Sie fanden ihn schwer verletzt am Boden liegen. Ihre Tochter hatte ganze Arbeit geleistet. Stopp, nicht ganz. Sie hat Ihnen den Todesstoß überlassen. Ein Geschenk, sozusagen, für all das erlittene Leid. Er verdiente den Tod . Das waren Ihre Worte. Und Sie haben das Geschenk angenommen. Sie haben ihn getötet, wie es nur ein Mann machen kann. Mit bloßen Händen.
    Als der Vater die Arbeit getan hatte, meldete sich der Kriminalist zu Wort. Er schätzte die Situation ein. Was war zu tun? Am besten war es, wenn Mandrak verschwand. Man konnte sagen, er sei ins Ausland getürmt und die Therapie habe versagt. Doch wohin mit der Leiche?
    Sie wussten, dass Sie ein großes Risiko eingingen, wenn Sie ihn vor die Tür brachten. Zeugen gibt es immer und überall. Also durfte er den Kellerraum nie wieder verlassen. Sie gingen los, besorgten Pickel und Zement.»
    Thorsten Waan hatte ruhig Levys Beschreibung des Tathergangs angehört. In seinen Augen spiegelten sich die vielen Jahre Berufserfahrung als Polizist. Er wägte ab, was er nun antworten sollte. «Sie haben recht. Genau so ist es passiert. Mit einer Ausnahme: Lili war nie am Tatort gewesen. Ich allein habe Holger Mandrak aufgelauert, ihn betäubt, geschlagen und schließlich getötet.»
    «Blödsinn», schimpfte Levy, «Sie brauchten kein Flunitrazepam, um Mandrak zu überwältigen. Sie hätten ihn mit einem Schlag töten können.»
    Thorsten Waan lächelte, er fühlte sich sicher, dass niemand seine Version würde widerlegen können.
    Das spürte auch Levy. Verdammt, hätte er nur das Crystal zur Hand. Damit würde er besser denken können. Er hatte alles gegeben, was er aus den Ermittlungen schlussfolgern konnte. Dennoch musste da noch etwas sein, das er übersehen hatte.
    «Es ist Zeit für eine Pause», sagte Michaelis. «Wir treffen uns in einer Viertelstunde wieder.»
    Sie standen auf. Die beiden Beamten nahmen Thorsten Waan am Arm, bereit, ihn abzuführen.
    «Sternenstaub», rief Levy ihm nach.
    Thorsten Waan blieb stehen.
    «Vorhin wollten Sie Ihre Tochter unbedingt sprechen. Was ist daraus geworden? Ich hoffe, sie ist zu Hause, in Sicherheit. Oder doch nicht? Sind Sie gerade im Begriff, einen weiteren schweren Fehler zu begehen?»
    Thorsten Waan taxierte die Situation. Wo war Lili? Er hatte sie den ganzen Tag nicht gesehen. Und dann diese SMS, die sie ihm geschickt hatte. Sie wollte jemanden treffen. Nur kurz. Wer war dieser Jemand? Konnte sie ihm trauen?
    «Ich muss noch einmal telefonieren», sagte er. «Mit meiner Tochter. Sie können mithören und das Gespräch sofort unterbrechen, wenn Sie es für notwendig erachten. Ich möchte nur sicher sein, dass es ihr gutgeht.»
    «Sie stehen unter Mordverdacht», wehrte Michaelis ab. «Es besteht Verdunkelungsgefahr.»
    «Ich glaube nicht», antwortete Levy. «Es wird sich gleich alles aufklären.»
    Michaelis rang mit sich. Schließlich: «Okay, ein Anruf. Wenn Sie Mist bauen, sind Sie geliefert.»
    Thorsten Waan nickte und gab ihr die Nummer. Michaelis wählte und schaltete die Freisprechfunktion an.

66
    D as Passwort.»
    Lili kniete auf Stephans Brust und schlug ihm ins Gesicht. «Los, du Schwein, aufwachen. Wie lautet das Passwort für das verdammte Laufwerk.»
    Stephan Voss antwortete nicht, obwohl er noch bei Bewusstsein war. Er lag blutüberströmt am Boden und blickte in das grelle Weiß der Deckenlampe.
    Jenny saß zitternd auf dem Sofa. Sie begriff nicht, was hier vor sich ging. Sie hatte gehofft, von der jungen Frau gerettet zu werden. Doch wie sich nun zeigte, war sie noch lange nicht in Sicherheit. Dieses verrückte Mädchen hatte Stephan mit ihren Stöcken windelweich geprügelt und verweigerte ihr nun die Flucht. «Was willst du mit dem blöden Passwort?», fragte sie. «Komm, lass uns verschwinden und die Polizei rufen.»
    «Alles zu seiner Zeit. Ich garantiere dir noch eine Überraschung.» Sie stand auf und suchte nach einem verwertbaren Gegenstand. Da stand eine Ledertasche.
    «Das ist meine», protestierte Jenny.
    Lili suchte und fand einen Kugelschreiber. Der konnte helfen. Stopp, da gab es noch einen Füllfederhalter, ein edles Teil mit breiter, vergoldeter Feder. Sie nahm ihn und ging zu Stephan.
    «Eigentlich hast du diese Sonderbehandlung nicht verdient. Also, noch einmal: Wie lautet das Passwort?»
    Stephan reagierte nicht. Sein leerer Blick verlor sich an der Decke, aus seinem Mund quoll Blut. Er lebte noch.
    «Wie du willst. Dann das volle Programm.»
    Lili
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